Y. Georgs-Zweig

Wie dem sechstältesten der sieben Söhne des Johann Georg von Wimpffen FRANZ GEORG VON WIMPFFEN (1735 – 1816) der Generation 11 in den beginnenden 1760er Jahren mit Unterstützung von PHILIPP FERDINAND REGIERENDER FÜRST ZU LIMBURG, BRONKHORST UND STYRUM von Bürgermeistern und Rat der Stadt Nürnberg unzutreffenderweise bis zumindest in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts zurückgehende reichsrittermäßige Adelsherkunft bescheinigt wird und dessen Zweig in der nächsten (12.) Generation der ruhmvolle FELDMARSCHALL UND RITTER DES GOLDENEN VLIESES MAXIMILIAN VON WIMPFFEN (1770 – 1854) entwächst sowie des Vorgenannten einer Bruder DAGOBERT (1765 – 1836) zum Begründer der nach Ungarn und dort über die vier weiteren Generationen 13 bis 16 hinweg erfolgte Einheiraten in hochvermögende Adelsgeschlechter zu großem Ansehen und Besitz gelangten Linie der WIMPFFEN-MOLLBERG wird.

  • Abb. Y 1: Die II. Stammtafel der Freiherren und Grafen von Wimpffen des Constantin von Wurzbach von 1888 in ihrer korrigierten, ergänzten und erweiterten Form.

Nunmehr in der Reihe der fünf Zweige der Von Wimpffen (siehe diese in der vorstehend abermals gezeigten II. Stammtafel) in der Generationslinie XIII bzw. 11 den c) Franzens Zweig verlassend und zum d) Georgs Zweig weiterschreitend, gelangen wir damit zu jenem der Zweige, zu dessen Abkömmlingen auch DR. HANS H. FREIHERR VON WIMPFFEN gehört. Dieser, wie wir schon wissen, promovierte Historiker und herausragende Von Wimpffen-Forscher, hat in seiner Website „wimpffen.hu” bzw. „wimpffen.de” in der Rubrik „biographien” bzw. „biographien“ fast allen zentralen Personen dieses seines Zweiges großteils umfänglichste Lebensdarstellungen gewidmet, die bestens recherchiert und durch aus dem Fundus der Familienüberlieferung und vor allem von seiner Mutter, der akademischen Malerin CLARA VON BOTH-WIMPFFEN (1907 – 2000), geschaffene Bilddokumente veranschaulicht sind. Am Anfang all dieser dem c) Georgs-Zweig angehörigen Personen, deren Lebenswege nachfolgend in chronologischer Reihenfolge nach dem Zeitpunkt ihrer Geburt hier natürlich nur sehr gerafft und teilweise lediglich in Stichwortform, allerdings da und dort unter Aufnahme anderweitig ermittelter Fakten, wiedergegeben sind, steht, angehörig der

– G e n e r a t i o n  11d -,
dessen Begründer
FRANÇOIS GEORGES DE WIMPFFEN
bzw.
FRANZ GEORG VON WIMPFFEN
:
von Aubert Des Bois versehen nur mit dem einen Vornamen
GEORGE,
bei Constantin von Wurzbach in der Lebensbeschreibung Nr. 20,
bezeichnet mit
GEORG SIEGMUND DOMINIK;
nach Geneall.net lautet sein voller Name
FRANZ GEORG JOSEPH LUDWIG SIEGMUND DOMINIK
HEEREMANN VON WIMPFFEN;
geb. am 24. November 1735
in Minfeld in der Pfalz;
gest. am 13. Februar 1816
höchstwahrscheinlich in Wien.

Dieser wird 1754 im Alter von 19 Jahren von Pfalzgraf Christian IV. zum Hofjunker in Mannheim ernannt, tritt jedoch 1756 wie zunächst alle seine fünf Brüder, der Canonicus in Weißenburg/Elsass gewordene JOSEPH PHILIPP (geb. 1728) ausgenommen, in den Militärdienst Frankreichs, und zwar in das deutsche Regiment „Alsace”. 1759 wird er Major und Kommandeur des deutschen Regiments „Comte de La Marck”. Am 31. Dezember 1761 als nunmehriger Kurkölnischer Kammerherr heiratet er in Hohenholz/Westfalen JULIE THERESE FREIIN VON BÖSELAGER AUS DEM HAUSE EGGERMÜHLEN (Aubert Des Bois benamt diese dagegen mit BARONNE DE BOIFLOGER, CHANOISSE, d. h. Stiftsdame, DE HOHENHOLD EN WESTPHALIE). Diese schenkt ihm drei Kinder: 1762 GEORG, 1763 DAGOBERT und 1770 MAXIMILIAN.

Es steht zu vermuten, dass dessen Ausscheiden aus dem französischen Militärdienst nach rund anderthalb Jahrzehnten und Wechsel nach Kurköln und damit in den im Bereich des Niederrheins sowie des Heiligen Römischen Reiches mit der Heirat dieser vorgenannten Dame zusammenhängt. Denn diese stammte aus der westfälisch-niederrheinischen ritterschaftlich-freiherrlichen Adelsfamilie der BÖSELAGER-EGGERMÜHLEN, deren Stammschloss Eggermühlen im gleichgenannten kleinen Ort im Norden des heutigen Kreises Osnabrück in Nordwestfalen unweit der niederländischen Grenze lag. Aus dem Zeitraum von 1760 – 1763/64, d. h. vom Vorjahr dieser Ehewerdung bis drei/vier Jahre danach, stammen sechs mir durch Dr. Hans H. von Wimpffen zugekommene Kopien Urkundenmaterials, dessen Entstehung ganz eindeutig mit diesem sechstältesten der sieben Söhne des JOHANN GEORG VON WIMPFFEN (1689 – 1767) namens FRANZ GEORG VON WIMPFFEN VON WIMPFFEN (1735 – 1816) zusammenhängt und der genealogischen Aussagen wegen unter allen Umständen der Vorstellung sowie dann auch der jeweiligen eingehenden kritischen Interpretation bedarf.

Das Studium dieses Urkundenmaterials in seiner Gesamtheit lässt erkennen, dass damals der ca. 25 – 28/29 Jahre alte „HERR FRANTZ GEORG FREYHERR (oder auch BARON) VON WIMPFFEN”, wie er in einigen dieser Unterlagen erscheint, ähnlich wie in späteren Jahrzehnten (1788 und 1807) seine beiden ins Herzogtum bzw. Königreich Württemberg und damit ebenfalls in deutsche Bereiche aus Frankreich gewechselten Neffen HERMANN (GERMAIN) und CHRISTIAN FRIEDRICH VON WIMPFFEN (siehe darüber die diesbezüglichen Ausführungen insbesondere in Kapitel T. Württembergische Nebenlinie), sich veranlasst gesehen hat, genauen Nachweis seiner Abstammung durch archivalische Nachforschungen in Richtung auf die Möglichkeit der Vorweisung von Adelsbriefen sowie einer Genealogie seines Geschlechtes zu führen. Inwieweit dieses Bestreben erstrangig durch formelle Zwänge wie vor allem die Notwendigkeit des Adelsnachweises im Zuge der Verheiratung sowie des Landes- und Herrschaftswechsels vom Königreich Frankreich in das Gebiet des Heiligen Römischen Reiches und dort speziell in das Erzbistum Köln am Niederrhein oder eher durch das bloße Streben nach Ansehen und daraus sich ergebender Mehrung der Chancen des Aufsteigens in höhere „Chargen” der Hof- und Militärtätigkeit initiiert wurde, lässt sich zwar nicht mehr schlüssig eruieren. Doch dürfte das Letztere, schaut man auf die von ihm erzielten Bezeugnissungen, die über die Anerkennung real gegebener bloßer nachmittelalterlich-reichsfreiherrlicher Adelseigenschaft weit hinaus hinein in den (wenngleich keineswegs mit der Realität konform gehend!) hochmittelalterlich-ritterschaftlichen Alt- und Schwert-Adel weisen, wichtige oder gar maßgebliche Triebfeder der Bemühungen des Franz Georg gewesen sein.

Es begann damit, dass dieser sich zunächst mittels einer Art – in diesem mit „Vorschreiben” bezeichneten – Empfehlungsbrief des in der Herrschaftsnachbarschaft von Kurköln und damit seiner Person befindlichen PHILIPP FERDINAND REGIERENDER FÜRST ZU LIMBURG, BRONKHORST UND STYRUM (geb. 1734 in Wilhermsdorf/Mittelfranken, gest. 1794 im hohenlohischen Residenzstädtchen Bartenstein) an die Bürgermeister und den Rat der Freien Reichsstadt Nürnberg wandte, in dem diese vom Vorgenannten in barocker Höflichkeit sowie geschraubter Schwülstig- bis penetranter Aufdringlichkeit gebeten wurden, „Herrn Baron von Wimpffen, CammerHerr Von Chur-köln” hinsichtlich „Familienangelegenheiten, worumen Er (nach Nürnberg) die Reyse machet” mittels ihren „Herrn Traiteuren” (gemeint: Verfassern und/oder Schreibern und Verwaltern von Abhandlungen, Verträgen) „mit aller Befleißenheit … gefällige Dienste” zu erzeigen. Hierzu sei zunächst der diesbezügliche Brieftext ungekürzt vorgestellt und dann die notwendige Transkription angefügt:

121a

121b

Transkription: (Passagen in Aufrechtschrift sind Anmerkungen des Verfassers) Seite 1: „Unsern Freundlichen Gruß und gute Freundschaft zuvor; Hoch- und WohlEdelgebohrne Hoch- und Wohl- Sonders Viel- und geehrte Herren! Ein gewißer Herr Baron Von Wimpfen, CammerHerr Von Churcölln, der die Ehre haben wird, denenßelben gegenwärtiges Schreiben zu überreichen, ist sowohl Was dessen alß Besondres Von dem französischen Hof, woselbsten Verschiedene Von seiner Famille in distinguirten Chargen stehen, an uns hieher bestens anbefohlen worden, ihne an unsere Sonder Viele und geehrte Herrn weiters zu befördern und mit einem nachdrücklichen Vorschreiben zu begleiten, durch welches Er in Stand gesezet werden mögte, diejenige Famille angelegenheiten, worumen Er die Reyße machet mit Unseren Sonders Viele und geehrte Herrn Traiteuren und einen erwünschten Effect und Satisfaction darüber erlangen zu können; Wenn Wir nun ohnehin das Vergnügen haben mit Denenßelben in genauer Nachbarschaft zu stehen, und uns zum Voraus all allgedeihliches Von dero geneigtheit Versprechen; Alßo auch zweiflen wir ganz und gar nicht, Unsere Sonders Viele und geehrte Herrn, sondern Seite 2: erwähnten Herrn Baron von Wimpfen solches Gehör und anweißung geben, wodurch Er zu sei- nem Zweck gelangen, uns aber das Vergnügen Zugehen mögte, an obbemeldter Höfe, woran allerdings gelegen in Antwort zurückmelden zu können, daß ihre Addreße und Unsere Inter- position bey unserm Sonders Viel- und ge- ehrte Herrn, Von der desiderirten Würkung geweßen seyen, dagegen uns jedwede Gele- genheit angenehm seyn wird, denenßelben uns gefällige Dienste erzeigen zu können und mit aller Befleißenheit zu beharrn, Burg Milchling Wilhermsdorf den 30. Marty 1760. Unßerer Hoch- und WohlEdelgebohrner Hoch- und WohlEdlen Sonders Viele und geehrte Herrn, Dienstbilliger Philipp Ferdinand Regierender Fürst zu Limburg, Bronkhorst und Styrum.“ Unten am Rand: links: in Schreibmaschinenschrift der Archiv-Vermerk: StA Nürnberg S I Lade 149 Nr. 6 rechts: vemerkt sich der Schreiber mit T. W. Buch.

  • Abb. Y 2a (oben) und Y 2b (unten): Beglaubigte Kopie (mit anschließender Transkription) einer aus zwei Blatt bestehenden Abschrift eines mit „Nachdrückliches Vorschreiben” bezeichneten Empfehlungsschreibens, datiert mit „Burg Milchling Wilhermsdorf den 30. März 1760”, des „Philip Ferdinand Regierender Fürst zu Limburg, Bronkhorst und Styrum” an die Freie Reichsstadt Nürnberg, auf jedem Blatt unten jeweils versehen mit der archivalischen Aufschrift „StA Nürnberg S I Lade Nr. 6” sowie auf dem ersten Blatt mit den Zählnummern -38- und 69.

Natürlich versäumte der „dienstbillige” Herrscher, wie dieser sich am Schluss seines Briefes in seiner Unterzeichnung selbst apostrophiert, es nicht, eröffnend des Anempfohlenen hochgestellte französische Familie ins Feld zu führen, aus der am dortigen Hof „Verschiedene in distinguirten (d. h. hervorragenden) Chargen (Ämtern)” stünden, womit vor allem an dessen Brüder CHRISTIAN PETER (1725 – 1781), FRANZ LUDWIG (1732 – 1800) und FÉLIX LUDWIG (1744 – 1814) zu denken ist, über deren Anfänge der militärischen Tätigkeit sowie des Aufstiegs in den Deutschen Regimentern des zu ihrem Heimatland gewordenen Königreiches Frankreich u. a. m. ja bereits schon in vielerlei Zusammenhang ausgiebig berichtet worden ist.

Durch väterliche Abstammung und Erbe war PHILIPP FERDINAND REGIERENDER FÜRST, wie er sich im Schreiben betitelt, Herr über die damals zum Heiligen Römischen Reich gehörigen und an die Österreichische Niederlande grenzende GRAFSCHAFT LIMBURG, BRONKHORST UND STYRUM und von seiner Mutter PRINZESSIN KAROLINE SOFIE VON HOHENLOHE-WALDENBURG-SCHILLINGSFÜRST her auch Erbe der reichsfreien zum Ritterkanton Altmühl gehörenden SCHLOSSHERRSCHAFT WILHERMSDORF mit der ehemaligen Wasserburg und Veste SCHLOSS MILCHLING in Mittelfranken, wo der vorstehende Empfehlungsbrief laut der abschließenden Datierung am 30. März 1760 gefertigt worden ist. Als solcher von Einfluss sowie um die Geltendmachung von Herrschafts- und Erbansprüchen in keiner Weise verlegen und obgleich von seiner extravaganten Lebensart her um Gewinnung von hohem Lebensgenuss bemüht und als Schuldenmacher bekannt bis berüchtigt (so erringt er z. B. mit Geld hohe Orden, erstreitet die Herrschaften Pinneberg/Holstein und Oberstein/Nahe und wird später – 1770 – wegen Nichtbegleichung seiner Schulden in Gewahrsam genommen), hatte dieser offenkundig mit diesem Empfehlungsschreiben in Nürnberg Erfolg. Denn zunächst wird durch zwei weitere aus der Reihe der mir von Dr. Hans H. von Wimpffen zugestellten sechs (leider z. T. lückenhaften) Dokument-Kopien evident, dass die in diesem Empfehlungsschreiben angesprochenen „Herrn Traiteure” des Reichsstädtisch-Nürnberger Archivwesens in Sachen Nachweise des Werdens des VON-WIMPFFEN-GESCHLECHTS bald nach dessen Eingang aktiv werden, was im Blick auf den Zeitpunkt sicherlich sehr viel mehr als nur ein Zufall ist. Ob nun bereits schon direkt für Franz Georg von Wimpffen bestimmt und gar diesem bereits zugestellt oder nur als vorbereitender Akt der späteren Ausstattung desselben mit dem erbetenen genealogischen Materialien zu sehen, Tatsache ist, dass zum einen die diesen zugrunde liegenden Schriftsätze dort im Sommer bis Herbst 1760, also bald nach dem im Frühjahr desselben Jahres eingegangenen Empfehlungsschreiben, gefertigt worden sind, zum anderen das Werden des Geschlechtes der Von Wimpffen zum Inhalt haben.

Genauso wie das vorstehende Empfehlungsschreiben tragen die beiden vorgenannten handschriftlichen Dokument-Kopien die nachträgliche archivalische Kennzeichnung per Schreibmaschinenschrift „StA Nürnberg S I Lade 146 Nr. 6” inklusive doppelter Durchnumerierung „-47-” und „83” im ersten Fall sowie „-49-” und „87” im zweiten Fall. Daraus wird nicht nur deren Herkunft aus dem Nürnberger Archivwesen belegt, sondern aus den eng zusammenliegenden Numerierungen lässt sich auch auf die zeitlich nahe beieinander liegende Entstehung der Urschriften schließen, was im Hinblick auf die nur im zweiten Fall vorliegende Datierung „Nürnberg, den 1. Oct. 1760” elementar wichtig erscheint. Wie nämlich die nunmehr angeschlossene Wiedergabe der erstgenannten Dokumentkopie zeigt, stellt diese leider nur einen auf die erste Seite beschränkten Torso einer mehrseitigen Urkunde dar, dem somit natürlich auch außer der Unterschrift und dem Siegel des Fertigers oder Beglaubigers auch die Datierung fehlt:

122

 Transkription: Anmerkung: Hier - wie auch im Falle der nachfolgenden vier Darstellungen - werden zur Förderung des Verständnisses alle auf die einzelnen Generationen des Geschlechtes derer Von Wimpffen gerichteten Namensangaben per Unterstreichung herausgehoben und jeweils mit in Klammer angefügter Generationen-Zählung in römischen Ziffern versehen. Und im Rahmen der dann jeweils folgenden Textkommentierung werden die Namen in GROßSCHRIFT herausgehoben. Extract aus Herrn E. S. Kerstens von Kerstenstein ge- sammleten Notaminibus die von Wimpfische Familie betr.:“ Dieses vornehme Geschlecht ist der Reichsfreyen Ritterschaft incorporiret und besitzt in dem Or- tenauer Bezirk Rohrburg. Ite Linie. Siegmund Heremann von Wimpfen (I) wird wohl derienige Cavallier seyn, von welchen der Freyherr v. Zigesar vermeldet, daß er sich als Obri- sten Ao 1373 durch seine Tapferkeit und Wol- verhalten bey dem damaligen Kaiser Carolo IV. in solchen Credit gesezet, daß er ihn zum Reichs Ritter geschlagen und in Freyherrlichen Reichs Adelichen Standt erhoben; Zumalen der in Kupfer gestochene Stambaum Zu erkenen giebt, daß er noch Ao 1377 im Leben gewesen und im 74ten Jahr verschieden seye. Sie führen einen aufspringenden Widder mit gewundenen Hörnern und vorgeworftenen Füßen im Wappen Schild, und haben sowol ihren Namen als Ursprung aus der Reichs Stadt Wim- pfen.

  • Abb. Y 3: Kopieexemplar I (mit anschließender Transkription) einer leider nur auf deren erstes Blatt und auf die Beschreibung der Generation I beschränkten Gesamt-Genealogie derer Von Wimpffen des Titels „Extract aus Herrn E. S. Kerstens von Kerstenstein gesammleten Notaminibus die von Wimpfische Familie betr.”, deren archivalische Kennzeichnungen in Vergleichung mit denjenigen des nachfolgenden solchen als Entstehungszeit den Sommer bis Frühherbst 1760 ausweisen.

Dass die Urschrift in ihrer Gänze tatsächlich eine Gesamt-Genealogie darbringt, ist nicht nur aus der Betitelung derselben mit „gesammleten Notaminibus die von Wimpfische Familie betr.”, sondern auch aus dem Umstand zu schließen, dass der Textauftakt mit „Ite Linie” (= I. Generation) überschrieben ist. Was dann dort über diese Anfangsgeneration zu lesen steht, weckt größte Bekanntheitsgefühle, nämlich: Siegmund Heremann von Wimpfen sei wohl derjenige „Cavalier” = Ritter, von welchem vermeldet werde, dass er sich als Obrist beim damaligen Kaiser Karl IV. durch seine Tapferkeit und sein Wohlverhalten in solchen Kredit gesetzt habe, dass er 1373 zum Reichsritter geschlagen, in den Reichsfreiherren-Adelsstand erhoben und im Jahr 1377 noch am Leben gewesen sowie im Alter von 74 Jahren verschieden sei. Denn alles dies ist in etwa das, was unter vielem anderem bereits in Kapitel B. Sagenahn bei Darlegung der diesbezüglichen Angaben der Autoren-Gruppe J. W. Stör ca. 1750/60, Aubert Des Bois 1778, E. H. Kneschke 1853, Chr. Cellarius und J. G. Goldtbeeg = Gotha 1853 sowie C. von Wurzbach 1888 über den angeblichen Urahnen dieses Namens ausgebreitet und auf dem Hintergrund des Vergleiches mit jenen solchen der Autoren-Gruppe  G. E. Waldau 1787 und L. Sporhan-Krempel 1981/84 als sagenhaft-unzutreffend apostrophiert werden musste. Somit dürfte es sich hier wie auch, um dies vorwegnehmend bereits schon klar zu sagen, in der Folge der Vorstellung und Durchleuchtung der Angaben der übrigen Dokument-Kopien dieser Provenienz und dieses Zeitraumes erübrigen, im Einzelnen sachliche Richtigstellungen zu geben, ausgenommen solche, die neu gegebene Sachmomente betreffen. Hierunter fällt die bislang nirgendwoanders zu findende Angabe, dass dieser sog. SIEGMUND HEREMANN VON WIMPFEN mit 74 Jahren verschieden sei. Wollte man diese und die Angabe von Wurzbach in seiner I. Stammtafel sowie in seinem Lebenslauf Nr. 38, dass derselbe 1393 in Prag gestorben sei, ernst nehmen, so würde 1419 dessen Todesjahr gewesen sein, was letztlich, betrachtet aus der Sicht des damaligen sehr viel früheren Ablebens der Menschen als heute, zwar einigermaßen passend, aber dennoch nach all dem in Kapitel B. Sagenahn bereits an widerlegend Gesagten schlichtweg als erfunden bezeichnet werden muss. Was die letzten fünf Zeilen der Wappenbeschreibung (aufspringender Widder mit gewundenen Hörnern und vorgeworfenen Füßen als Wappenzeichen) und die abschließende Feststellung betrifft, dass diese Familie sowohl ihren Namen als auch ihren Ursprung aus der Reichsstadt Wimpfen habe, so ist dazu Folgendes herauszustellen: Richtigerweise und anders als bei Wurzbach ist, da auf die damalige Gegenwart bezogen, noch nicht von einem (erst 1781 im Rahmen der Erneuerung der Reichsfreiherren-Eigenschaft und Wappenerweiterung beim Widder dazugekommenen) goldenen Kreuz die Rede. Die abschließende Bezugsetzung des Namens wie des Ursprungs des Geschlechtes der Von Wimpffen (im „Extract“ generell mit einfachem f, nicht mit ff geschrieben) auf die Freie Reichsstadt Wimpfen stellt demgegenüber nicht mehr als die Wiedergabe dessen dar, was in der Familie der Von Wimpffen unbewiesen mündlich überliefert gewesen ist.

Wichtiger jedoch als diese vielen unrichtigen wie auch die wenigen richtigen Angaben dieser mit „Extract” (Auszug) überschriebenen Genealogischen Darstellung, erscheint der in die Betitelung eingebettete Autorenname KERSTEN (nicht Kerstens, denn der Buchstabe „s” am Schluss des Vornamens ist als Genetiv-s anzusehen) VON KERSTENSTEIN wie auch der als Lieferant der Angaben über die Generation I angegebene FREYHERR VON ZIGESAR anzusehen. Denn diese sind als eine Art bereits vor den uns bekannten Autoren der erstgenannten Autorengruppe AUBERT DES BOIS etc. existent gewesene sog. Urautoren der Von Wimpffen zu bezeichnen. Allerdings lassen sich zum Leidwesen anzustrebender wissenschaftlicher Tauglichkeit deren Namen nirgends fassen, und zwar der Adelsname des Erstgenannten überhaupt nicht und der des Zweitgenannten als der eines brandenburgischen Uradelsgeschlechtes VON ZIEGESAR des 13. Jahrhunderts, das sich im 17. Jahrhundert nach Kursachsen und Thüringen ausgebreitet und im beginnenden 18. Jahrhundert u. a. auch vorübergehend im südwestdeutschen Raum (Baden-Durlach, Hohenzollern-Hechingen) verdingt hat, zu dem hin jedoch in Anbetracht des fehlenden Vornamens sich taugliche Ansätze leider auch nicht finden lassen. Was aber den eigentlichen Autor dieser unvollständig vorliegenden und somit dessen Namen nicht hergebenden Dokumentation betrifft, so dürfte diese einem der im Empfehlungsbrief angesprochenen „vielen geehrten Herrn Traiteure” des Nürnberger Archivwesens zuzuschreiben sein. Wenn dieser eröffnend die sog. Wimpfische Familie als ein vornehmes und in der reichsfreien Ritterschaft inkorporiertes Geschlecht bezeichnet, so ist das zwar insofern richtig, als die Von Wimpffen damals (seit 1658) im Ritterkaton Schwaben (noch nicht in der Adelsvereinigung Niederelsass, dort erst ab 1781 aufgenommen) inkorporiert waren. Unrichtig erscheint dagegen das diesen zugeschriebene, im Ortenauer Bezirk gelegene, Besitztum Rohrburg, was sich bereits in Kapitel L. Adelswerdung ausführtlich widerlegt findet und sich ganz auf der inakzeptablen Linie der von Aubert Des Bois und seinen späteren Adepten fälschlicherweise behaupteten über zumindest neun Generationen derer Von Wimpffen gegangenen gestreuten Besitzerschaft in Schwaben von Brixenstein, Zabietstein und Ebershausen etc. bewegt. In beiden Fällen liegt der jeglicher Grundlage entbehrende Versuch vor, dem Von Wimpffen-Geschlecht den Anstrich des Besitzadels und gar Burgortbesitzes (siehe die Grundwörter „-burg” bzw. „-stein”) zu verleihen. Es wäre natürlich von höchstem Nutzen, sowohl den einem der Herren Traiteure zuzuschreibenden Gesamttext wie alle auf diesem basierenden Notationen dieses KERSTEN VON KERSTENSTEIN und damit auch jene über die anderen Generationen zu kennen. Denn aus diesem quasi Urautor dürften AUBERT DES BOIS und dessen o. a. Epigonen entweder direkt oder indirekt über den Vorgenannten geschöpft haben, so dass die Möglichkeit einer Vergleichung sicherlich höchst gewinnbringend wäre. Weiterhelfen können hier nur diesbezügliche – von mir in Anbetracht meines fortgeschrittenen Alters leider nicht mehr leistbare – Recherchen in den Archivbeständen der Stadt Nürnberg. Besten Ansatz dürfte die o. a. auf dem Kopieexemplar Nr. I zu findende schreibmaschinenmäßige Kennzeichnung „StA Nürnberg S I Lade 149 Nr. 6” bieten.

Das nunmehr gezeigte weitere Dokument besticht zunächst durch die am Kopf in barocker Manier durch Fettschrift und Übergröße sowie quellender Schnörkelrahmung herausgehobenen Namen der Urheber:

123a

123b

Transkription: Anmerkung: Textteile in Aufrechtschrift stellen Erläuterungen des Verfassers dar. Wie oben bereits gesagt, werden die auf die einzelnen Generationen des Geschlechtes derer Von Wimpffen gerichteten Namensangaben (und nunmnehr auch die ab hier erscheinenden erheirateten Frauen) per Unterstreichung herausgehoben und jeweils mit in Klammer angefügter Generations-Zählung in römischen Ziffern (bei den Frauen mit jeweils der Nummer der Generation des Mannes) versehen. Seite 1: Wir Bürgermeistere und Rath Des Heiligen Römischen Reichs Stadt Nürnberg, bescheinen und urkunden hiemit jeder- männiglich deme er zu Wißen vonnöthen: Daß nach Ausweiß derer in hiesigen Archiven befindlichen Nobilitatis Notaminae, und sonstige authentischen Urkundten, das ehemals allhier sich befundene Adeliche Geschlecht derer von Wim- pfen, oder wie sie sich Zu Zeiten geschrieben von Wümpfen, seinen Ursprung von Siegmund Heremann von Wimpfen (I), aus der Reichs-Stadt Wimpfen gebürtig, genommen; welcher Heremann von Wim- pfen sich als Obristen durch seine Tapferkeit und Wolverhalten bey Kayser Carl dem IV. in solchen Credit gesezet , daß die Selbigen ihn im Jahr 1373 in den freyen Reichs Adelstand erhoben und Zum Ritter geschlagen, von welcher Zeit an er und sei- ne Descendenten sich Freyherrn von Wimpfen geschrieben; daß gedachter Heremann von Wim- pfen Ao 1393 gestorben und verschiedene Kinder hinterlaßen, von seinern ältesten Sohn Carl August (II), Haubtmann unter den Kaiserl. Kriegs- Völkern aber, Johann Dietrich von Wimpfen (IX) abgestammet, deßen Sohn Johannes von Wim- Seite 2: pfen (X) in Durlach sich mit einer Greite- rin (X) verheyrathet und nachmals Stadtmeister Zu Hagenau worden, auch mehrere Kinder hinterlaßen habe. Welcher, wie wir auch daß besagte Familie das in Frontispicio huj- us Attestati abgemahlte und figurirte Wappen allhier geführet, obbemeldten glaubwürdigen Nachrichten und Urkun- den gemäß, hirmit attestiren, auch Zu deßen Bekräftigung, Gemeiner Stadt Größerer Insiegel hiervon drucken laßen. So geschehen Nürnberg den 1. Oct. 1760. Linkerhand der letzten Zeile steht noch zu lesen: Sederet in grosh. (= gegeben per Großsiegel).

  • Abb. Y 4a und Y 4b: Kopieexemplare Nr. II (mit angeschlossener Transkription) einer auf die beiden Anfangsgenerationen sowie die Großeltern- und Urgroßvater-Generation des Franz Georg von Wimpffen gerichteten Teil-Genealogie, die am Kopf mit „Wir Bürgermeistere und Rath des Heiligen Römischen Reichs Stadt Nürnberg” (ohne Wiedergabe des laut Text am Kopf dargestellten Wappens) und am Ende mit „Nürnberg den 1. Oct: 1760” (ohne genaue Wiedergabe der Besiegelung und des Unterschriftleistenden) versehen ist.

Wenn man sich zunächst den Sinngehalt des vorstehenden Urkundentextes in seiner Gänze vergegenwärtig und dann diesen mit dem Text des nachfolgenden solchen vergleicht, so wird klar, dass beide fast sinngleich sind:

124

 Transkription: „les armes de la maison de Wimpffen“. (Die dieser Ankündigung folgende Wappendarstellung fehlt, was dadurch angedeutet ist, dass einige von - hier weggelasssene - Leerzeilen folgen.) Wir . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bescheinigen undt thun kund hiermit jedermänniglich, daß nach auß weiß deren in hiesigern archive sich befindenden nobilitatis notaminibus undt sonsten authentischen urkunden, daß sich alhier ehmalß befundene freyHerrliche geschlecht derer Von Wimpffen seinen ursprung von heermann Von Wimpffen (I) gebürtig auß der statten Wimpffen genommen. Daß dieser heermann Von Wimpffen sich alß obrister durch seine dapferkeithe undt Wohlverhalten bey damaligen Kayser Charles dem IV. in solchen credit gesetzt daß er ihn anno 1373 in seynen reichß adel stand erhoben undt Zum freyen reichß ritter geschlagen. Von welcher Zeit ahn er undt seine Desendentzen sich Frey Herrn Von Wimpffen geschriben, daß gedachter heermann Von Wimpffen, anno 1393 verstorben undt ferschidene Kinder Hinterlaßen, undt daß von dem selben durch deßen älteren Sohn Iten carle auguste (II) Haubtman unter den kaiserlichen truppen abstamete Johan Dietrich Von Wimpffen (IX); deßen Sohn Johannes Von Wimpffen (X) in Baden Durlach mit Eyner Von greiderin (X) verheurathet, undt nachmalß stattemeister zu hagenau worden, auch mehrere Kinder Hinderlaßen. Übergigenß bescheinen wir auch daß dieseß geschlecht, so lang eß sich alhier befunden sich zur Zeiten Wimpff zu Zeiten Wimpffen geschrieben, undt denen in frontispicio huius attestati abgemahlten undt figurirten Wappen geführet; Welcheß alleß wir Obgemeldet denen sumariter allegierten authentischen urkunden undt nobilitatis Notaminibus gemäß Hiermitt attestiret, undt zu deßen Bekräftigung der größern ambtß Insigill hierunter gedrukt worden.“

Anmerkung:
Bei der Endkorrektur wurde in der Transkription des vorstehenden Kopieexemplars Nr. III der folgende Fehler entdeckt:
In der siebtletzten Zeile: „Übergigenß“ = „Überigenß“.

  • Abb. Y 5: Kopieexemplar Nr. III (mit angeschlossener Transkription) eines Urkundentextes, an dessen Kopf in Französisch „les armes de la maison de Wimpffen” (das Wappen des Hauses Von Wimpffen) steht und der Einfachheit halber auf die Wiedergabe sowohl der demgemäß nachfolgenden Wappendarstellung als auch der darunter angegebenen Nennung der Urheber bis auf das anfängliche „Wir” wie auch am Ende der Datierung, Siegelung und Angabe des Unterzeichners verzichtet ist.

Zweifelsfrei muss man sich hinter dem eröffnenden „Wir” die Urheber der vorangehend vorgestellten Urkunde denken, nämlich die Bürgermeister und den Rat der Reichsstadt Nürnberg als höchste Instanz derselben. Und in der Tat decken sich die aufgeführten einzelnen Inhalte und oft sogar wörtlich Textpartien ganz und gar, abgesehen von dem im vorgenannten Text zu findenden zusätzlichen Halbsatz „Überigenß bescheinen wir auch daß dieseß geschlecht, so lang eß sich alhier (gemeint: in Nürnberg) befunden sich zur Zeiten Wimpff zu Zeiten Wimpffen geschrieben”. Die Feststellung, dass diese in Nürnberg zeitweise als „Wimpff” erscheinen, ist hier wie auch sonstwoher nirgends konkret per Fallangabe belegt, wie überhaupt alle anderen Aussagen beider Texte jenen des Kersten von Kerstenstein in dessen vorangestelltem „Etract” und dazuhin den inakzeptablen solchen der erstgenannten Autorengruppe voll und ganz gleichen! Die Tatsache, dass das letztgezeigte Kopieexemplar die archivalische Kennzeichnung „StA Nürnberg Lade 149 Nr. 126” und die niedrigste Doppel-Durchnumerierung „-43-” sowie „77” gegenüber allen anderen (siehe dort: „-47-” und „-49-” sowie „83” und „87”) aufweist, dürfte Folgendes (neben seiner Herstammung aus der Feder der Herren Traiteure des Nürnberger Archivwesen) zeigen: Dieser undatierte Kopientext III ist als um ein Weniges älter gegenüber den Kopientexten Nr. I und II, jedoch als jünger gegenüber dem Text des sog. Empfehlungsschreibens vom 30. März 1760 anzusehen, das mit den niedrigsten Numerierungen „-38-” und „69” bezeichnet ist. Demnach kann man den Kopientext Nr. III als eine Art Vor- und Mustertext betrachten, der als erster Akt der Gefälligkeit gegenüber der zu diesem Datum ausgestellten Bittstellung des Philipp Ferdinand Regierender Fürst zu Limburg, Bronkhorst und Styrum seitens der sog. Herren Traiteure geleistet worden ist.

Dass dieser Dienst, zumindest aus der Sicht der Von Wimpffen-Forschung, als ein Bärendienst zu betrachten ist, klang zwar bereits mehrfach an. Bekräftigt wird diese Wertung noch, wenn man die im Kopientext Nr. II und III angeführten Stammträger der Generation II (CARL AUGUST, Hauptmann in den kaiserlichen Truppen), bis hin zu der Generation IX (JOHANN DIETRICH VON WIMPFFEN) und X (JOHANNES VON WIMPFFEN und dessen Gemahlin, der GREITERIN bzw. VON GREIDERIN), auf dem Hintergrund insbesondere der kritischen Aussagen in den Kapiteln B. Sagenahn, N. Umorientierung und O. Johann Georg mit den diesbezüglichen zuverlässigen anderen Aussagen des Stammbaumes Stör und der Abhandlung von Lore Sporhan-Krempel unter die Lupe nimmt. Zwar ist die Existenz der beiden letztgenannten männlichen Glieder in keinerlei Zweifel zu ziehen. Doch ist die Deklaration des mit einer VON GREITER (bei Aubert Des Bois ELISABETH DE GRIEDERINE, bei Wurzbach SALOME VON KREITER AUF DIETSCH; später wird noch aus dem noch vorzustellenden Kopienexemplar IV die weitere Namensvariante SARA VON GREITER zu erfahren sein) verheirateten JOHANN(ES) VON WIMPFFEN STATTEMEISTER ZU HAGENAU als den Stamm weiterführender Sohn des JOHANN DIETRICH VON WIMPFFEN falsch. Denn der den Stamm Weiterführende hieß zweifesfrei JOHANN CARL und dessen Gemahlin war KATHARINA VON WEIDMANN. Und dieser war aber der älteste der vier Söhne des JOHANN FRIEDRICH VON WIMPFFEN und nicht der Sohn dessen in den Kopieexemplaren IV und auch V als solcher erscheinenden älteren Bruders JOHANN DIETRICH VON WIMPFFEN. Sehr viel mehr darüber, und vor allem auch die Unzutreffendheit der dort und später auch von den Adepten Aubert des Bois etc. aufgeführten um eine ganze Generation zu früh liegenden Lebensdaten all derselben u. v. a. m., wird nach der Präsentation und kritischen Widerlegung der nun sich anschließenden Kopieexemplare Nr. IV und V zu sagen sein!

Abschließend wird noch auf das von den Von Wimpffen geführte und im Frontispiz (Titelbild- oder -blatt) abgemalte und mit Figuren versehene, doch hier leider fehlende, Wappen hingewiesen. Und zur Bekräftigung der (angeblichen) Wahrheit all des Gesagten wird noch auf „Obgemeldet denen summarisch allegierten authetischenn urkunden und nobilitatis Notaminibus” (= „die oben genannten summarisch angegebenen authentischen Urkunden und Adelsbriefe”) verwiesen. Gemeint sind damit die laut dem ersten Satz in den Nürnberger Archiven vorhandenen solchen. Um welche es sich genau handelte, bleibt leider offen. Doch ist anzunehmen, dass zu diesen auch die als nicht tauglich anzusehenden „gesammleten Notaminibus die von Wimpfische Familie betr.” des KERSTEN VON KERSCHENSTEIN sowie der nach dem Eingang des Empfehlungsschreibens 1760 gefertigte „Extract” mit den dort enthaltenen Angaben des HERRN VON ZIGESAR gehörten.

Und nun zunächst also des Weiteren:

125a

125b

125c

125d

  • Transkription: Seite 1: Copia attestati über die Eltern, und GroßEltern des Herrn Frantz Georg FreyHerren von Wimpfen Von Gottes Gnaden Philip Ferdinand Fürst, Regierender Graf Zu Limburg und Bronckhorst in Styrum, Herr zu Wiph, Borc- te(?)lohe, Gehmen, Brug; oberstein, Burg, Milchling, und WillHermsdorf, Erb- Cammerherr des Fürstentumbs Geldern, und der Grafschaft Zütefen (heute: Zutphen). Nachdem uns von Herrn Frantz Georg Frey Herrn Von Wimpfen (XIII), FürstCölnischen Cammer Herrrn, und Kayserlichen Königlichen Obristen der Cavallerie in seiner und seiner Agnaten nahmen über dasjenige, waß von deßen GroßVatteren Johann FreyHerrn Von Wimpfen (XI) Pfaltz Zwey Brückischern geheimen Rath, und oberAmbtmann der Herrschaft Guttenberg, auch Stättmeistern von Hagenau an unsers Herrn Vatters und GroßVatters Gnaden gnaden angefordert worden; alßo in Von Ihme FreyHerrn Johann Von Wimpfen (XI) Von deßen auf wohlseeligen Vattern, und Mutter Johann Von Wimpfen (X) Stattmeistere in Hagenau, und deßen Ehegemahlin Sara gebohrner Von Greiter (X) überkommenes Vätterlich, und mütterliches Erb- Seite 2: theil anforderung geschehen, Alß haben Wir in deßen betracht, zu gäntz- licher Tilgung der Von deßen obgenannten VorEltern an unseren Vorfahren gemachten Anforderung, und zu zeigung der gegen Ihme Herren Frantz Georg FreyHerrn Von Wim- pfen hegender Besondern confideration, und Freundschaft demselben nur anwart- schaft auf die von der FreyFrau Von Plettenberg gebohrne Von Bodelschwing Von unserm Hauß besitzenden Lehen nehmlich den Schirnbrander Hof der Zehneden von Bodelschwingh, Xcyrl (heute: Uexküll), und Thüngen, wo- Von einige in der Marck und der übri Gen in dem Bistum Münster befind- lich sind, in casum dannoch Sine praejudi- Cio (ohne Vorentscheidung) cujuscunque (von dessen Seite jedesmal) Verliehen Wogegen gedachter FreyHerr Frantz Georg Von wimpfen Von deßen Agnaten nun Hin- Längliche gänzliche ceshion (= Zession: Rechtsabtretung); und renuncia- tion (Verzicht) auf alle weitere Zukunft sowohl Von diesen, alß deßen sämbtlichen Erben und Erbnehmen machen können Praetensionen (Ansprüche) wir die immer nahmen haben, oder erdacht Worden mögen ohne außnahme, beyzubringen Seite 3: und uns zu Händen Zu stellen sich Ver- bindlich gemacht hat. Zu deßen mehrerer Vorführung haben Wir gegenwärtige Vergleichs Urkunde wohl Wißentlich und wohlbedachtlich in duplo aus Zufertigen anbefohlen, das eine Exemplar eigenhändig unterschrieben, und mit unsern Fürstlichen CabinetsInsiegel behangen, und Ihme Herrn Frantz Georg FreyHerrn Von Wimpfen zu Händen stellen, das andere Von demselben unterschrieben, und besiegelte Exem- Plar aber bey unserer Cabinets Registratur Verwahrlich beylegen laßen, So geschen Styrum an der Ruhr den 20ten May 1763 Locus Sigilli Fürst(?) Limburg appendentis Zur wahrheit urkund, daß dafür von mich selbst Aus communicirten wahren Originale geschriebe- ne copry mit deßelben gantzen inhalt von worth zu Worth gleichlautendt, und concordant sey habe Ich und beamdter Secretarius und doppel- ter Notarius dieselbe eigenhändig unterschrieben, und mit meinen gewohnlichen Notariat Siegel befestiget Zu Münster in Westfahlen den 21ten Novembris 1764 Jahrs Egon Franciscus Hermannus Hie noch Kerikerinik utriusqe Doctor, Siegel Rmi ac Jllmi* Capituli Cathedralis Eccle- siae Monasteriensis Secretarius ??? (letzte Wortteile außerhalb der Kopiergrenze liegend) * Rmi ac Jllmi = Romani atque Illuminati? Seite 4: Wir Unterschriebener Domprobst Der Hohen Stifftskirchen Zu Münster Und Ihro Churfürstlichen Gnaden Zu Cölln Alß zugleich Bischoffen zu Münster gehei- men Raths President Beglaubigen und attestieren hiermit durch eigenhändiger Unterschrifft und beygedruckten Uns ange- bohrnen adelichen Insiegel, daß Vorgesetzte Vidimationes (Beglaubigungen) deren attestationen (Bescheinigungen) über die Uhralte Freyherrliche Famille Von Wimpfen genand Heerman, und Von derselben führenden Wapen Von der hiesigen Hochwürdigen DomCapitulis beay- deten Secretartio, und Notario Doctoren Keri- Kerinik nicht allein selbsthändig geschrie- ben, und unterschrieben, sondern auch ihme dieserhalb um desto gewißer Völliger Glaube beyZumeßen seye, weilen Er Uhralter Gewohnheit nach, und nicht der Syndicus alle, und Jeder DomCapitulis Sachen auszufertigen, und zu unterschreiben autho- risirt ist; Münster in Westfalern den 21ten November 1767sten Jahrs. Friderich Wilhelm von Böselager hier Stelle Dom-Probst.mpp des Siegels. traduit (übertragen) à Paris le 11 avril 1772 defolins:(?)

Transkription: Seite 1: Copia attestati über die Eltern, und GroßEltern des Herrn Frantz Georg FreyHerren von Wimpfen Von Gottes Gnaden Philip Ferdinand Fürst, Regierender Graf Zu Limburg und Bronckhorst in Styrum, Herr zu Wiph, Borc- te(?)lohe, Gehmen, Brug; oberstein, Burg, Milchling, und WillHermsdorf, Erb- Cammerherr des Fürstentumbs Geldern, und der Grafschaft Zütefen (heute: Zutphen). Nachdem uns von Herrn Frantz Georg Frey Herrn Von Wimpfen (XIII), FürstCölnischen Cammer Herrrn, und Kayserlichen Königlichen Obristen der Cavallerie in seiner und seiner Agnaten nahmen über dasjenige, waß von deßen GroßVatteren Johann FreyHerrn Von Wimpfen (XI) Pfaltz Zwey Brückischern geheimen Rath, und oberAmbtmann der Herrschaft Guttenberg, auch Stättmeistern von Hagenau an unsers Herrn Vatters und GroßVatters Gnaden gnaden angefordert worden; alßo in Von Ihme FreyHerrn Johann Von Wimpfen (XI) Von deßen auf wohlseeligen Vattern, und Mutter Johann Von Wimpfen (X) Stattmeistere in Hagenau, und deßen Ehegemahlin Sara gebohrner Von Greiter (X) überkommenes Vätterlich, und mütterliches Erb- Seite 2: theil anforderung geschehen, Alß haben Wir in deßen betracht, zu gäntz- licher Tilgung der Von deßen obgenannten VorEltern an unseren Vorfahren gemachten Anforderung, und zu zeigung der gegen Ihme Herren Frantz Georg FreyHerrn Von Wim- pfen hegender Besondern confideration, und Freundschaft demselben nur anwart- schaft auf die von der FreyFrau Von Plettenberg gebohrne Von Bodelschwing Von unserm Hauß besitzenden Lehen nehmlich den Schirnbrander Hof der Zehneden von Bodelschwingh, Xcyrl (heute: Uexküll), und Thüngen, wo- Von einige in der Marck und der übri Gen in dem Bistum Münster befind- lich sind, in casum dannoch Sine praejudi- Cio (ohne Vorentscheidung) cujuscunque (von dessen Seite jedesmal) Verliehen Wogegen gedachter FreyHerr Frantz Georg Von wimpfen Von deßen Agnaten nun Hin- Längliche gänzliche ceshion (= Zession: Rechtsabtretung); und renuncia- tion (Verzicht) auf alle weitere Zukunft sowohl Von diesen, alß deßen sämbtlichen Erben und Erbnehmen machen können Praetensionen (Ansprüche) wir die immer nahmen haben, oder erdacht Worden mögen ohne außnahme, beyzubringen Seite 3: und uns zu Händen Zu stellen sich Ver- bindlich gemacht hat. Zu deßen mehrerer Vorführung haben Wir gegenwärtige Vergleichs Urkunde wohl Wißentlich und wohlbedachtlich in duplo aus Zufertigen anbefohlen, das eine Exemplar eigenhändig unterschrieben, und mit unsern Fürstlichen CabinetsInsiegel behangen, und Ihme Herrn Frantz Georg FreyHerrn Von Wimpfen zu Händen stellen, das andere Von demselben unterschrieben, und besiegelte Exem- Plar aber bey unserer Cabinets Registratur Verwahrlich beylegen laßen, So geschen Styrum an der Ruhr den 20ten May 1763 Locus Sigilli Fürst(?) Limburg appendentis Zur wahrheit urkund, daß dafür von mich selbst Aus communicirten wahren Originale geschriebe- ne copry mit deßelben gantzen inhalt von worth zu Worth gleichlautendt, und concordant sey habe Ich und beamdter Secretarius und doppel- ter Notarius dieselbe eigenhändig unterschrieben, und mit meinen gewohnlichen Notariat Siegel befestiget Zu Münster in Westfahlen den 21ten Novembris 1764 Jahrs Egon Franciscus Hermannus Hie noch Kerikerinik utriusqe Doctor, Siegel Rmi ac Jllmi* Capituli Cathedralis Eccle- siae Monasteriensis Secretarius ??? (letzte Wortteile außerhalb der Kopiergrenze liegend) * Rmi ac Jllmi = Romani atque Illuminati? Seite 4: Wir Unterschriebener Domprobst Der Hohen Stifftskirchen Zu Münster Und Ihro Churfürstlichen Gnaden Zu Cölln Alß zugleich Bischoffen zu Münster gehei- men Raths President Beglaubigen und attestieren hiermit durch eigenhändiger Unterschrifft und beygedruckten Uns ange- bohrnen adelichen Insiegel, daß Vorgesetzte Vidimationes (Beglaubigungen) deren attestationen (Bescheinigungen) über die Uhralte Freyherrliche Famille Von Wimpfen genand Heerman, und Von derselben führenden Wapen Von der hiesigen Hochwürdigen DomCapitulis beay- deten Secretartio, und Notario Doctoren Keri- Kerinik nicht allein selbsthändig geschrie- ben, und unterschrieben, sondern auch ihme dieserhalb um desto gewißer Völliger Glaube beyZumeßen seye, weilen Er Uhralter Gewohnheit nach, und nicht der Syndicus alle, und Jeder DomCapitulis Sachen auszufertigen, und zu unterschreiben autho- risirt ist; Münster in Westfalern den 21ten November 1767sten Jahrs. Friderich Wilhelm von Böselager hier Stelle Dom-Probst.mpp des Siegels. traduit (übertragen) à Paris le 11 avril 1772 defolins:(?)

  • Abb. Y 6a, Y 6b, Y 6c, Y 6d: Kopieexemplare Nr. IV (mit angeschlossener Transkription) einer mit „Copia attestati (Wiedergabe eines Zeugnisses) über die Eltern, und GroßEltern des Herrn Franz Georg FreyHerren Von Wimpfen” überschriebenen und als Ausssteller „Von Gottes Gnaden Philip Ferdinand Fürst, Regierender Graf zu Limburg und Bronckhorst in Styrum, Herr zu Wiph, Borctelohe, Gehmen, Brug; oberstein, Burg, Milchling, und Willhermsdorf” nennenden Urkunde, deren Text vollständig wiedergegeben und die, versehen mit dem Siegel und der Unterschrift des ausstellenden Herrschers in Styrum an der Ruhr am 20. Mai 1763 ausgefertigt worden ist und anderthalb Jahre später am 21. November 1764 zu Münster in Westfalen eine Bestätigung durch Siegelung und Unterschrift des Notars des dortigen Kathedralkapitels, schließlich noch des Weiteren stark vier Jahre später am 21. November 1767 durch Unterschrift und Siegel des dortigen Domprobstes findet und am 21. April 1772 ins Französische übertragen wird.

Was den Kernzweck dieser Bezeugnissung betrifft, so geht es, wie auf Seite 1 unten bis Seite 3 oben in umständlichster verklausulierender Art und Weise dargestellt, darum, für den wiederum als „Churkölnischer Cammerherr”, jetzt aber auch noch mit „Kaiserlich-Königlicher Obrist” betitelten Herrn FRANTZ GEORG FREIHERRN VON WIMPFEN der Generation XIII und seiner Agnaten (männlichen Verwandten) Nachweis zu führen über das, was von dessen Großvater (somit der Generation XI), hier genannt JOHANN VON WIMPFEN, Stattmeister in Hagenau, und Ehegemahlin SARA GEBORENE VON GREITER und von dessen Vater, hier genannt JOHANN VON WIMPFEN (somit der Generation XII), Pfalz-Zweibrückischen Geheimer Rat und Oberamtmann der Herrschaft Guttenberg und auch Stattmeister in Hagenau, übernommenes väterliches und mütterliches Erbteil angefordert worden ist, nämlich: die Anwartschaft auf das von der FREIFRAU VON PLETTENBERG GEBORENE VON BODELSCHWINGH im Besitz des Hauses Von Wimpfen stehende Lehen in Form des Zehnten von BODELSCHWINGH, XCÜRL (heute: UECYLL) und THÜNGEN auf den SCHIRNBRANDER HOF, wovon sich einiges (gemeint: dieses Zehnten) in der (gemeint: dortigen) Markung und das Übrige im Bistum Münster befinde. Der Antragsteller Franz Freiherr von Wimpffen verlangt dessen gänzliche Rechtsabtretung und Verzicht sämtlicher Erben und Erbnehmer auf jegliche Ansprüche. In welcher Weise letztlich darüber befunden worden ist, bleibt offen.

Entscheidend erscheint der Umstand, dass die hier gemachten genealogischen Angaben sich mit jenen fragwürdigen der Kopie Nr. II und III decken. Bei dem die Angaben des Notars bestätigenden Domprobst von Münster und gleichzeitig Präsident des Geheimen Rates (von 1764 – 1782) des Namens FRIDERICH WILHELM VON BÖSELAGER (1713 – 1782) dürfte es sich um einen engen Verwandten der ersten Gattin des Adressaten der Urkunde FRANZ GEORG VON WIMPFFEN handeln, woraus sich das Vorliegen von Befangenheit und Nepotismus ableiten lässt.

Und dieses alles bezüglich der genealogischen Inhalte Gesagte gilt auch für jene solchen des nunmehr darzulegenden Kopieexemplares Nr. V. Dessen Betitelung zeigt an, dass es sich hier um eine Gesamt-Genealogie der Von Wimpffen handelt, die einen vollwertigen Ersatz für das auf nur eine Seite und somit auf die Darstellung der 1. Generation beschränkte Urkunden-Rudiment des Kopieexemplares Nr. I zu leisten imstande ist. Siehe dazu die

126a

126b

126c

126d

Transkription: Anmerkung: Die unregelmäßige Platzverteilung der Namen wurde der besseren Verständlichkeit wegen etwas reguliert und jene der jeweils doppelt (in der Eltern- wie der Nachfolgenera- tion) aufgeführten Stammträger einschließlich deren jeweiliger Gemahlin(nen) wieder durch Unterstreichung unter Beigabe der Generationenzählung in Römischen Ziffern herausgehoben. Seite 1: Copia attestati über das alte Hauß und Her stammung der FreyHerren Von Wimpffen Voraus und oben befindet Sich derenselben nach beschreibung im Kayserlichen Diplomate führendes Wappen mit Schild, Helm, Farben und Figuren richtig abgemahlet Das uhraltes Haus der FreyHerrn Von Wimpffen stammt her aus Kayserlich Freyen Reichsstatt Wimpffen. Einer nahmens Heermann (I) Obrister unter den Kayserlichen truppen distinguirte Sich so durch sein tapferkeit und wohlverhalten, daß ihn Carl der Vierte in Freyen Reichsadel Stand erhoben, und Zum freyen Reichs Ritter geschlagen, Seith selbiger Zeit an haben Sie sich FreyHerrn Von Wimpffen geschrieben und in unterschiedliche Branchen Zertheilet, wie folgent zu erfahrn ist. Heermann war Verheiratet mit Ludophica Von Keit (I), und hatt folgende Kinder erzogen Carolus Augustus Johannes Albertus Fridericus Bartholmäus gebohren Anno 1353 gebohren Anno 1354 gebohren ohne Descendenten Anno 1356 gestorben Carolus Augustus (II) war Verheiratet in Nürnberg Anno 1381 mit Maria Eva Freyin Von Ruseck (II) und hat folgende Kinder erzogen, Carolus Augustus der Zweite Fridericus Augustus Gebohren Anno 1383 gebohrn Anno 1385 Fridericus Augustus (III) war Verheiratet Anno 1415 mit Ludovica Theresia Von Wolffskeil (III) Joannes gebohren Anno 1418 Seite 2: Joannes (IV) ware Verheiratet Zu Hagenau in dem Elsas mit Barbara Von Rechtenbach (IV) Joannes der Zweite (V) gebohren Anno 1444 ware Verheiratet in Nürnberg Anno 1490 mit Barbara Von Knobelsdorff (V) Sebastianus gebohren Joannes der Dritte Anno 1492 gebohren Anno 1494 Joannes der dritte (VI) ware Verheiratet Anno 1520 mit Ludovica Gabriel Von Wildenstein (VI) Sebastianus der Zweiter gebohren Anno 1521 Sebastianus der Zweiter (VII) ware Verheiratet Anno 1545 mit Dorothe Suhsan Von Neustein (VII) Johannes Jacobus gebohren Anno 1547 Joannes Jacobus (VIII) ware Verheiratet Anno 1571 mit Maria Theresia Von Schwartzenberg (VIII) Sebastianus der Dritte Joan Friderich Joan Dieterich Gebohren Anno 1580 gebohren Anno 1581 gebohren Anno 1583 Johann Dietherich (IX) ware Verheiratet in Nürnberg 1617 mit Maria Von Rosenbach (IX) Caesar Augustus Joan Christoph Joannes der Vierte Gebohren Anno 1618 gebohren Anno 1619 gebohren Anno 1625 Seite 3: Joannes der Vierte (X) ware Verheiratet in Baden Durchlach (gemeint: Durlach) Anno 1654 mit einer Von Greiterin (X) Joannes georgius gebohren Anno 1656 den 30ten octobri Joannes georgius (XI) ware CammerHerr an Chur Pfaltzschen Hof, geheimder Rath und oberAmbtman Von Guttenberg, ware Verheiratet mit einer Von Weidman (XI), und nachmahls mit einer Von Zollern (XI) Von der Ersten Ehe Von der Zweiten Ehe Joannes Georgius Gustavus Leopoldus gebohren Anno 1689 Stattemeister Zu Hagenau Franciscus Ludovicus Gebohren Anno 1695 Joannes georgius (XII) hat sich Verheiratet Anno 1720 mit Dorothe Von Fouquerolli (XII), Er war lang CammerHerr bey dem König in Pohlen, und ist wirklich (gemeint: Wirklicher) Geheimer Rath bey dem Regierenden Hertzog Von Zweybrücken, war auch oberAmbtman Von Guttenberg Wir Fürsten, und Grafen, FreyHerrn und Rittern des Heiligen Römischen Reichs bescheinen, bekräftigen, verkünden, und thun Zuwißen jedermänniglich, daß der Völlige Inhalt obgemelter Genealogie der wahr heit gemäs und es Zu ersehen ist aus deren Nobili- tatis Notaminibus, so sich würklich noch in den Nürnbergischen Archiven befinden, wir auch durch andrer offentliche Urkunden, Stam Registeren des Heiligen Römischen Reichs, und besonderlich der berühmten Seite 4: Gronic Bernard Hertzoged Von Anno 1592 pa- gina 41 : 42: und 43 in fünften Buche etc. bescheinen dabey, daß das uhralte Hauß der Frey Herrn Von Wimpffen in allen Zeiten unter die Vor- nembste Frey adeliche geschlechter des Heiligen Römischen Reichs gehalten, und gezählt worden, und würklich noch gehalten und gezählt wird, und daß Viele Von die sem alten geschlecht besonderlich die VorEltern des noch lebenden Joannis georgy (XII), und gustav Leo- pold Heereman (XII) gebrüdere bey Kaysern, und Königen, wie auch in allen Höfen alß Cam- mer Herrn gestanden, und die Vornembste Chargen Vertretten. Demnach erkennen Wir obgedachter Johann Georg, und Gustav Leopold ihre Vorfahren und descen- denten weiblichen und männlichen geschlechts Vor rin uhraltes Frey adeliches Haus Von Nahmen, und Wappen, welches Sie Von allen zeiten her ge- führet, Wir daßselbe hieroben abgemahlt stehet, Urkunden, bescheinen, und bekräftigen dabey, daß Jedermann bekannt ist, daß dieses uhraltes Frey Adeliches Hauß einen theil seiner OriginalTitres (Dokumenturschriften), Diplomata (Urkunden), Heyraths contracten (Heiratsvereträge), Theil register, (Teilungsregister) und andere schrifften Verloren, welche gleichfals anderen alten häuseren in dem dreysig jähri gen Krieg eingeäschert worden; Zu mehre rer Bekräftigung dieses innhalts haben Wir uns Aigenhändig unterschrieben, und mit unseren Hier bricht der Text ab, da die, wie anzunehmen, letzte Seite 5 fehlt.

Transkription: Anmerkung: Die unregelmäßige Platzverteilung der Namen wurde der besseren Verständlichkeit wegen etwas reguliert und jene der jeweils doppelt (in der Eltern- wie der Nachfolgenera- tion) aufgeführten Stammträger einschließlich deren jeweiliger Gemahlin(nen) wieder durch Unterstreichung unter Beigabe der Generationenzählung in Römischen Ziffern herausgehoben. Seite 1: Copia attestati über das alte Hauß und Her stammung der FreyHerren Von Wimpffen Voraus und oben befindet Sich derenselben nach beschreibung im Kayserlichen Diplomate führendes Wappen mit Schild, Helm, Farben und Figuren richtig abgemahlet Das uhraltes Haus der FreyHerrn Von Wimpffen stammt her aus Kayserlich Freyen Reichsstatt Wimpffen. Einer nahmens Heermann (I) Obrister unter den Kayserlichen truppen distinguirte Sich so durch sein tapferkeit und wohlverhalten, daß ihn Carl der Vierte in Freyen Reichsadel Stand erhoben, und Zum freyen Reichs Ritter geschlagen, Seith selbiger Zeit an haben Sie sich FreyHerrn Von Wimpffen geschrieben und in unterschiedliche Branchen Zertheilet, wie folgent zu erfahrn ist. Heermann war Verheiratet mit Ludophica Von Keit (I), und hatt folgende Kinder erzogen Carolus Augustus Johannes Albertus Fridericus Bartholmäus gebohren Anno 1353 gebohren Anno 1354 gebohren ohne Descendenten Anno 1356 gestorben Carolus Augustus (II) war Verheiratet in Nürnberg Anno 1381 mit Maria Eva Freyin Von Ruseck (II) und hat folgende Kinder erzogen, Carolus Augustus der Zweite Fridericus Augustus Gebohren Anno 1383 gebohrn Anno 1385 Fridericus Augustus (III) war Verheiratet Anno 1415 mit Ludovica Theresia Von Wolffskeil (III) Joannes gebohren Anno 1418 Seite 2: Joannes (IV) ware Verheiratet Zu Hagenau in dem Elsas mit Barbara Von Rechtenbach (IV) Joannes der Zweite (V) gebohren Anno 1444 ware Verheiratet in Nürnberg Anno 1490 mit Barbara Von Knobelsdorff (V) Sebastianus gebohren Joannes der Dritte Anno 1492 gebohren Anno 1494 Joannes der dritte (VI) ware Verheiratet Anno 1520 mit Ludovica Gabriel Von Wildenstein (VI) Sebastianus der Zweiter gebohren Anno 1521 Sebastianus der Zweiter (VII) ware Verheiratet Anno 1545 mit Dorothe Suhsan Von Neustein (VII) Johannes Jacobus gebohren Anno 1547 Joannes Jacobus (VIII) ware Verheiratet Anno 1571 mit Maria Theresia Von Schwartzenberg (VIII) Sebastianus der Dritte Joan Friderich Joan Dieterich Gebohren Anno 1580 gebohren Anno 1581 gebohren Anno 1583 Johann Dietherich (IX) ware Verheiratet in Nürnberg 1617 mit Maria Von Rosenbach (IX) Caesar Augustus Joan Christoph Joannes der Vierte Gebohren Anno 1618 gebohren Anno 1619 gebohren Anno 1625 Seite 3: Joannes der Vierte (X) ware Verheiratet in Baden Durchlach (gemeint: Durlach) Anno 1654 mit einer Von Greiterin (X) Joannes georgius gebohren Anno 1656 den 30ten octobri Joannes georgius (XI) ware CammerHerr an Chur Pfaltzschen Hof, geheimder Rath und oberAmbtman Von Guttenberg, ware Verheiratet mit einer Von Weidman (XI), und nachmahls mit einer Von Zollern (XI) Von der Ersten Ehe Von der Zweiten Ehe Joannes Georgius Gustavus Leopoldus gebohren Anno 1689 Stattemeister Zu Hagenau Franciscus Ludovicus Gebohren Anno 1695 Joannes georgius (XII) hat sich Verheiratet Anno 1720 mit Dorothe Von Fouquerolli (XII), Er war lang CammerHerr bey dem König in Pohlen, und ist wirklich (gemeint: Wirklicher) Geheimer Rath bey dem Regierenden Hertzog Von Zweybrücken, war auch oberAmbtman Von Guttenberg Wir Fürsten, und Grafen, FreyHerrn und Rittern des Heiligen Römischen Reichs bescheinen, bekräftigen, verkünden, und thun Zuwißen jedermänniglich, daß der Völlige Inhalt obgemelter Genealogie der wahr heit gemäs und es Zu ersehen ist aus deren Nobili- tatis Notaminibus, so sich würklich noch in den Nürnbergischen Archiven befinden, wir auch durch andrer offentliche Urkunden, Stam Registeren des Heiligen Römischen Reichs, und besonderlich der berühmten Seite 4: Gronic Bernard Hertzoged Von Anno 1592 pa- gina 41 : 42: und 43 in fünften Buche etc. bescheinen dabey, daß das uhralte Hauß der Frey Herrn Von Wimpffen in allen Zeiten unter die Vor- nembste Frey adeliche geschlechter des Heiligen Römischen Reichs gehalten, und gezählt worden, und würklich noch gehalten und gezählt wird, und daß Viele Von die sem alten geschlecht besonderlich die VorEltern des noch lebenden Joannis georgy (XII), und gustav Leo- pold Heereman (XII) gebrüdere bey Kaysern, und Königen, wie auch in allen Höfen alß Cam- mer Herrn gestanden, und die Vornembste Chargen Vertretten. Demnach erkennen Wir obgedachter Johann Georg, und Gustav Leopold ihre Vorfahren und descen- denten weiblichen und männlichen geschlechts Vor rin uhraltes Frey adeliches Haus Von Nahmen, und Wappen, welches Sie Von allen zeiten her ge- führet, Wir daßselbe hieroben abgemahlt stehet, Urkunden, bescheinen, und bekräftigen dabey, daß Jedermann bekannt ist, daß dieses uhraltes Frey Adeliches Hauß einen theil seiner OriginalTitres (Dokumenturschriften), Diplomata (Urkunden), Heyraths contracten (Heiratsvereträge), Theil register, (Teilungsregister) und andere schrifften Verloren, welche gleichfals anderen alten häuseren in dem dreysig jähri gen Krieg eingeäschert worden; Zu mehre rer Bekräftigung dieses innhalts haben Wir uns Aigenhändig unterschrieben, und mit unseren Hier bricht der Text ab, da die, wie anzunehmen, letzte Seite 5 fehlt.

  • Abb. Y 7a, Y 7b, Y 7c und Y 7d: Kopieexemplare Nr. V (mit anschließender Transkription) einer ca. 1763/64 entstandenen „Copia attestati (= Bezeugten Vervielfältigung) über das alte Hauß und Herstammung der FreiHerrren Von Wimpffen …” mit dem oben aus dem kaiserlichen Diplom entnommenem Wappen mit Schild, Helm, Farben und Figuren, das allerdings hier wie auch die letzte Seite mit Abschlusstext fehlt und somit sich hier ohne Datierung, Siegel und die Unterschrift des Ausstellers, nämlich des Regierenden Grafen Philipp Ferdinand zu Limburg, Bronkhorst in Styrum etc., darbietet.

Auch wenn hier die letzte Seite fehlt und so die Datierung und der Urheber unbezeugt bleiben, so besteht kein Zweifel, dass hinter diesem Text die Person des VON GOTTES GNADEN FÜRSTEN UND REGIERENDEN GRAFEN VON LIMBURG UND BRONKHORST IN STYRUM etc. zu suchen und das Datum der Ausfertigung in die nächste Nähe der Jahre 1763/64 zu legen ist. Denn der Vergleich mit den Kopieexemplaren Nr. IV ergibt eine Übereinstimmung in dreifacher Weise:

1. Beide sind vom gleichen Scribenten gefertigt,
2. ist beider Inhalt auf die Vorfahren des Adressaten FRANZ GEORG VON WIMPFFEN gerichtet und
3. decken sich die auf die einzelnen Glieder der Vorfahrenkette gerichteten Aussagen voll und ganz.

Diese nunmehr hier vorliegende Gesamtgenealogie greift über insgesamt 12 Generationen hinweg, beginnend mit dem angeblichen Stammvater HEERMANN (VON WIMPFFEN) OBRISTER der I. Generation und endend mit JOANNES GEORGIUS (VON WIMPFFEN) der XII. Generation, dem Vater des FRANZ GEORG VON WIMPFFEN der Generation XIII. Neben dem jeweiligen Stammträger erscheinen jetzt noch die Frau bzw. ggfls. Frauen, außerdem die in der Regel gegebenen männlichen Geschwister derselben, dazuhin in fast jedem Fall das Geburts- sowie ggfls. auch Eheschließungsjahr. Die Namen der Stammträger erscheinen jeweils doppelt, weil diese zuerst auch in der vorausgehenden Generationsebene der jeweiligen männlichen Nachkommen aufgeführt sind. Darüber hinaus gehende Angaben erfolgen nur im Falle der Generation I des sog. HEERMANN (VON WIMPFEN) in Gestalt der kurzen Beschreibung dessen Lebensgangs genau nach Art und Inhalt der vorausgehend vorgestellten Kopieexemplare Nr. I – III; das ist: Darlegung dessen angeblichen Metiers des Obristen bei den kaiserlichen Truppen, Erhebung wegen Tapferkeit und Wohlverhalten durch Kaiser Karl IV. in den Adelsstand des Reichsfreiherren sowie in den Ritterstand, zum Schluss Hinweis auf den dessen Geschlecht durch die Rittererhebung zugekommen sein sollenden Adelsnamen Von Wimpffen. Demgegenüber beschränkt sich ab der Generation II die Namensnennung jeweils auf den stets in lateinisierter Form wiedergegebenen Vornamen, womit wohl bedeutet werden sollte, dass diese Namen aus alten Urkunden, die sich ja in der Regel der lateinischen Sprache bedienten, hervorgeholt seien, um somit den Eindruck der Richtigkeit und Wahrhaftigkeit befördern zu helfen. Ins Auge springt auch die den letztgenannten zwei Generationen XI und XII, d. h. der Großvater- und Vatergeneration des Adressaten FRANZ GEORG VON WIMPFFEN, beigegebenen (gleichartigen) Berufsbezeichnungen Kammerherr von Pfalz-Zweibrücken sowie Geheimer Rat und Oberamtmann von Guttenberg sowie im Falle des einen Onkels des Vorgenanntnen namens GUSTAVUS LEOPOLDUS Stattmeister zu Hagenau.

Die letztgenannten (immerhin als stimmig zu betrachtenden) Betitelungen sollen wie auch an späterer Stelle der Hinweis, dass „diese gebrüdere bey Kaysern, und Königen, wie auch in allen Höfen alß Cammer Herrn gestanden, und die Vornembste Chargen Vertretten” den Aufstieg des Geschlechtes der Von Wimpffen demonstrieren. Wenn aber zuvor zur Versicherung und Bekräftigung der Stimmigkeit der aufgeführten Gesamt-Genealogie von in den Nürnberger Archiven vorhandenen „Nobilitatis Notaminibus” (gemeint: Adelsbriefen) und anderen öffentlichen Urkunden, Stammregistern des Heiligen Römischen Reiches und besonderlich der berühmten Chronik des Bernart Hertzog von 1592, Seite 41, 42 und 43 im fünften Buche etc. die Rede ist und danach konstatiert wird, dass das uralte Haus der Freiherren von Wimpffen in allen Zeiten zu den vornehmsten Geschlechtern des Heiligen Römischen Reiches gezählt worden sei und wirklich noch gehalten werde, so erscheint die Qualifikation „uralt” (im Sinne von zumindest mittelalterlich) insofern unrichtig, als diese nachgewiesenermaßen ja ursprünglich den bürgerlichen Namen HERMANN getragen haben, denen als Nürnberger Bürgerlichen und Angehörigen der sog. Ehrbarkeit mit seit dem Jahr ihrer Einwanderung aus Augsburg 1512 angefügter Herkunftsbezeichnung VON WIMPFFEN ein (bürgerschaftliches!) Wappen erst 1555 und der freiherrliche Adelsrang ja erst 1658, d. h. nicht im Mittelalter, sondern in der frühen Neuzeit zusammen mit einer sog. Wappenbesserung durch die Hinzugabe einer Krone zugesprochen worden ist. Und wenn nun auch die „berühmte” Chronik des Bernart Hertzog von 1592 mit den Seiten 41 – 43 des fünften Buches ins Feld geführt wird, so muss darauf hingewiesen werden, dass deren Untauglichkeit als Beweisstück schon im 15. Jahrhundert oder gar schon früher bestandenen alten Adels bereits in Kapitel I. Mysteriöser Hans dargelegt worden ist, zumal auch dort nur auf Seite 43 und nichts auf den Seiten 41 und 42 über den dort aufgeführten sog. HANS I. des 15. Jahrhunderts zu finden ist. Jetzt ist auch aufgedeckt, woher Wurzbach, der aus dieser Chronik auch entnommen haben will, dass sein JOHANN oder HANS I. „sich … durch seine namhaften Ritterzüge und seine Belagerung der Veste Lindbronn im Elsaß im Jahre 1450, ferner aber auch durch seine merkwürdigen Reisen in Frankreich und Italien berühmt gemacht”, sein Wissen hergeholt hat, wobei die letzte auf dessen angebliche Reisen bezogene Partie Wurzbachs hinzugebrachte ureigene Erfindung sein dürfte. Und wenn dann noch am Schluss entschuldigend angefügt ist, dass dieses uralte freiadlige Haus einen Teil seiner Dokument-Urschriften, Urkunden, Heiratsverträge, Teilungsverzeichnisse und andere Schriften dadurch verloren habe, dass diese – genau wie bei anderen alten Adelshäusern – im Dreißigjährigen Krieg eingeäschert worden seien, so mag das zwar stimmen. Doch kann es sich bei diesem verloren gegangenen Urkundenmaterial in seiner Gesamtheit in keinem Fall um Adelsurkunden und bei den aufgeführten Personen, ebenso wie durchweg, um es noch einmal zu sagen, bei den erheirateten Frauen, keineswegs um Adlige gehandelt haben. Denn die Adelseigenschaft und das „Von Wimpffen” im Sinne von jetzt nicht mehr nur einer Herkunfts-, sondern einer Adelsbezeichnung, ist diesen ja, um das wieder und wieder schon Gesagte noch einmal herauszutellen, erst 1658, d. h. zehn Jahre nach dem Ende dieses Krieges, zugekommen.

Somit muss man schlussendlich den fraglos richtigen Schluss ziehen, dass die sog. Herrren Traiteure, gleich, ob diese sich auf den HERRN VON ZIGESAR oder auf KERSTEN VON KERSTENSTEIN oder andere Quellen zu stützen suchen, mit ihren sämtlichen Angaben neben der Realität lagen. Dazu kommt dann noch, dass die Herren Adepten AUBERT DES BOIS oder CELLARIUS-GOLDTBEEG oder auch KNESCHKE und vor allem schlussendlich auch VON WURZBACH, andienungs- und ehrgeizhalber noch tüchtig dazufabuliert haben. Und dass der Letztgenannte rund 12 ½ Jahrzehnte nach dieser „Copia attestati” der beginnenden 1760er Jahre keine Hemmungen hatte, weiteres Unstimmiges bezüglich der vorausgehenden Jahrhunderte zurück fast bis zur Jahrtausendwende hinzuzuspinnen, wird, wie bereits angekündigt, noch im Endkapitel Z. Rück- und Weiterschau auszubreiten sein.

Wie dem auch sei: Dass auch bei dieser „Copia attestati” die Namensangaben über die Generationen I – VIII und dazuhin die vermeldeten Geburtsjahre sogar der Generationen IX – XI nachweislich und somit völlig zweifelsfrei in keiner Weise der Realität entsprechen, indem diese alle um eine ganze Generation zu früh eingeordnet sind, alles das soll hier noch einmal stichwortartig gegenüberstellend in Tabellenform durch Vergleichung mit den unbezweifelbar stimmigen Angaben der zweitgenannten Autorengruppe  ausgebreitet werden. Siehe dazu die nachfolgende

Tabellarische Vergleichung:
Anmerkung:
Die Stammträger und deren Frauen sind jeweils durch Unterstreichung herausgehoben.

ZÄH- GENERATIONENFOLGE GENERATIONENFOLGE ZÄHLUNG in Darlegung der in Darlegung der LUNG der vorstehend insbesondere aus Nürnberger der Ge- Genera- gezeigten übereinstimmenden Urkunden gewonnenen neratiotionen großteils unzutreffenden zuverlässigen nen nach nach Angaben Ergebnissen dem Aubert der Kopienexemplare I - V des Stammbaumes von J. W. Stör Stamm- Des Bois der Jahre 1760 - 1764, (1750/60) baumvon (1778), mit denen und der Darlegungen von Stör (ca. dem von Aubert Des Bois (1778), G. E. Waldau 1750/60) Gotha im Gotha (1853) und von Kneschke (1853) (1787) und der und sowie C. von Wurzbach (1888) sowie von Genealo- Knesch- korrespondieren und die nachverfolgbar sind L Sporhan-Krempel gischen ke (1853) in der vorstehenden (1980/84), Abhandsowie Transkription des Kopienexemplars Nr. V nachverfolgbar am besten lung von Wurz- sowie in der I. und II. Stammtafel von Wurzbach im Stammbaum von J. W. Stör Sporhanbach (siehe Abb. 14 und Abb. 34) (siehe Abb. 13 und Abb. 3ID Krempel (1888) (1980/84} Heermann Sigmund Hörman von Wim12ffen (von WimJ;1ffen} Ritter Obrister verh. mit Agnes Bracherin I von Kaiser Karl IV. zum Ritter geschlagen und (laut dem Stammbaum von J. W Stör) 1 in den Stand der Reichsfreiherren erhoben Sigmund Hermann gest. 1393 der Ehrbarkeit angehörig u. Kaufmann; verh. mit verh. mit Agnes Pracherin Ludophica Von Keit (laut Abhandlung v. Sporhan-Krempel} Joannes Carolus Augustus Fridericus u. a. Albertus geb. Bartholomäus Lienherd bzw. Leonhard geb. 1354 1353 geb. 1356 Kaufmann 2 II verh. mit verh. mit Maria Eva F re~i n Von Ruseck Anna Entzin bzw. Barbara Entzingin Heinrich (der Ältere), Carolus AuQustus d. Zweite- Fridericus Augustus verh. mit 3 III geb. 1383 ~rh. 1415 gab. 1385 Anna Reiterin ---- mit u. a. Ludovica Theresia Von Wolffskeil Heinrich (der Jüngere} Joannes Femhändler, wird 1515 in Nümberg IV geb. 1418 Bürger u. Genannter d. Größeren Rats 4 verh. in Hagenau im Elsass verh. mit mit Ursula Daxin Barbara Von Rechtenbach ------- Joannes der Zweite u. a. geb. 1444 Dominicus bzw. Dominik V verh. in Nümberg1490 verf\ ~ mit in Nümberg mit Barbara Von Knobelsdorff Ursula Groland(in} 5 Sebastianus und Joannes der Dritte bekommt 1555 vom Kaiser ein VI geb. 1492 J geb. 1494 Widderwappen verliehen, verh. 1520 ertrunken 1556 in Nümberg mit im Tullnauer Weiher Ludovica Gabriel(a) Von Wildenstein ----- - Sebastianus der Zweiter u. a. VII geb. 1521 Niklas, geb. 1539, und verh. 1545 Christoff bzw. ChristoJ;1h (der Ältere) mit geb. 1552 6 Dorothe Suhsan Von Neustein verh. 1577 mit Johannes Jacobus Regina Böheimin bzw. Regina Beheim geb. 1547 -- VIII verh. u. a. 1571 Christoff bzw. Christooh (der Jüngere} mit verh. 1607 mit 7 Maria Theresia von Schwertzenberg Anna Maria Semler(in) Sebastianus der Dritte Joan Friderich - geb. 1580 geb .. 1581 u. a. Joan Dieterich Johann Friedrich - Johann Dietrich geb. 1583 geb. 1615 geb. 1616 verh. 1617 in Nümberg verh. mit: mit 1645: 1660: IX Maria von Rosenbach 1. Susanna Catharina 1. Maria Magdalaut Wurzbach Fürlegerin lena Löffelmit: 2. Susanna Kreßin holtzin bzw. 1. Maria Magdalena von Löffelholtz zu Goiberg bzw. Kress von Löffelholz von 8 2. Maria Bartholomea von Löffelholtz zu Goiberg Kressenstein Goiberg 3. Sabine von Crem;__.----. 2. Katharina 4. Anna von Rosenba Barbara Löf- Caesar Augustus k'" Joan Christoph felholzin bzw. geb.1618 Joan der Vierte geb. 1619 Löffelholz v. geb. 1625 Goiberg verh. 1656 in Baden-Durlach "' X mit einer 1. Johann Jacob 1. Susanna Von Greiterin geb. 1646 Maria lt. Wurzbach Johann Paul verh. mit 2. Georg Abraham 2. Maria Salome Kreiter auf Dietsch geb. 1648 Magdalena 3. Hanß Christoff 3.Johann Joannes Georgius (lt. Wurzbach: 1.) (Johann Christoph) Paulus geb. 30. 10. 1656, geb. 1652 9 Kammerherr am Kurpfäzischen Hof, 4. Hanß Carl (Johann Carl} Geheimer Rat und Oberamtmann geb. 1654; dieser kam in Pfälzische von Guttenberg, Dienste, wurde Zweibrückischer Gehei- XI mer Rat und Oberamtmann zu Gutten- verheiratet mit einer Von Weidmann berg und war verh. und nachmals mit in 1. Ehe mit Katharina von Weidmann, einer Von Zollern in 2. Ehe mit Eva von Zollem. von der 1. Ehe: von der 2. Ehe: Ab hier werden die Stammträger auf Joannes Georgius • Gustavus Leopoldus der Grundlage der Selbstbiografie des geb. 1689 Stattmeister zu Hagenau Fram;:ois Louis de Wimpffen Franciscus Ludovicus * lautVVurzbach: Johann weitergeführt: geb. 1695 Georg II., geb. 02. 07. 1689 Johann Georg XII Der Erstgenannte war lange Kammerherr bei dem geb. 02. ·07. 1689 10 König in Polen und ist Wirklicher Geheimer Rat kam in die Dienste der Pfalz, wurde bei dem Regierenden Herzog von Zweibrücken, Pfalz-Zweibrückischer Geheimer Rat war auch Amtmann von Guttenberg; und Oberamtmann von Guttenberg verh. 1720 mit verh. mit Dorothe Von Fouquerolli Dorothee de Fouquerolle Hinzugefügt sind hier abschließend noch die Personalien des Adressaten der linksseitg dargelegten Von Wimpffen-Genealogie, welcher der siebtälteste Sohn XI II des vorstehenden EheJ;1aares Johann Geom und Dorothee von Fouguerolle gewesen ist: 11 Frantz Georg von Wim12ffen 1735-1816

Zwar geht die von FÜRST UND REGIERENDEM GRAFEN VON LIMBURG etc. veranlasste Gesamt-Genealogie der Von Wimpffen von ca. 1763/64 ab Generation XII mit derjenigen des Stammbaumes Stör von ca. 1750/60 sowie der Abhandlung von Waldau von 1787 und auch derjenigen von Sporhan-Krempel von 1980/84 bezüglich Generation 10 und damit der Person des Vaters des Adressaten FRANZ GEORG VON WIMPFFEN namens JOHANN GEORG VON WIMPFFEN, geb. am 02. 07. 1689, doch mit Ausnahme der unrichtigerweise dessen Namen bei Wurzbach zugeordneten Zählung „II.”, zusammen. Auch steht es außer Zweifel, dass auf die Angaben der II. Stammtafel des Constantin von Wurzbach ab der Generation XII bedingt und ab Generation XIII, von gelegentlichen datummäßigen Kleinigkeiten abgesehen, nunmehr inhaltlich so gut wie voll Verlass ist. Dass jedoch die in der Gesamt-Genealogie von ca. 1763/64 aufgeführten Angehörigen der vorangehenden Generationen XI, X und IX wie auch diejenigen der in dessen I. Stammtafel angegebenen solchen der vorausgehenden Generation VIII bis zurück zu I als irrelevant betrachtet werden müssen, ist damit zu erklären, dass diese voll und ganz der vorstehend linksseitig eingebrachten „Copia Attestati” von ca. 1763/64 entsprechen, die Wurzbach wie seinen Vorgängern zusammen mit den in den Kopieunterlagen aufgezeigten Dokumenten als Wegweiser gedient haben dürfte und ihrerseits in keinerlei Weise als tauglich im Sinne wissenschaftlicher Sachrichtigkeit zu bewerten sind.

Im Hinblick auf die im Gesamt der voranstehenden Kapitel geführten Darlegungen sowie auf die vorliegende „Tabellarische Vergleichung” erübrigt es sich zwar, weitere Begründungen zum Nachweis der überwiegenden Untauglichkeit sämtlicher Kopienexemplare Nr. I – V zu geben. Dennoch sei zur Stützung der Beweisfühung, ausgehend vom Adressaten FRANZ GEORG VON WIMPFFEN (1735 – 1816) und rückschreitend in der Zeitleiste, punktuell noch Folgendes herausgestellt:

  1. Der Großvater des Adressaten war nicht, wie aus Gen. IX abzuleiten, ein 1656 geborener JOANNES GEORGIUS (bei Wurzbach: JOHANN GEORG I.), sondern, wie Gen. 9 zeigt, JOHANN CARL (HANß KARL), geb. 1654 und (hierin übereinstimmend) Kurpfalz-Zweibrückenscher Geheimer Rat und Oberamtmann von Guttenberg, verheiratet zunächst mit KATHARINA VON WEIDMANN, dann mit EVA VON ZOLLERN, d. h. mit eben jenen Frauen, welche die „Copia attestati” und auch Wurzbach unrichtigerweise ihrem JOANNES GEORGIUS bzw. JOHANN GEORG I. zuweisen. Kaum zu glauben, dass sich FRANZ GEORG VON WIMPFFEN  mit den Angaben dieser „Copia attestati” – ob bewusst oder ob nichtsahnend, das mag offenbleiben – einen falschen Großvater „aufbinden” ließ!
  2. Der Urgroßvater und die Urgroßmutter des FRANZ GEORG waren nicht, wie aus der „Copia attestati” Generation IX abzuleiten, ein angeblich 1583 (statt richtigerweise 1616) geborenerr JOAN DIETERICH VON WIMPFFEN und die angeblich 1617 von diesem erheiratete MARIE VON ROSENBACH, sondern des Letztgenannten 1615 (statt falscherweise 1581) geborener älterer Bruder JOHANN FRIEDRICH VON WIMPFFEN und die von diesem in erster Ehe 1645 geheiratete SUSANNA CATHARINA FÜRLEGER. Was bereits schon mehrfach gesagt wurde, soll hier noch einmal wiederholt werden: Es besteht der sichere Verdacht, dass die Nachwelt – und zwar die Genealogen wie die Von Wimpffen selbst – jedwede Erinnerung an den so herabgesunkenen und so unehrenhaft ums Leben gekommenen JOHANN FRIEDRICH VON WIMPFFEN (1615 – 1668) zu tilgen suchten! Letztlich wohl nur so ist es auch zu verstehen, dass dessen jüngerer Bruder JOHANN DIETRICH VON WIMPFFEN (1616 – 1679) später fälschlicherweise in der Genealogie der Von Wimpffen offiziell (siehe in der I. Stammtafel die unrichtige Kennzeichnung desselben als Begründer des sog. „Jüngeren Hauptastes”) als derjenige erscheint, über den die Von Wimpffen zu einem als Militärs hochgerühmten und hochberühmten Adelsgeschlecht geworden und dazuhin teilweise in den Grafenrang aufgestiegen sind!
  3. Der Ururgroßvater und die Ururgroßmutter des Franz Georg von Wimpffen, hießen nicht, wie aus Gen. VIII abzuleiten, JOANNES JACOBUS VON WIMPFFEN, geb. 1557, und die angegebene 1571 erheiratete MARIA THERESIA VON SCHWARTZENBERG, sondern, wie bereits mehrfach belegt, CHRISTOPH VON WIMPFFEN und nach dessen 1607 erfolgten Heirat ANNA MARIA SEMLER. Mit solch irriger Zuordnung war offenbar auch der Traditionsfaden nach Nürnberg und damit hin zu jenem Ort völlig abgerissen, wo nach der Einwanderung des von Augsburg her gekommenen HEINRICH HERMANN DEM JÜNGEREN der Generation 4 des Jahres 1512 der Nachname HERMANN durch die Herkunftsbezeichnung „VON WIMPF(F)EN“ Erweiterung fand und dieser 1515 als Bürger sowie als Genannter des Größeren Rates erscheint und schließlich im Jahr 1658, d. h. nach knapp anderthalb Jahrhunderten, die Nachkommen in der 8. Generation aus dem (Zweiten) Stand der Nürnberger sog. Ehrbarkeit in den freiherrlichen Reichsadelsstand aufgestiegen sind und das „Von Wimpffen“ nunmehr zum Adelsnamen geworden war. Man hat offenkundig, um weitere illustre Vorahnen vorzeigen zu können, nunmehr kurzerhand die lückenschließende Phantasie walten lassen.
  4. Somit kann der Herkunftsfaden niemals über einen SEBASTIANUS DEN ZWEITEN der Generation VII, dann zurück zu JOANNES DEN DRITTEN der Generation VI, sodann JOANNES DEM ZWEITEN der Generation V usf. bis zurück zu einem HEERMANN OBRISTER der Generation I gelaufen sein, sondern nur so, wie es rechterhand davon die Nennungen bei Generation 6 bis zurück nach 1 aussagen und wo bei Generation 4 der nachgewiesene Nürnberg-Auswanderer HEINRICH DER JÜNGERE und davor der ebenso mit Sicherheit existent gewesene HEINRICH DER ÄLTERE der Generation 3 etc. erscheinen.
  5. Bezüglich der Generation I, d. h. des Ahnvaters, ist mit der Nennung von HEERMANN, OBRISTER, der diesem von dem HERRN VON ZIGESAR sowie E. S. VON KERSTEN VON KERSTENSTEIN vorangestellte Vorname SIGISMUND zu vermissen, während dieser sowohl bei Stör als auch bei Sporhan-Krempel jeweils denn doch in deren Generation 1 erscheint, wobei Stör hier unkritisch die Familientradition der Ritter- und Adelserhebung durch Kaiser Karl IV. des Jahres 1373 dadurch bestätigt, dass er am Beginn seines Stammbaumes diesen als rüstungsberwehrten Ritter, benamt mit SIGMUND HÖRMAN VON WIMPFFEN und noch beigegeben „vixit (d. h. lebte) A: (im Jahr) 1377”, darstellt und diesem (richtigerweise), „AGNES BRACHERIN” als Gattin zuordnet. Was die diesen Ahnherrn betreffenden Aussagen von L. Sporhan-Krempel betrifft, so findet sich dieser Name der Frau zwar dort wieder; doch ist alles andere über diesen Berichtete durch deren bereits in Kapitel B. Sagenahn dargelegten Sätze mit Recht in Zweifel gestellt: „Die Familientradition berichtet, Sigmund habe mit Erlaubnis Kaiser Karls IV., der ihn 1373 zum Ritter geschlagen habe, den Namen ‚von Wimpffen’ angenommen. Das ist aber sehr zweifelhaft. In ihren Augsburger Jahren nennen sich die Mitglieder der Familie immer nur Hermann. So findet man sie auch in den genealogischen Aufstellungen. Sigmund war mit einer Agnes Pracherin verheiratet, er gehörte wohl der Ehrbarkeit an und trieb Handel.”
  6. Was die am Schluss zwischen der Generationen-Zählung nach der „Copia attestati” sowie deren Adepten gegenüber jener nach Stör sowie Sporhan-Krempel bestehende Differenz von –2 betrifft, so kommt diese, wie bereits ausführlichst dargelegt, dadurch zustande, dass bis hin zum Brüderpaar JOHANN FRIEDRICH und JOHANN DIETRICH bei den Erstgenannten fehlerhafterweise 9, bei den Zweitgenannten richtigerweise nur 8 Generationen aufgeführt sind und bezüglich der Generationen XI und XII der erstgenannten Gruppe eine fehlerhafte Doppelnennung (siehe sowohl in der Copia attestati wie bei Wurzbach die unrichtige zweifache Aufführung eines JOANNES GEORGIUS, d. h. eines JOHANNN GEORG I. und eines JOHANN GEORG II.) vorliegt.

    Nunmehr sei nach dieser überlangen Einschiebung, welche die Herkunft des der

– G e n e r a t i o n  11d –
entstammenden
FRANZ GEORG VON WIMPFFEN
(1735 – 1816),

des Begründers des sog. d) Georgs-Zweigs, und gleichzeitig auch das Werden des Von-Wimpffen-Geschlechtes in seiner Gesamtheit kritisch analysiert, die am Anfang begonnene Darlegung dessen Lebensganges weitergeführt und zu Ende gebracht:
Im Jahr 1765, also im Nachjahr der Ausstellung der letztgezeigten Urkunde, kauft dieser den südlich von Höchstädt (unweit Neuburg, der Residenz der Neuburger Linie der Wittelsbacher) zur Donau hin gelegenen bescheidenen Adelssitz („Hofmarch oder befreyter Sitz”) Mollberg von dem aus der Rheinpfalz stammenden JOHANN WILHELM VON PHUL, nimmt die Landsassenpflicht an und wird jetzt Untertan des bayrischen Kurfürsten. Der Name dieser Gutsherrschaft leitete sich von dem an diese angelehnten waldbewachsenen steilhügelartigen sog. Mollberg unweit der Donau ab, auf dem einst eine heute spurlos verschwundene Burg gestanden hatte. Statt jedoch, wie ursprünglich beabsichtigt, auf der ein kleines Schloss- sowie ein Wirtschaftsgebäude und einen kleinen Park bergenden 5 Tagewerk umfassenden landwirtschaftlichen Fläche sich dem Landbau zu widmen und seiner Familie einen standesgemäßen Edelsitz zu bieten, auch seine von der Pfalz her bestehenden Verbindungen zu den Wittelsbachern zu festigen, bezieht er das Gut Mollberg nicht und veräußert dieses für 4.000 Gulden bald wieder an den Kurfürsten von Bayern. Von diesem wird die Edelmannsfreiheit dieses Gutes aufgehoben und der Besitz aufgeteilt verkauft, der um 1780 nur noch einen Bauern sowie einen Fischer und Müller beherbergt. Franz Georg von Wimpffen bemüht sich demhingegen, wie sein laut Dr. Hans H. von Wimpffen erhalten gebliebener umfänglicher Briefwechsel mit insbesondere Staatskanzler Kaunitz und Kurfürst Maximilian zeigt, dafür jetzt in österreichische Militärdienste zu treten und sich für den Kaiser zu bemühen. Nachdem er 1771 aus den Diensten Frankreichs endgültig entlassen wird, zieht er 1772 mit seiner Familie weit weg ins ungarische Siebenbürgen und übernimmt dort zunächst das ihm übertragene Kommando des die östliche Grenze des Habsburgerreiches schützenden und aus Einheimischen der Landschaft Szekely bestehenden Husarenregimentes, das 1769, benannt nach der dortigen Landschaft Szekely, den Namen Szekler-Husarenregiment Nr. 11 bekommen hat. 1773 übernimmt er als Hauptmann der Kavallerie das Husarenregiment Török und es erfolgt später seine Beförderung zum Generalmajor, 1784 zum Feldmarschall-Leutnant; 1791 wird er nach seiner Versetzung nach Pest (heute Budapest) zum Militärberater ernannt. Wann seine erste Gemahlin gestorben ist und er dann JOSEPHA FREIIN VON GASTHEIM(B) geheiratet hat, ließ sich nicht ermitteln. Nach dem Ausbruch der Revolutionskriege der 1890er Jahre stoßen seine Bewerbungen um eine diesbezügliche Truppenverwendung wegen seines hohen Alters auf Ablehung. 1808 erhält er das ungarische Indigenat (Heimatrecht). Bei seinem Tod am 13. Februar 1816 steht er im 81. Lebensjahr. Von ihm hat Clara von Both, die Mutter des Dr. Hans H. von Wimpffen, die nachstehende Bilderinnerung an den Ururururgroßvater ihres Sohnes geschaffen:

127

  • Abb. Y 8: Feldmarschall-Leutnant François Georges de Wimpffen (1735 – 1816), Gemälde von Clara von Both (1907 – 2000) nach einem zeitgenössischen Stahlstich.

Den bei 11d begonnenen Gang durch die Generationen des Georgs-Zweiges fortsetzend, kommen wir nunmehr zur

– G e n e r a t i o n  12d –
Ältester der drei Söhne des Franz Georg von Wimpffen war
GEORG VON WIMPFFEN,
laut Wurzbach
geboren am 28. November 1762,
gestorben am 25. November 1811
zu Losoncz in Ungarn
als Major in O’Reilly-Chevauxlegers.
Von diesem liegt von Dr. Hans H. von Wimpffen keine Lebensbeschreibung vor.
Laut Wurzbach ist dieser verheiratet gewesen mit
N. PELLER VON EHRENBERG.
—–
Jüngster der 3 Söhne des Franz Georg von Wimpffen war
MAXIMILIAN VON WIMPFFEN,
geb. am 19. Februar 1770
in Münster/Westfalen;
gest. am 29. August 1854
in Wien:

Es handelt sich bei diesem um, so Wurzbach in seiner II. Stammtafel, den „Ritter des Goldenen Vließes und Feldmarschall”, dessen Ruhmestaten auf den Schlachtfeldern und ganzes dem Militärdienst Österreichs gewidmetes Leben sowie dessen herausgehobene Ruhestätte auf dem Heldenberg in Kleinwetzdorf in Kapitel Grundlegendes eine kurze – den Auftakt dieser Arbeit bildende – Betrachtung gilt. Ihm, seinem Urururgroßonkel, hat Dr. Hans H. von Wimpffen dadurch gehuldigt, dass er an der zur Entengasse hin schauenden Südfront seines 1982 in Wimpfen am Berg erworbenen Fachwerk-Doppelhauses eine auf diesen bezogene repräsentative Wappendarstellung anbringen ließ. Siehe diese in

128

  • Abb. Y 9: Großes ins Auge springendes Wappen im Mittelbereich der rückwärtigen Giebelfassade der Wohnstätte des Dr. Hans H. Freiherr von Wimpffen, dargeboten zu Ehren seines berühmten Ahnen Feldmarschall Maximilian von Wimpffen (1770 – 1854), Mitglied und Inhaber des Ordens vom Goldenen Vlies.

Dieses präsentiert den nach rechts mit goldenem Kreuz schreitenden weißen Widder mit goldenen Hörnern und damit das Wappentier derer Von Wimpffen. Dieses ist hier aber nicht auf einen früh- bis hochgotischen Dreieckschild, sondern auf einen rotgrundigen Renaissance-Rundschild gesetzt, und dessen Hinterbeine bewegen sich über die (in der Wappendarstellung der Abb. 5 fehlenden, doch im dazugehörigen Text beschriebenen) drei (hier dunkel)grünen Berge. Hinter dem Rundschild schauen im Wechsel von Schwarz und Gelb die oben beidseits mit dem kleinen Doppeladler des einstigen Österreich-Ungarn besetzen vier Enden zweier gekreuzter Feldherrrenstäbe hervor. Dahinter umfängt den Kreisschild die unten vom Ordensband eines Ritters vom Orden des Goldenen Vlieses überdeckte goldene Collane mit dem am Ende hängenden Ordenszeichen, nämlich dem durch einen Ring gezogenen Widderfell. Dieses – wie auch der Name und die Wesensart – dieses 1430 durch den Herzog von Burgund gestifteten Ritterordens ist am Mythos des in der griechischen Sage der Argonauten von Jason und seinen Genossen dem König Aietes geraubten goldenen Widderfell (= Goldenes Vlies) festgemacht. Der Mythos geht wohl darauf zurück, dass sich an Schaffellen, die dort in goldführende Flüsse gehalten wurden, Gold festsetzte. Großmeister des 1430 vom Herzog von Burgund gestifteten und 1477 auf die spanische Linie der Habsburger übergegangenen Ordens wurde 1700 durch deren Aussterben der österreichische Familienzweig der Habsburger. Über dem Schildrund prangt eine Freiherrenkrone, erkennbar an ihren sieben sog. Perlen. Durch die Doppelerscheinung des Widders, im Rundschild als Wappentier und im Ordensgehänge als Ordenszeichen, erfährt die Stärke, Kampfeskraft und Durchsetzungswille atmende Wappensymbolik eine Potenzierung. Diese beeindruckende Wappendarstellung ist dem in der Gruft auf dem „Heldenberg” zu findenden und nachstehend gezeigten Vorbild nachempfunden:

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  • Abb. Y 10: Foto der in der Gruft auf dem „Heldenberg” an der Grabplatte des Feldmarschalls Maximilian von Wimpffen zentral angebrachten Wappendarstellung mit insbesondere oben der Freiherrenkrone, zwei gekreuzten Feldherrenstäben sowie der Collane und dem am Ordensband des Ritters des Ordens vom Goldenen Vlies hängenden Darstellung des goldenen Widderfells.

Die unter der Wappendarstellung groß aufgemalte Eindatierung „Erbaut 1680“ bezieht sich auf den dortigen Gebäudeteil. Diese ausdrucksstarke beeindruckende Huldigung erscheint keineswegs überzogen, handelt es sich bei Maximilian von Wimpffen zweifelsfrei doch um jenen Angehörigen der Adelssippe derer Von Wimpffen, welcher, was den erreichten Ruhm und die erlangten Ordensehrungen anbelangt, die Spitze hält. So verwundert es nicht, dass Wurzbach diesem in seiner Genealogie der Freiherren und Grafen von Wimpffen (S. 23 – 30) die Höchstzahl von knapp 8 Seiten widmet. Doch stellt diesen Dr. Hans von Wimpffen in seiner Rubrik „biographien” seiner Website „wimpffen.hu” bzw. „wimpffen.de”, nachdem er offenbar mit einer ersten nur zwei Seiten umfassenden Abhandlung nicht zufrieden gewesen ist, jüngst mit sage und schreibe 23 DIN A4-Seiten in Kleinstschrift bei weitem in den Schatten! Darunter befinden sich rund zwei Dutzend Darstellungen, wovon viele Gemälde aus der Hand seiner Mutter Clara de Both stammen und wichtige Szenen aus dem Leben seines hochgerühmten Urururgroßonkels nachempfinden, dazuhin zeitgenössische Darstellungen sowie Fotografien, darunter Maximilians Wiener Wohnstätte und solche von seiner sowie gleichzeitig Radetzkys und Pargfrieders Grabstätte; und der Schlacht bei Aspern sind dort allein 5 Seiten gewidmet. Angesichts dieser Fülle und dazuhin der Wurzbach weit hinter sich lassenden minutiösen Sachkenntnis, Empathie und Lebendigkeit der Schilderung, stirbt mein Wille, davon hier einen kurzen Abklatsch liefern zu wollen. Stattdessen sei nichts anderes als das Nachlesen empfohlen und soll mit dem hier sowie dem am Anfang des Kapitels A. Grundlegendes Gesagten Genüge getan sein.

Wie sehr Dr. Hans H. von Wimpffen sich seinem Urururgroßonkel Maximilian gegenüber verpflichtet fühlt, das zeigt der durch die nachfolgende Abbildung belegte Umstand, dass er vor Jahren in Aspern-Essling an der Gedenkfeier zur 200. Wiederkehr der am 21. und 22. Mai 2009 stattgefundenen Schlacht bei Aspern teilgenommen und dabei dem dortigen Museum das von seiner Frau Mutter geschaffene Gemälde des Feldmarschalls Maximilian von Wimpffen übergeben hat:

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  • Abb. Y 11: Dr. Hans Hermann Freiherr von Wimpffen nach der Übergabe des von seiner Mutter Clara von Both-Wimpffen (1907 – 2000) geschaffenen Gemäldes seines Vorfahren Maximilian Freiherr von Wimpffen (1770 – 1854) an das Museum von Aspern-Essling bei der Gedenkfeier zum 200. Jahrtag der Schlacht bei Aspern am 24. Mai 2009.

Der Schenker steht vorne am linken Bildrand vor der aus dem gleichen Anlass gepflanzten Friedenslinde und neben dem dazugehörigen Gedenkstein, im hinteren Zentrum in den Händen zweier Veranstalter der Gedenkfeier das schon von Abb. A 1 her bekannte Portrait des besagten Ahnen.

Dr. Hans H. von Wimpffen sieht sich, um hiermit zu schließen, am Anfang seiner Feldmarschall Maximilian geltenden langen Dokumentation, hinblickend zur Stätte dessen Begräbnisses, veranlasst, Folgendes tadelnd festzustellen:
„Auf dem ‚Heldenberg’ nahe Wien endete an einem sonnigen Augusttag die bewegte militärische Laufbahn eines Soldaten, dem zwei so grundverschiedene Literaten wie Bruno Brehm und Stefan Heym ein literarisches Denkmal setzten, zu dessen Seite der legendäre Feldmarschall Radetzky beigesetzt werden wollte, statt neben Königen und Kaisern in der Wiener Kapuzinergruft seine ewige Ruhe zu finden. ‚Es ist mein Wille’, schrieb Österreichs berühmtester Soldat in seinem Testament, ‚an der Seite meines alten Freundes Marschall von Wimpffen beigesetzt zu werden’. Wenige Jahre nach seinem Tod erhielt Maximilian von Wimpffen ein Denkmal auf dem ‚Heldenberg’, nahe Wien; in Wagram, Wien und Wetzdorf sind Straßen nach ihm benannt; doch wenn alljährlich am Todestag Radetzkys das republikanische österreichische Bundesheer einen Kranz niederlegt, am Grab des Besiegers des italienischen Freiheitskampfes von 1848, der italienische Revolutionäre reihenweise hinrichten ließ, bekommt der andere Feldmarschall, der sein Soldatenleben lang für die Befreiung Österreichs von der französischen Fremdherrschaft gekämpft hat, nicht einmal einen Blumenstrauß. Und es sind nur drei Schritte, die beide Gräber voneinander trennen.”

Maximilian von Wimpffen blieb unverheiratet und somit kinderlos. Seines Vaters
d) Georgs Zweig
wurde weitergeführt durch dessen nunmehr beschriebenen nächstälteren Bruder und zweitältesten der drei Söhne des Vorgenannten namens

(KARL SIGISMUND) DAGOBERT (HERMANN) VON WIMPFFEN,
geb. lt. Hans H. v. Wimpffen am 1. Mai 1765
angeblich in Ludwigsburg;
verheiratet mit
ANTONIE VON ERÖS
gest. lt. Wurzbach am 25. Juli 1836
in Pressburg (heute Bratislawa/Slowakei)
als kaiserlich-königlicher Oberst im Ruhestande.

Der Blick in die II. Stammtafel des Constantin von Wurzbach zeigt, dass dieser als der Begründer der aus dem d) Georgs Zweig gewachsenen

Linie der
W i m p f f e n – M o l l b e r g
(siehe dazu in Kap. G. Wappenempfang
in Abb. 34 die
II. Stammtafel des C. von Wurzbach,
dort in der in Orange gehaltenen Generationsreihe XIVd bzw. 12d)

anzusehen ist. Wie seine beiden Brüder Georg und Maximilian ist dieser in den österreichischen Militärdienst getreten, und zwar mit 17 Jahren bei den Szekler-Husaren, wo auch sein Vater begonnen hatte. 1805 als Major am Feldzug in Galizien als Angehöriger der Kaiser-Kürassiere teilnehmend; 1807 zum Oberstleutnant und stellvertretenden Regimentskommandeur beim Dragoner-Regiment Nr. 6 befördert. 1815 wird er „in Ansuchung seines alt adelichen Geschlechts und Herkommmens, auch seinen persönlich rühmlichsten Eigenschaften” zum „K. K. wirklichen Kämmerer” ernannt. 1819 erfolgt seine Beförderung zum Obersten. 1820 verleiht ihm Kaiser Franz das ungarische Indigenat (Heimatrecht) und er erbittet seine Pensionierung, um sich seinen Gütern widmen zu können. 1827 erfolgt die Verleihung der ungarischen Staatsbürgerschaft. Er war mit ANTONIA (auch: ANTONIE), einer Tochter des ungarischen Obersten und Angehörigen des ungarischen Soldatenadels BARON JOZSEF ERÖS DE BETHLENVAVA und seiner Gattin AGNES, geborener ALMASY DE TÖRÖKZSADANY, verheiratet. Der Ehe entstammen die von Wurzbach in der II. Stammtafel aufgeführten vier Kinder: COLOMAN (ungarisch: KALMAN), geb. 1813; ADOLF, geb. 1818; BEATRIX, gest. 1843; DIONYS (DIENES), gest. 1846. Dagobert (siehe oben) gilt als der Begründer der in Ungarn endgültig ansässig gewordenen und über seinen älteren Bruder Coloman weitergeführten Linie Wimpffen-Mollberg, deren Beiname sich merkwürdigerweise auf den kleinen verschwundenen Edelsitz bezieht, der bei Höchstädt an der Donau lag und vom Vater Georg (wie bereits bei dessen Lebensbeschreibung dargelegt) nie bezogen wurde und Wurzbach zu mancherlei Fehlschlüssen bezüglich mancher Geburtsorte geführt hat. Durch Dr. Hans von Wimpffens Ermittlungen geklärt, soll nunmehr der namengebende einstige, doch über nichts mehr als einen Bergnamen ausmachbare Burgsitz Mollberg sowie das nur noch im Wegnamen erhalten gebliebene Gebiet des einstigen Gutshofes mit Schlösschen nachstehend im Google Earth 2008 entommenen Luftbild gezeigt werden:

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  • Abb. Y 12: Die den Namen „Mollberg” führende Wegführung sowie den gleichen Namen aufweisende bewaldete kleine Erhebung in der Donauaue bei Höchstädt im Luftbild, letzte Spuren der einstigen gleichnamigen kleinen Edelgutsitzes mit vor Zeiten nahegelegener einstiger Burg.

– G e n e r a t i o n  13d –
Jüngerer der zwei am Leben gebliebenen Söhne
des Dagobert von Wimpffen
ADOLF VON WIMPFFEN,
geboren lt. Hans H. von Wimpffen
am 11. Juli 1818 zu Mainz;
gestorben am 2. Oktober 1883 in Tarna-Mera/Ungarn:

Seinen Personalien ist in der II. Stammtafel von Wurzbach, herausgestellt in größerer Schrift, die für dessen Nachkommen geltende Bezeichnung „Wimpffen – Mollberg” sowie in dessen Rubrik „Besonders denkwürdige Sprossen des Geschlechts Wimpffen” unter Nr. 1 eine Lebensbetrachtung beigegeben. Wie alle seine Vorfahren dieser Linie wird dieser Kadett des östereichischen Heeres, wo er die folgende beachtliche Laufbahn nimmt: 1843 zum Oberleutnant im Khevenmüller-Regiment Nr. 35 ernannt; 1848/49 als Hauptmann am Krieg gegen das Revolutionsheer Ungarns teilnehmend und 1850 Major im Infanterieregiment Hoch- und Deutschmeister; 1852 wird er Kommandant des Infanterie-Lehrbataillons, 1858 ist er als Oberst und Kommandant beim Infanterie-Regiment Benedek Nr. 28 zu finden, 1859 als Generalmajor und Brigadier beim 7. Armeekorps in Italien. Dort nimmt er als Generalmajor und Brigadier beim 7. Armeekorps im entstandenen Krieg um die Befreiung Italiens an der blutig-verlustreichen und für Österreich verhängnisvollen Schlacht von Solferino vom 24. Juni 1859 teil, wo er den Rückzug des linken Flügels unter schweren Verlusten seines Verbandes bis 10 Uhr abends deckt und verwundet wird. Wie Dr. Hans von Wimpffen berichtet, nehmen in diesem Italienkrieg, Zeichen der Verschworenheit der Von Wimpffen mit dem Kriegsmetier, mindestens sechs Mitglieder der Familie Von Wimpffen teil: Neben

-ADOLF (1818 – 1883) noch
-GRAF FRANZ EMIL LORENZ (1797 – 1870) als Oberkommandierender der 2. Armee;
-EMMANUEL FÉLIX (1811 – 1883), der spätere „Sedangeneral” als Kommandeur der französischen Garde;
-COLOMAN (1813 – 1880), der ältere Bruder des Adolf, seit 1851 Oberstleutnant und in der Schlacht von Solferino verwundet;
-HEINRICH CHRISTIAN (1827 – 1869), ein Urenkel des STANISLAUS, des Gründers des gleichgenannten Zweiges (siehe diesen in der II. Stammtafel in der blauen Generationsreihe XVIa bzw. 14a), am 19. November des vorgenannten Jahres in Dalmation tödlich als Hauptmann bei der 2. Armee verwundet in die Hand von Insurgenten geraten und von diesen massakriert; außerdem
-GRAF ALPHONS (1828 – 1866), zweitältester Sohn des Zweitgenannten, erlegen in Nachod in preußischer Gefangenschaft seiner im preußisch-österreichischen Krieg bei Skalitz empfangenen Wunde als Flügeladjudant des Kaisers Franz Joseph (siehe dazu die Abbildungen 62 und 63 sowie die dazugehörigen Textstellen).

Nach dem Friedensschluss wird er zur Genesung nach Siebenbürgen versetzt und dann wegen seiner Verwundung pensioniert. Nachdem er 1862 seine erste Gattin CLARA GEB. LAUTEREN (25. Dezember 1822 – 23. Oktober 1862) durch Tod verloren hat, vermählt er sich 1863 mit seiner Nichte IRMA FREIIN VON WIMPFFEN (geb. am 11. September 1839), Tochter seines Bruders COLOMAN. Im preußisch-österreichischen Krieg des Jahres 1866 wird er wieder reaktiviert und zur Nordarmee Benedek abkommandiert, wo er die dem X. Armeekorps des Generals Gablenz unterstellte „Brigade Wimpffen” bildet. Mit dieser nimmt er ausgangs Juni an dem Gefecht bei Trautenau in Böhmen teil, dem einzigen solchen, das die österreichische Armee in diesem Krieg einigermaßen siegreich besteht. Zwar hat seine Brigade wesentlichen Anteil daran, doch nur um den Preis schlimmster Verluste. Wenige Tage danach am 3. Juli 1866 verliert er in der Entscheidungsschlacht bei Königgrätz den älteren seiner beiden Söhne aus der ersten Ehe CLEMENS AUGUST, geboren zu Mainz am 21. Februar 1845, der Leutnant beim Mecklenburg-Schwerin-Infanterie-Regiment Nr. 57 ist und an den Folgen einer Amputation des rechten Armes und des rechten Beines stirbt. Wie sein Vater hatte dieser sich dem Waffendienst gewidmet, seine Ausbildung im Hainburger Kadetteninstitut begonnen und ab 1860 in der Wien-Neustädter Militärakademie zu Ende gebracht. Dort im September 1864 als Lieutenant minderer Gebühr entlassen und der vorstehend angeführten Einheit zugeteilt, wurde er im Mai 1866 zum Lieutenant höherer Gebühr befördert und machte er den ihm den Tod bringenden Feldzug gegen die Preußen in Böhmen mit. Wurzbach weist darauf hin, dass auch sein Vater Adolf für sein ausgezeichnetes Verhalten vor dem Feinde schon im August 1859 mit dem Orden der eisernen Krone dritter Klasse mit Kriegsdekoration und namentlich im Krieg von 1866 gegen Preußen in Böhmen die allerhöchste Belobung erhielt und übrigens schon früher von Baden, Hessen und Preußen Dekorierungen erhalten hat. Der jüngere Sohn namens DIONYS DAGOBERT, geboren am 6. Juni 1848 in Josefstadt, lebte als Gutsbesitzer in St. Christophen in Niederösterreich und heiratete 1871 IRMA GEB. SZÁK. Aus deren Ehe gehen CLEMENS, geboren 1872, JOHANN sowie PHILIPP, geboren 1882, hervor.

Älterer der zwei am Leben gebliebenen Söhne des Dagobert von Wimpffen und weiterführendes Glied der Wimpffen-Mollberg ist
KALMAN (COLOMAN) VON WIMPFFEN,
geb. am 1. Februar 1813
in Gyönyös/Ungarn, Komitat Heves;
gest. am 11. Januar 1880
in Gyönyös-Alsavaros/Ungarn:

Constantin Johannes Ignatius Colomannus, wie sein Taufname lautete, ergriff wie bislang fast alle Angehörigen seiner Linie und auch sein jüngerer Bruder Adolf die österreichische Militärlaufbahn. Zunächst in Friedenszeiten war er in Oberitalien mit Schwerpunkt in Modena, Parma und Cremona im Verband der Infanterieregimenter Nr. 44 und 32 eingesetzt. Nach dem Ausbruch der dortigen Revolution kämpfte er 1848 in der Armee Radetzky, wurde in der Schlacht von Novara verwundet und danach nach Komarom in Nordungarn beordert. Nach Niederschlagung der Revolution kehrte er zu seinem Regiment Nr. 32 nach Norditalien zurück, wurde Kommandant eines Grenadierbataillons und 1851 zum Oberstleutnant befördert. In der Schlacht von Solferino des Jahres 1859 wurde er erneut verwundet und ging zwei Jahre später mit 48 Jahren in den Ruhestand.

Mit bereits 26 Jahren hatte er seine Kusine IRMA (auch: MARIA) ERÖS VON BETHLENVALVA, geheiratet, die eine Tochter des Bruders seiner Mutter ANTONIA namens JANOS ERÖS DE BETHLENVALVA aus dessen Ehe mit ANNA MIKLOSSY und Erbin eines beträchtlichen Vermögens in Gestalt der Güter Tiszasüly, Nagy-Mihaly und Tarna-Mera in Nordungarn gewesen ist. Somit verwaltete er als Pensionär, fortab sich seines ungarischen Vornamens KALMAN bedienend, die Güter seiner Frau, jedoch, wie Dr. Hans H. von Wimpffen feststellt, mit sehr bescheidenem Erfolg. Denn als er 1880 mit knapp 67 Jahren stirbt und in der Familiengruft der Erös Tiszasüly an der Theiß beerdigt wird, hinterlässt er seiner Frau IRMA und seinen drei Kindern IRMA, geb. am 11. November 1839, BEATRIX, geb. am 12. August 1842, und JOHANN (ungarisch IVAN, später bezeichnet IVAN I.), geb. am 12. April 1847, zwar immerhin nicht weniger als 63.872 Forint; doch betragen die Schulden 87.305 Forint, wogegen das Jahresgehalt eines Obersten damals nur zwischen 3.000 und 4.000 Forint beträgt. Das Vormundschaftsgericht gewährt der Witwe Aufschub, so dass einige der Güter im Besitz der Familie bleiben können. Und es dauert 8 Jahre, bis die Schulden getilgt sind. Kalman hatte unermüdlich in einem Skizzenblock Menschen, Tiere, Landschaften skizziert und eine große Anzahl von Ölgemälden, vor allem aber großformatige Tuschezeichnungen, hinterlassen. Diese gingen aber im Zweiten Weltkrieg ausnahmslos verloren, während ein Skizzenbuch mit großteils italienische Landschaften wiedergebenden Tuschezeichnungen, die offenbar schon zu Beginn seiner militärischen Laufbahn entstanden sind, erhalten geblieben ist.

Überschauend ist herauszustellen, dass die Einheirat von Dagobert und seines Sohnes Coloman in das ungarische Soldaten-Adelsgeschlecht der ERÖS DE BETHLENVALVA mit den dem Militär verschriebenen Wimpffen-Mollberg bestens zusammenging und diese in ungarische Lebensart hineingewachsen sind, ein Umstand, der sich auch in der Wandlung der deutschen Vornamen ins Ungarische zeigt. Darüber hinaus haben diese Verbindungen der keineswegs mit Gütern gesegneten Linie Wimpffen-Mollberg den Aufstieg in gehobene Vermögensverhältnisse dergestalt beschert, dass sie in Ergänzung ihrer erreichten hohen militärischen Rangstellung Güterbesitzer zu werden begannen. Dieses Prozess setzt sich bei den nun zu schildernden drei Folgegenerationen potenziert fort:

– G e n e r a t i o n  14d –
Einziger Sohn von Kalman (Coloman)
und fortführendes Glied der Wimpffen-Mollberg
JOHANN = IVAN I. VON WIMPFFEN,
geb. laut Dr. Hans H. von Wimpffen am 16. April 1847
in Cremona/Italien;
gest. am 24. Mai 1895
in Papa/Nordwestungarn:

Der Geburtsort Cremona ergibt sich daraus, dass sein Vater COLOMAN (KALMAN) damals als k. u. k. Hauptmann im österreichischen Infanterieregiment Nr. 44 in der Lombardei stationiert gewesen ist. Einer der Paten der Taufe nach katholischem Gebrauch des IVAN MARIA JOHANN NEPOMUK DAGOBERT DIONISIOS genannten Sohnes des Hauptmanns COLOMAN und der MARIA BARONIN VON WIMPFFEN, GEB. ERÖS DE BETHLENVALVA, war u. a. der k. u. k. Oberst GUSTAV (ADOLF FELIX) GRAF VON WIMPFFEN (1805 – 1880), der spätere Gatte der FREIIN PAULINE VON WIMPFFEN (1822 – 1900). Seine frühe Jugend verbrachte Ivan in italienischen Garnisonen des genannten Regiments, so dass er neben der deutschen und ungarischen Sprache der Eltern auch die Italienische Sprache lernte. Mit sechs Jahren ist er in Palmanova (Venetien), doch ab 1857, d. h. ab dem zehnten Lebensjahr, in der Hauptstadt der Steiermark Graz zu finden, wo er die k. u. k. Musterhauptschule und danach 6 Klassen der Realschule besucht und dann, der Familientradition folgend, die Militärausbildung aufnimmt. 1871 tritt er in ein ungarisches Kavallerieregiment ein und wird dort zum Leutnant und 1874 nach Wechsel zum Husarenregiment Nr. 3 zum Oberleutnant befördert. Laut der II. Stammtafel von Wurzbach heiratet er zunächst HERMINE GRÜNWALD, die aber schon am 12. August 1873 stirbt. 1880, 33 Jahre alt, verheiratet er sich trotz der Verweigerung der Zustimmung der vorgesetzten Militärbehörden und gegen die Bedenken des Regimentskaplans in Wien wieder, und zwar mit ALOISIA FRANZISKA MARIA TODESCO, geboren am 22. Mai 1850. Diese kennt er seit Mitte der 1860er Jahre; denn deren Schwester FRANZISKA (1846 – 1921) hatte 1864 einen nahen Verwandten der Familie von Wimpffen, nämlich ALEXANDER BARON ERÖS VON BETHLENFALVA, den Neffen seiner Großmutter ANTONIA (GEB. ERÖS VON BETHLENVALVA) und Vetter seiner Mutter MARIA (GEB. ERÖS VON BETHLENVALVA) geheiratet.

ALOISIA war das vierte Kind und die zunächst uneheliche Tochter der 1818 in Wien als Tochter des Gold- und Silberschmiedes JOSEF CHALUPETZKY und der HENRIETTE TREFFZ geborenen HENRIETTE CAROLINA CHALLUPETZKY, die nach ihrer Heirat mit GUSTAV DREYHAUSEN VON EHRENREICH (1839 – 1884) den Namen JETTY DREYHAUSEN VON EHRENREICH geführt und zunächst drei Kinder gehabt hatte, aber geschieden worden war und in jungen Jahren unter dem Namen JETTY TREFFZ eine wegen ihrer Schönheit des Aussehens wie ihrer Stimme europaweit bekannte und gefeierte Soubrette gewesen war. Nach ihrer Rückkehr in ihre Geburtsstadt Wien hatte diese in einer eheähnlichen Partnerschaft mit dem märchenhaft vermögenden österreichischen Textilunternehmer, Großhandelsmann, Privatbankier erster Klasse und Kunstmäzen MORITZ (seit 1861 RITTER VON) TODESCO (1816 – 1873) gelebt. Dieser entstammte der aus der Walachei eingewanderten jüdischen Familie der TODESCU und war einer der neureichen und von der alten Gesellschaft nur der Zweiten Gesellschaft zugerechneten sog. Ringbarone, deren gesellschaftliche Stellung trotz ihres unendlichen Reichtums somit eingeschränkt war und die ihr Ansehen durch Heiratsverbindungen mit altadligen Familien insbesondere des Schwertadels zu verbessern suchten. Und die vielfach in beschränkten Einkommens- und Vermögensverhältnissen befindlichen oder gar in Schulden steckenden Mitglieder des Schwertadels betrachteten ihrerseits die Einheirat in die Kreise der Ringbarone als willkommenes Mittel, zu Geld und Gütern sowie gesteigertem Ansehen zu gelangen. Mit diesem zusammenwohnend, war Jetty dessen Hausfrau und Mutter seiner Kinder geworden. Die liberal denkende hohe Wiener Gesellschaft sanktionierte diese stadtbekannte Liaison und tat, als betrachte sie Jetty als legitime Gattin des Barons Todesco. Jetty und Moritz Todesco unterhielten einen bekannten Künstlersalon. Von Todesco hatte Jetty einige Kinder, die aber nicht alle von diesem anerkannt wurden, weil der Erzeuger der ersten Kinder ein italienischer Architekt gewesen war. Zwar hatte Todesco 1863 ALOISIA als eigene Tochter anerkannt und adoptiert, aber ihre Mutter Jetty hatte schon kurz zuvor diesen verlassen und 1862 im Alter von 44 Jahren den „Walzerkönig” JOHANN STRAUß SOHN (1825 – 1899) geheiratet. Diese sollen dadurch zusammengekommen sein, dass Strauß sich einmal unter den Gästen des Barons im Palais befunden, dort am Flügel zusammen mit dem weltberühmten Geiger HENRY VIEUXTEMPS aufgespielt und dabei der Funke der gegenseitigen Liebe gezündet hatte. Jetty soll darüber offen mit Todesco gesprochen haben, der sie freigab, die Kinder sogar in seinem Haus beließ und die langjährige Geliebte durch ein ansehnliches Geschenk zur reichen Frau machte. Diese ist durch die Heirat ihrer Tochter ALOISIA Schwiegermutter des IVAN VON WIMPFFEN geworden, der den Widerständen seiner vorgesetzten Militärbehörde und der katholischen Kirche trotzt und kurzerhand aus der letztgenannten austritt, unitarisch-evangelisch wird und dies bis zu seinem Lebensende auch bleibt. Jetty Strauß erliegt 1878 im 60. Lebensjahr einem Schlaganfall, den sie, wie es heißt, wegen Aufregung durch den Empfang eines erpresserischen Briefes eines Sohnes erlitten haben soll. Aus der Zeit ihrer künstlerischen Laufbahn soll sie zumindest noch einen unehelichen Sohn gehabt haben. Sie ruht im Wiener Friedhof Hietzing, Maxingstraße 15, Gruppe XIII, Nr. 73. An einem unmittelbar nach ihrem Tod von einigen ihrer sechs in der amtlichen Dokumentation angeführten Kinder begonnenen hässlichen Erbstreit soll sich die Tochter Aloisia nicht beteiligt haben.

ALOISIA lebte weitab von Wien als Offiziersgattin in gottverlassenen ungarischen Garnisonstädten und brachte 1880 im Südwesten gelegenen Ógyalla (heute: Hurbanovo/Slowakei) ihren ersten Sohn IVAN (II.) und 1882 den zweiten solchen namens PHILIPP zur Welt. Im vorgenannten Jahr wurde deren Vater IVAN I. zum Hauptmann und später zum Major befördert; und 1890 finden wir diesen als Oberstleutnant in der nordwestungarischen Barock-, Kirchen- und Schlossstadt Papa am Fuße des Bakonywaldes zur Kleinen Ungarischen Tiefebene hin. Wie Dr. Hans H. von Wimpffen vermutet, hat Ivan I. sich nach dorthin zum 7. Husarenregiment versetzen lassen, weil er annahm, eines Tages das luxuriös ausgestattete Gestüt von Nagyvazsony-Nagycsepelypuszta nebst Schloss übernehmen zu können. Dieses hatte EDUARD VON TODESCO, der neben seinem 1873 verstorbenem Bruder MORITZ VON TODESCO die Geschäfte innehatte, 1774 gegründet und zusammen mit dem von den GRAFEN ZYCHY erworbenen Schloss zu einem weithin bekannten Gesamtanwesen ausgebaut. Jährlich fanden jetzt dort große Pferderennen statt. „Das eintönige Garnisonsleben”, so Dr. Hans H. von Wimpffen, „ist durch Ausbildung, Pferdedressur, Reiterspiele sowie kleine und große Manöver in der Umgebung von Papa gekennzeichnet. Hin und wieder kommen höhere Militärs in die Stadt, um die Truppe zu inspizieren. Anschließend finden im Hotel Griff Empfänge, im Schloss des Grafen Esterhazy in Papa glanzvolle Bälle statt. Dieses soldatische, doch letztlich eintönige Leben – es ist die längste Friedensepoche der k. u. k. Monarchie – wird 1890 durch ein verhängnisvolles Ereignis gestört: Beim morgendlichen Ausritt treffen Wimpffen und seine Ordonanz auf der Landstrasse nach Savar auf eine entgegenkommende Kutsche, in der Graf Esterhazy – der größte Grundbesitzer der Gegend – und der Fürst Festetics Richtung Papa fahren. Die beiden erwidern nicht den militärischen Gruß von Wimpffen, möglicherweise unbeabsichtigt. Dieser wendet sein Pferd und stellt die beiden zur Rede. Im späteren Bericht des Fürsten Festetics an Wien wird es heißen, der Oberstleutnant v. Wimpffen habe diese beiden Herren ‚auf skandalöse Weise insultiert’. – Die ‚Affäre’ leitet den gesellschaftlichen Boykott von Ivan von Wimpffen, dem Neffen eines ruhmreichen Feldmarschalls und namhafter Generale, ein. Die Heirat der Schwester seiner Frau (gemeint: FRANZISKA VON TODESCO, 1846 – 1921, verheiratet in erster Ehe mit ALEXANDER BARON ERÖS VON BETHLENVALVA, 1811 – 1906, in zweiter Ehe mit PHILIPP VON LIECHTENSTEIN, 1837 – 1901) ändert auch nichts an dieser Situation. Zwar erhält er noch die Einladungen des Kaisers zu den Sitzungen des ungarischen Oberhauses, der zweiten Kammer des ungarischen Parlaments, dessen erbliches Mitglied er ist, doch er nimmt an den Sitzungen nicht teil. Seine ganze Energie widmet er von nun an dem Militärdienst in seinem 7. ungarischen Husarenregiment in Papa. Vorbei die großen aristokratischen Jagdgesellschaften, die glanzvollen Bälle, Einladungen; er ist zwar ein beliebter Offizier seines Regiments, doch die gesellschaftlichen Nachwirkungen der Mesalliance zehren an der Gesundheit des großen, stattlichen Mannes.- Am 24. Mai 1895 stirbt der Oberstleutnant Ivan von Wimpffen völlig unerwartet an Herzinfarkt mit 48 Jahren. Er wird in Papa, im Also-Temetö-Friedhof mit militärischen Ehren beigesetzt. Sein Grab wurde in der Zeit des Kommunismus (1948 – 1990) eingeebnet. … Seine Frau (deren Todesdatum ist nicht bekannt) wurde am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Auch ihr Grab ist nicht mehr.”

Diese Zitierung, mit der die Schilderung des Lebens von Ivan I. von Wimpffen abgeschlossen wird, stammt aus der Website „wimpffen.hu” bzw. „wimpffen.de” (Rubrik „biographien”) seines Urenkels Dr. Hans H. von Wimpffen, die anregen soll, dort in den fünf Seiten Kleinstschrift des Titels „Ivan I.” nachzulesen und so einen sehr viel genaueren und zudem mit Verve und hervorragender Sachkenntnis auf der Basis intensiver Recherchen in der vorhandenen Literatur und vor allem auch vor Ort betriebener Forschungen zu gewinnen. Angeschlossen werden sollen hier noch die vier dessen Text beigegebenen Bilddokumentationen:

132

  • Abb. Y 13: Oberstleutnant im 7. Husarenregiment Baron Ivan I. von Wimpffen (1847 – 1895), Gemälde von Clara von Both (1907 – 2000);

133

  • Abb. Y 14: Ivan I. von Wimpffen (1847 – 1895) im Vorjahr seines Todesjahres, Photographie aus dem Jahr 1894;

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  • Abb. Y 15: Die Sängerin Jetty Treffz (1818 – 1878), verehelichte und geschiedene Dreyhausen von Ehrenreich, zeitweilige Lebensgefährtin des Moritz Ritter von Todesco (1816 – 1873), spätere Gemahlin des „Walzerkönigs” Johann Strauß Sohn (1825 – 1899) und Schwiegermutter von Ivan I. von Wimpffen;

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  • Abb. Y 16: Das heute als Hotel mit Reitschule dienende, einst zum Gestüt der Ritter von Todesco gehörende, vorherige Schloss der Grafen Zichy Nagyvazsony, Komitat Vészprem in Nordwestungarn, 2009 nach der Restaurierung erstellte Fotografie.

Wie nachfolgend gezeigt, schlugen beide Söhne des Ivan und der Aloisia von Wimpffen, so wie dies zuvor die Vorfahren über vier Generationen (seit deren Ururgroßvater und Zweiggründer FRANZ GEORG VON WIMPFFEN) dies getan hatten, die militärische Laufbahn ein, indem sie in Husaren-Regimenter eintraten. Und sie kämpften als Offiziere im Ersten Weltkrieg in der österreich-ungarischen Armee mit für sie schlimmen bis schlimmsten Folgen.

– G e n e r a t i o n  15d –
Jüngerer der beiden Söhne des Ivan I. von Wimpffen
PHILIPP VON WIMPFFEN,
geb. am 9. November 1882
in Ógyalla/Ungarn, heute Hurbanovo in der Slowakei;
gest. am 16. Mai 1915 an den Folgen seiner Verwundung
im Ersten Weltkrieg bei Krzcin/Polen:

Wie sein älterer Bruder Ivan (II.) trat er nach 6 Klassen Gymnasium in die Kavallerie-Kadettenschule in Mährisch-Weißkirchen ein, wo er das Abitur bestand. Dann trat er in das Husaren-Regiment Nr. 3 Graf Hadik über, wurde aber bald als Ausbilder für Kavallerieoffiziere nach Wien versetzt. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs kehrte er zu seinem Regiment zurück und wurde mit diesem nach Artasow, nahe Lemberg, versetzt. Was er dann als Kavallerist bei den Reiterangriffen gegen die russischen Stellungen Schreckliches erlebte und welche Änderungen vor allem bezüglich der bislang bunten Uniformen getroffen wurden, lässt sich in der Website des Dr. Hans H. von Wimpffen nachlesen, dazuhin das Drama, wie er, der Rittmeister und Führer der 3. Eskadron, bei Krzcin an der Weichsel durch einen Lungenschuss und einen Säbelhieb durch die angreifenden russischen Truppen schwer verwundet, gefangen genommen, wieder befreit und dann todeswund im Zug Richtung Wien gebracht wird, unterwegs aber stirbt. Sein nach Wien überführter Leichnam bekommt im Wiener Zentralfriedhof ein Ehrengrab, wo neben ihm zwei Jahre später sein am 14. Mai 1817 in Wien verstorbener „Vetter” (im übertragenen Sinne) RITTMEISTER MAX(IMILIAN) VON WIMPFFEN, Angehöriger der Württembergischen Nebenlinie (siehe über diesen in Kapitel W. Wilhelm von Wimpffen berichtet), begraben wird. Von Philipp und seinem älteren Bruder Ivan hat sich aus glücklichen Vorkriegszeiten die nachstehend gezeigte Fotografie erhalten:

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  • Abb. Y 17: Ivan und Philipp von Wimpffen auf dem Bock einer abfahrbereiten Kutsche in Neusiedl am See am 8. August 1907.

Philipp von Wimpffen war mit VILMA (WILMA) VON THOMKA verheiratet und seine Ehe blieb kinderlos. Diese starb 1979 mit 91 Jahren im kleinen ungarischen Dorf Nyirtass nach einem durch die Vertreibung des Jahres 1945 aus ihrem Wohnplatz Kassa (in der heutigen Sklowakei) veränderten zwar bescheidenen, doch von Gesundheit begleiteten Leben und wurde auf dem dortigen Friedhof beerdigt.

Älterer der beiden Söhne des Ivan I. von Wimpffen
IVAN II. VON WIMPFFEN,
geb. am 12. Januar 1880
– wie sein Bruder –
in Ógyalla/Ungarn, heute Hurbanovo in der Slowakei;
gest. am 20. September 1944
in Kölesd/Ungarn (Transdanubien, Komitat Tolna):

Dessen Schullaufbahn und Ausbildungsgang zum Offizier deckt sich mit der- bzw. demjenigen des jüngeren Bruders. Nach der Reifeprüfung in das Husarenregiment Nr. 5 Graf Radetzky eingetreten, das den Namen des engen Freundes seines Urgroßonkels Marschall Maximilian von Wimpffen trägt und als eines der vornehmsten Regimenter der k. u. k. Armee gílt, wird er 1900 zum Leutnant befördert. Bei einem Regimentsball in Pressburg soll der fesche schwarzhaaarig- braunäugige stattliche Husarenoffizier zu vorgerückter Stunde nach einem feurigen Tanz dem Fräulein ILONA SCHERZ DE VASZOJA (1877 – 1940) die Ehe versprochen haben. Diese wird am 10. Juni 1902 in Pressburg mit „Allerhöchster Gnade” gegen die Zusicherung von 3.000 Kronen jährlichen Nebeneinkommens seitens der Mutter des Bräutigams geschlossen. Die Braut entstammt einer deutschstämmigen Pressburger Patrizierfamilie, die ein kleines Gut in Vaszoja (heute in der Slowakei) besitzt. In Pressburg in der Bel-Matyas-Straße im Hause von Ilonas Familie bezieht das junge Paar eine Wohnung und 1903 kommt dort der Sohn IVAN (III.) zur Welt; eine Tochter namens MARIA verlieren sie schon im Kleinkindalter. 1906 wird er zum Oberleutnant befördert. In den folgenden Jahren ist er mit seiner Eskadron in wechselnden Standorten wie u. a. Neusiedl am See oder Pressburg stationiert. 1908 erfolgt die Verlegung seines Husarenregiments Nr. 5 nach Galizien mit Standort Lancut, wohin die Familie bald nachzieht. 1910 ist er als Kommandant eines Pionierzugs nach Komarom an der Donau (Nordungarn) zur Durchführung von Schwimmübungen eingesetzt. Dort wird ihm, Oberleutnant Ivan Freiherr von Wimpffen-Mollberg, wie es heißt, vom Regimentskommando eine besondere Anerkennung für seine Fachkenntnis, seinen unermüdlichen Diensteifer und seine mustergültige Arbeitswilligkeit ausgesprochen. Am 1. Mai 1914 wird er zum Rittmeister mit gleichzeitiger Übernahme des Kommandos des Pionierzuges des Regiments in Komarom ernannt. Die damaligen Regimentsakten bezeichnen ihn als einen Menschen mit eisernem Charakter, ebensolcher Willensstärke mit hervorragenden Geistesgaben, umsichtig und energisch, tapfer und unerschrocken, für jeden selbständigen Posten hervorragend geeignet, von allerbester Einwirkung auf Untergebene und den Geist der Truppe und einen in jeder Lage hervorragend verwendbaren Offizier. Kurz danach erfolgt der Übertritt in das ungarisch-siebenbürgische 11. Elite-Szekler-Husarenregiment, in dem sein Ururgroßvater Feldmarschall-Leutnant Franz Georg vor rund 1 ½ Jahrhunderten seine Militärlaufbahn begonnen hat. Dort übernimmt er das Kommando über die 6. Eskadron.

Mit dieser zieht er in den beginnenden Ersten Weltkrieg. Im Verband der 6. Kavalleriedivision stößt sein Regiment in Galizien voran und nimmt an den dortigen großen Gefechten Anteil. Wie der 18. Juni 1915 dann zum Schicksalstag des Rittmeisters Ivan II. von Wimpffen und dieser von Kugeln in Lunge und Leber und am rechten Oberschenkel getroffen wird, in russische Gefangenschaft gerät, dort beinamputiert, schließlich auf Betreiben der dänischen Wimpffen-Verwandten beim Roten Kreuz aus dem Gefangenenlager in St. Petersburg entlassen, nach Österreich überstellt wird und er, mit 35 Jahren zum Krüppel geschossen, schließlich in Wien seine dorthin schon bereits 1914 vom galizischen Lancut hingezogene Familie wiederfindet, lässt sich im Einzelnen der Website von Dr. Hans H. von Wimpffen entnehmen, dazuhin auch Näheres über die Ivan II. von Wimpffen während und nach dem Kriegseinsatz verliehenen vier Ordensauszeichnungen. Zwar kann er Anfang April 1916 zusammen mit seiner Familie zum Standort des 11. Husarenregiments in Szombathely (Steinamanger) in Westungarn unweit der österreichischen Grenze zur Steiermark hin zurückkehren und beim Regimentskommando eine Stelle als Adjudant des Kommandeurs einer Ersatz-Eskadron übernehmen; auch wird er bald zum Major und noch vor Kriegsende zum Oberstleutnant befördert.

Doch muss er im ungarischen Szombathely den aus der militärischen Niederlage gewachsenen Waffenstillstand mit den Alliierten vom November 1918 und den daraus wachsenden Zusammenbruch der Habsburgermonarchie mit dem Regierungsverzicht von Kaiser Karl I., der Auflösung der kaiserlich-königlichen Armee und Proklamierung der Republik erleben. Der Umstand, dass im Zuge der Niederlage erfolgenden vielen politischen Umgestaltungen die Tschechoslowakei neugegründet wird, bringt es mit sich, dass das Gut der Famiie Scherz de Vaszowa von den neuen Machthabern enteignet wird. Und die für Ungarn optierende Familie verkauft das Haus in der Mel-Matyas-Straße im nun der Tschechoslowakei zugeschlagenen Pressburg (Slowakisch Bratislawa) und wählt Ungarn zu ihrer neuen Heimat. Am 1. März 1820 wird Admiral Horthy von der Nationalversammlung zum Reichsverweser Ungarns erklärt und der in unerschütterlicher Treue zum Hause Habsburg stehende Iwan II. von Wimpffen gibt sich 1921 als der Führer jener Kavallerieoffiziere, die sich in der Kaserne zu Szombathely versammeln und erklären, die Versuche des ehemaligen Kaisers Karl I., in Ungarn als König an die Macht zu gelangen, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln zu unterstützen. Doch wird dieser „Königsputsch” von nationalistischen Offizieren und bewaffneten Studenten gestoppt und der „Feuergeist” Ivan von Wimpffen wird auf Geheiß des neuen Machthabers zum Putschisten und Hochverräter erklärt. Zu den peinlichen Widersprüchen der Familiengeschichte gehört, dass den Reihen des sog. Studentenbataillons auch sein damals achtzehnjähriger Sohn Ivan Philipp angehört hat. Nicht nur, dass er, der Kriegsinvalide, Misshandlungen erdulden muss; er erhält Hausarrest, darf Szombathely nicht verlassen und schließlich wird ihm sogar seine Offizierspension gestrichen. Mit Frau und Kind muss er in eine ärmliche Wohnung und später in ein gänzlich heruntergekommenes Anwesen ziehen. Der Polizeipräsident teilt ihm mit, wenn es ihm in Ungarn nicht passe, könne er nach Österreich verschwinden und in Wien – damals Schicksal vieler ehemaliger Militärs sowie Invaliden – betteln gehen. Allein die materielle Unterstützung des Bischofs von Szombathely Graf Janos Mikes ermöglicht ihm ein bescheidenes Auskommen. 1925 teilt ihm das Kriegsministerium mit, dass ihm eine Pension von 235 Kronen bewilligt werde, wozu noch 48 Kronen Wohngeld kommen. Die Folgejahre verbringt er in Szombathely im Kreise seiner ehemaligen Regimentskameraden. Nach dem Tod seiner Frau Ilona im Jahr 1940, die in Szombathely ihre letzte Ruhestätte findet, siedelt er nach Kölesd in Südungarn auf das Gut seines ehemaligen Regimentskameraden Baron Andor Jeszensky um. Dort lebt er völlig zurückgezogen bis zu seinem Tod im zweitletzten Jahr des Zweiten Weltkrieges 1944. Er wird auf dem Friedhof in Kölesd beerdigt. Man darf annehmen, dass seine Einsamkeit und sein körperliches und seelisches Leidenmüssen als Beinamputierter und als zum Staatsalmosenempfänger herabgewürdigte einstig hochgestellte Offiziers- und Adelspersönlichkeit durch den beachtlichen Aufstieg seines einzigen Sohnes IVAN III. PHILIPP in seiner vielseitigen Tätigkeit als Journalist, Radiokommentator und zuletzt Diplomat wohl immer wieder Momente der Freude und Genugtuung und damit des Vergessens geschenkt hat.

– G e n e r a t i o n  16d –
Einziger Sohn von Ivan II. von Wimpffen
IVAN III. PHILIPP VON WIMPFFEN,
geb. am 15. Juli 1903
in Pressburg (Ungarisch Poszony), heute Bratislava/Slowakei;
gest. am 30. Mai 1990
in Wien;
Heirat 1929 mit
CLARA BOTH DE BOTFALVA UND BAJNA,
geb. am 12. Dezember 1907
in Iklad-Domony/Ungarn;
gest. am 27. Mai 2000
in Bakonyság/Ungarn:

Dieser soll sich nach dem Willen des Vaters und der nunmehr über sechs Generationen reichenden Familientradition der militärischen Laufbahn widmen und in noch jungen Jahren in eine Kadettenanstalt eintreten. Nach der Verlegung des Standortes des Husarenregimentes Nr. 5 seines Vaters und Nachzug der Familie von Pressburg nach Lancut in Galizien im Jahre 1908 wird jedoch das Ziel der militärischen Ausbildung aufgegeben. Er besucht dort die galizische Volksschule. Als sein Vater 1914 mit seinem neugewählten 11. Husarenregiment in den Krieg zieht, beschließt die Mutter, den Wohnsitz nach Wien zu verlegen, um dort das erwartete baldige Ende des Krieges abzuwarten. Nach der Fahrt mit dem Zug bis nach Pressburg geht es mit einem Fiaker weiter. Auf halbem Weg fängt der Landauer Feuer und vernichtet das gesamte mitgeführte Gepäck. Ohne Hab und Gut kommen sie in Wien an und beziehen im Hotel Lamm ein Zimmer und mit Hilfe von Verwandten bald eine Wohnung. Nachdem der Vater 1916 als beinamputierter Kriegsinvalide nach Wien heimkehrt und dann sich mit Familie am Standort seines Husarenregiments Nr. 11 in Köszeg (deutsch: Günz), gelegen im Nordwesten Ungarns an der Grenze zur Steiermark hin, niedergelassen hat, besucht Ivan dort die k. u. k. Realschule, wo er das Abitur ablegt.

Danach lässt er sich an der juristischen Fakultät der Universiät Budapest immatrikulieren. 1925 setzt er sein Studium in Paris an der Sorbonne fort und erhält 1929 das Diplom der École des Siences Politiques der Universiät Paris. Während seines dortigen Studiums lernt er seine spätere Frau, CLARA BOTH VON BOTFALVA UND BAJNA, geboren am 12. Dezember 1907 in Iklad-Domony/Ungarn, kennen, die an der Kunstakademie Paris Malerei studiert. Diese schließen 1929 in Budapest die Ehe. Damit verbinden sich die Wimpffen-Mollberg mit einer aus ältestem ungarischen Adel stammenden Familie, deren nachstehend gezeigtes Wappen das Ergebnis einer im 15. Jahrhundert erfolgten Wappenvermehrung darstellt:

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  • Abb. Y 18: Das Wappen der Familie der Clara Both de Botfalva (1907 – 2000), der Gattin von Ivan III. von Wimpffen-Mollberg, übernommen aus der Urkunde einer Wappenvermehrung durch den König Mathias Corvinus von 1460. 

Dieses findet sich in einer vereinfachten Form in Wimpfen am Berg am Fachwerkhaus von HANS H. FREIHERR VON WIMPFFEN an der Schauseite zur unteren Hauptstraße hin auf dem Laden des ostwärtigen der vier Fenster des dritten Stockwerks in Schwarz und Rot und Weiß und Blau neben dem Wappen derer Von Wimpffen zur Schau gestellt. Folgend der Website des Dr. Hans H. von Wimpffen, Rubrik „biographien”, „Clara von Wimpffen”, soll kurz zusammenfassend deren Herkunft aufgezeigt werden:
Im 9. Jahrhundert soll deren Urgeschlecht der OSLI DE GENERE CSORNA an der ungarischen Landnahme beteiligt gewesen sein. Dieses war einer der 108 Stämme des magyarischen Heeres, das nach der Eroberung des Karpathenbeckens die Aufgabe erhielt, an der Westgrenze des künftigen Reiches die Gegend des heutigen südwestlich vom Neusiedler See gelegenen Sopron (deutsch Ödenburg) zu besiedeln, die dieses im 13. Jahrhundert zugewiesen bekam. (Übrigens ist Sopron = Ödenburg zufällig jene Stadt, zwischen der und der Stadt Bad Wimpfen nach dem Zweiten Weltkrieg sich nach der Vertreibung des dortigen Anteils der deutschstämmigen Bevölkerung eine Städtepartnerschaft entwickelte – Verbindung begonnen 1951, besiegelt 1991 – und dazuhin im ehemaligen Heiliggeistspital Wimpfen das dieser Stadt und ihrer Umgebung gewidmete „Ödenburger Heimatmuseum” entstanden ist!) Im Verlauf der kommenden Jahrhunderte erwarben die Nachkommen des vorgenannten Geschlechts zahlreiche Herrschaften und Burgen und sie gehörten im Mittelalter zu den angesehensten Baronen der ungarischen Könige. Drei von ihnen bekleideten im Königreich Ungarn die höchsten Ämter. Im obigen schräggestellten mit Helm, Helmdecke und Helmkleinod üppig besetzten Wappenschild findet sich ein in Schwarz gehaltener Geharnischter mit gespannter Armbrust, der von der Schwärzung her als ein Mitglied der sog. Schwarzen Armee des sagenumsponnenen Königs und Türkenbezwíngers Matthias Corvinus des 15. Jahrhunderts gilt und womit darauf abgehoben ist, dass JANOS BOTH DER ÄLTERE VON BOTFALVA, Vizekönig (Banus) von Kroatien, 1493 bei Brinia im Kampf gegen die Türken gefallen sowie Andreas Both von Botfalva und Bajna, Vizekönig von Kroatien, Dalmatien und Slavonien, als Mitglied dieser „Schwarzen Armee” an vielen Kämpfen dieses Söldnerheeres beteiligt gewesen ist. JANOS BOTH verteidigte 1521 vergeblich die Burg Nandrofehewar (Belgrad) und GASPAR BOTH 1566 mit Erfolg seine Stammburg Botszent-György gegen die Türken. In den folgenden Jahrhunderten widmeten sich die Mitglieder dieser Familie dem Rechtsberuf und dem Kriegshandwerk. Der Urgroßvater der Clara von Both, GYULA BOTH, war oberster Richter der oberungarischen Stadt Eperjes, ihr Großvater MENYHERT I. BOTH königlicher Ankläger des berühmt-berüchtigten Prozesses von 1882/83 gegen 15 jüdische Angeklagte aus dem Dorf Tisza-Eszlar wegen angeblichen Ritualmordes gewesen, der diesen wenige Tage vor dessen Beginn in den Freitod aus Gewissensgründen (weil er dem Antisemitismus keinen Vorschub leisten wollte) trieb, schließlich mit dem Freispruch der Angeklagten endete und der in unserem Jahrhundert u. a. Stoff für ein Drama von Arnold Zweig (1913 „Ritualmord in Ungarn”) und mehrfach für den Film (z. B. 1947 von G. W. Pabst „Der Prozeß”) abgegeben hat. Dessen Sohn MENYHERT II. BOTH, der Vater von Clara Both, brach sein Jurastudium ab, wurde Kunstmaler mit dem Schwerpunkt Portrait- und Genremalerei, eröffnete 1887 in Budapest eine Schule für Kunstmalerei und betätigte sich auch als Kunstkritiker. Er starb 1919 in Budapest an den Folgen der spanischen Grippe und erhielt von der Stadt Budapest ein Ehrengrab; seine Gattin und Mutter der Clara Both ERZSEBETH BOTH GEB. BAGHY DE SZECSENY folgte ihm 83-jährig im Jahr 1958.

CLARA BOTH war Elevin der Klosterschule „Sacre Coeur” in Budapest gewesen. In den Ferien hatte sie mit den Eltern ausgedehnte Reisen nach Italien und Frankreich unternommen und 1911 – 1913 mit der Familie in München gelebt, wo der Vater einen Lehrauftrag an der Akademie ausübte. Nach Krieg und Revolution war sie nach Paris zum – wie schon gesagt – Studium der Malerei gegangen.

Im Jahr der Eheschließung 1928 nach Budapest heimgekehrt, begann Ivan III. Philipp von Wimpffen unter der Protektion von MIKLOS KOZMA, einem ehemaligen Regimentskameraden seines Vaters, sich als Journalist zu betätigen und fand mit Unterstützung seines Onkels (Bruders der Mutter) EDUARDV SCHERZ VON VASZOJA nach wenigen Jahren journalistischer Tätigkeit Zugang zum im Aufbau begriffenen Ungarischen Rundfunk (Magyar Radio). Seit 1907 bei Telefon Hirmondo Chefsprecher und somit auch erster solcher des staatlichen ungarischen Rundfunks, war dort Eduard Scherz als „Ede bacsi” (Onkel Ede) zur Legende geworden. So lag es auf der Hand, dass dieser für seinen Neffen zum einflussreichen Protektor und Ivan Philipp von Wimpffen, als Anfang der 1930er Jahre die Direktübertragungen eingeführt wurden, zu den ersten Live-Reportern gehörte. Zum Leiter der Auslandabteilung des Ungarischen Rundfunks ernannt, bereiste er viele Länder. Doch verlagerte sich der Schwerpunkt der Tätigkeit immer mehr in die Länder der „Achsenmächte”. Aber wenn englische, amerikanische oder französische Politiker Ungarn besuchten, war Ivan von Wimpffen deren Interviewer; seine Gespräche mit Sir Josiah Stamp, Galeazzo Ciano und Neville Chamberlain haben Schlagzeilen gemacht. Doch hätte ein Lapsus linquae 1936 beinahe seiner Karriere ein Ende bereitet. Denn als er anlässlich des in München im Krankenhaus erfolgten Todes des ungarischen Ministerpräsidenten Gyula Gömbös, eines Bewunderers von Adolf Hitler und des „Dritten Reiches”, gerade noch rechtzeitig vom angeflogenen Flugplatz München-Riem aus den Münchener Hauptbahnhof erreicht hat, um den Beginn der angeordneten Staatsfeierlichkeiten zu dessen Tode zu kommentieren, und seine Übertragung mit den Worten „Verehrte Hörer, mit aufrichtiger Freude kann ich Ihnen mitteilen, dass es gelungen ist, die Feierlichkeiten anlässlich des Todes des verstorbenen Ministerprädsidenten Gyula Gömbös zu übertragen” beginnt, geht ein Aufschrei durch die Reihen der Anhänger des Ministerpräsidenten und der nationalistischen Politiker. Denn diese beziehen seine „aufrichtige Freude” auf den Tod des Ministerpräsidenten. Nur mit Mühe gelingt es ihm, glaubhaft zu machen, dass sich diese Freude auf seine gerade noch gelungene Ankunft auf dem Bahnhof bezog. Er behält seine Stelle als Leiter der Auslandssabteilung des Ungarischen Rundfunks, aus dessen innerer Tätigkeit die nachfolgende Fotografie stammt:

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  • Abb. Y 19: Ivan Philipp von Wimpffen (1903 – 1990), Leiter der Auslandabteilung des Ungarischen Rundfunks (Radio Magyar), im Tonstudio, Foto aus den 1930er Jahren.

Er avanciert zu den bekanntesten Reportern des Landes. Kaum ein Gast der ungarischen Ministerien, der nicht vor seinem Mikrofon sitzt und die meisten Berichte über den Völkerbund stammen von ihm. 1937 liegt der Schwerpunkt seiner Reportertätigkeit in Berlin, wo er z. B. den ungarischen Reichsverweser Horty nach Kiel zur Flottenparade mitbegleitet und bei der das Schlachtschiff „Prinz Eugen” vom Stapel läuft. Die und seines Kollegen Übertragung vom Baukran aus kommt auch in die Wochenschau, wobei das Publikum sich über die beiden befrackten ungarischen Reporter neben den uniformierten solchen vom Reichsrundfunk und den vielen Militärs belustigt.

Was seine Frau Clara Both von Wimpffen anbelangt, so bringt diese nicht nur zwei Söhne auf die Welt, 1931 GEORGE IVAN und 1834 HANS HERMANN, sondern in den beginnenden 1930er Jahren nimmt sie eine Tätigkeit als Portrait-Malerin auf. In dieser Zeit entsteht z. B. ein Portrait jenes Bischofs von Szombathely namens GRAF JANOS MIKES, der ihrem Schwiegervater Mitte der 1920er Jahre geholfen hatte, die Zeit der Pensionsstreichung zu überstehen. Gleichzeitig eröffnet sie in Budapest ein Atelier für Innenarchitektur und entwirft in Zusammenarbeit mit Künstlern und Handwerkern eigene Einrichtungsgegenstände, so die gesamte Inneneinrichtung der Villa des berühmten ungarischen Schriftstellers Lajos Zilahy. Aus der Zeit des beginnenden Zweiten Weltkriegs stammt die sie nachstehend zeigende künstlerische Fotografie:

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  • Abb. Y 20: Clara von Wimpffen (1907 – 2000) im Jahr 1940 (Photo: Angelo, Budapest).

Nach dem Freitod ihres Bruders GYÖRGY BOTH 1943 übernimmt sie dessen Güter und zieht nach Kistape-Bikacs im Komitat Tolna im südlichen Zentralungarn, wo sie das nachstehend gezeigte Schlösschen bewohnt:

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  • Abb. Y 21: Sommerschloss in Györy-major bei Kistape auf einem historischen Gemälde (heute nicht mehr vorhanden).

Wenig zuvor hatte die erfolgreiche Journalistentätigkeit ihres Gatten beim Ungarischen Rundfunk geendet und war dieser in den diplomatischen Dienst als Presseattachee an der ungarischen Botschaft in Spanien getreten. Hierzu die nachfolgende

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  • Abb. Y 22: Ivan III. von Wimpffen im Kreise der Botschafter (Vierter von links in der ersten Reihe) in Madrid anlässlich einer Militärparade 1943.

Wie es und warum es dort im Gefolge der unterschiedlichen politischen Strömungen sowie Beschäftigung eines jüdischen Emigranten zu heftigen Auseinandersetzungen mit dem Militärattachee kommt und nach einer flüchtigen Freundschaft mit der Tochter eines jüdischen Industriellen Iwan von Wimpffen Ende 1943 dort abberufen wird, lässt sich im Einzelnen in der besagten Website nachlesen. Er verlässt den diplomatischen Dienst und zieht sich auf das Landgut seiner Frau in Kistape zurück. Dort erlebt er mit der Familie im November 1944 den Einmarsch der Roten Armee und die Zerstörungen der einmarschierenden russischen Truppen. Zunächst schafft er es, 1946 erneut in den Staatsdienst aufgenommen und durch Kultusminister Gyula Ortulay zum Ministerialrat im ungarischen Kultusministerium berufen zu werden. Als 1948 jedoch die Kommunisten die Macht übernehmen und Ungarn eine Volksrepublik wird, enthebt man ihn seines Postens. Seine Frau wird zur gleichen Zeit gezwungen, in einer Kolchose zu arbeiten. Siehe dazu die aus dieser Zeit von dieser stammende Fotografie, aus deren verhärmtem Blick und hohlen Wangen die Schwere ihrer Situation zu lesen ist und die zutiefst anrührt, wenn man den Vergleich mit der gezeigten solchen von einem knappen Jahrzehnt zuvor trifft:

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  • Abb. Y 23: Clara von Wimpffen (1907 – 2000) im Jahr 1948 als Arbeiterin in einer Kolchose beim „Aufbau des Sozalismus” in Bikacs.

Dazuhin wird im selben Jahr ihre offenbar zerfallene Ehe mit Ivan von Wimpffen geschieden. Nach der gewaltsamen Niederschlagung des ungarischen Volksaufstandes durch sowjetische Truppen des Jahres 1956 versucht sie, sich aus den schlimmen Zwängen und dem deprimierenden Niedergang der sozialen Gegebenheiten durch die Flucht in die USA zu befreien. Sie verlässt am 1. Dezember 1956 Ungarn und ihr Fluchtweg führt bei Nacht und Nebel über Osli, jenen Grenzort, der vor 700 Jahren ihrem Urahn gehört hat. Sie lässt sich mit ihrem älteren damals 25-jährigen GEORGE IVAN in Chicago nieder, während der jüngere 22-jährige Sohn HANS HERMANN ein Studium in der Bundesrepublik Deutschland beginnt. In Chicago arbeitet sie in der Firma Denoyer and Geppert als Kunstmalerin. Gleichzeitig nimmt sie wieder ihre Arbeit als Portrait- und Landschaftsmalerin auf. An die 300 Werke verlassen in gut 30 Jahren ihr Atelier. Zu den bekanntesten Werken gehören die nachstehend gezeigten drei Gemälde:

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  • Abb. Y 24: Clara von Both (1907 – 2000), Portrait des amerikanischen Geschäftsmannes, konservativen Politikers, vielmaligen Senators seines Heimatstaates Arizona und Präsidentschaftskandidaten Barry Goldwater (1909 – 1998);

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  • Abb. Y 25: Clara von Both (1907 – 2000), Portrait des Stefan Kardinal Wyschinski (1901 – 1981), das sich im Polnischen Museum in Chicago befindet ;

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  • Abb. Y 26: Clara von Both (1907 – 2000), Altarbild in der St. Stephen Church in Chicago/USA.

Diesen soll noch ein Foto folgen, das die Künstlerin bei ihrer Arbeit zeigt, dazuhin eine Selbstdarstellung aus der Zeit ihres Lebens in den USA:

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  • Abb. Y 27: Farbfotografie der Clara von Both (1907 – 2000) bei der Herstellung des Altargemäldes in der St. Stephen Church in Chicago;

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  • Abb. Y 28: Clara von Both (1907 – 2000), Selbstbildnis, entstanden in den USA zu nicht festgehaltenem Zeitpunkt.

Ihr 1948 von ihr geschiedener und als aristokratischer Klassenfeind aus seiner Staatsstellung beim Kultusministerium entlassener Mann IVAN III. VON WIMPFFEN muss sich zunächst als Hilfsarbeiter in einer verstaatlichen Imkerei verdingen und wird dann 1951 als Fremdsprachenkorrespondent bei einer Import-Firma angestellt. Von 1952 bis 1956 arbeitet er in derselben Funktion beim staatlichen Reiseunternehmen IBUSZ. Auch er verlässt nach der Niederschlagung des Volksaufstandes Ungarn – und zwar 1958, also zwei Jahre später als seine geschiedene Frau. Und zwar kehrt er nach Österreich zurück und wird wieder österreichischer Staatsbürger. In Wien findet er zunächst Anstellung im staatlichen Österreichischen Reisebüro. Wenig später wird er Direktor des „Palais Pállfy” (Kulturveranstaltungs- und Ausstellungszentrum) am Josefsplatz. Er verstirbt am 30. Mai 1990 im Wiener Josefskrankenhaus im 87. Lebensjahr und wird auf dem Wiener Friedhof Grinzing beigesetzt.

Clara von Both will in den USA trotz ihres dortigen Reussierens nicht sterben und begraben werden, sondern in ihrem Heimatland Ungarn. In diesem waren zu Beginn der 1990er Jahre die sowjetischen Truppen abgezogen und hatte sich die endgültige Öffnung nach dem Westen und die Entwicklung zur Republik mit der Aufnahme in den Europarat und dem Assoziierungsabkommen vollzogen. Somit kehrte sie – nun schon 87 Jahre alt – 1994 nach fast vier Jahrzehnten dorthin zurück. Ihr damals schon in Bad Wimpfen ansässiger jüngerer Sohn Hans Hermann (Näheres über diesen innerhalb der nachstehenden Generation 17d) erwarb für sie ein Haus im unweit von der Komitatsstadt Papa auf halbem Wege zwischen Neusiedlersee und Plattensee im Übergangsgebiet vom Bakonywald zur ungarischen Tiefebene hin gelegenen Straßendorf Bakonyság. Die Wahl dieses Ortes, so schreibt der besagte Sohn, war kein Zufall; denn der habe vor der kommunistischen Machtübernahme (mit anschließend erfolgter Enteignung des Großgrundbesitzers) dem Grafen Esterhazy gehört und in jener Gegend hätten einst die Hauptmanöver des 7. Husarenregiments stattgefunden, in dessen Verband IVAN I. VON WIMPFFEN, der Großvater ihres Mannes, Dienst getan hatte. Dass sie bereits Jahre vor der Rückkehr nach Ungarn bei diesem zu Besuch in Bad Wimpfen gewesen ist, darauf dürfte das im Anfangsteil in der Abb. 4 gezeigte Gemälde des Hirtenmädchens mit Schafen in Wimpfen im Tal hinweisen, das die Datierung „1990” trägt. Im Übrigen sind die aus der Reihe der in der Website des Dr. Hans H. von Wimpffen unter der Rubrik „Bilder” gezeigten 7 + 54 = 61 fast ausnahmslos undatierten und unbenannten Gemälde aus ihrer Hand, in denen zwar die Landschaft überwiegt, doch in der Regel in dieser Tiere, insbesondere Pferde und auch Schafe, auch Hunde in kleinen bis größeren Gruppen und auch alle möglichen Gespanne stehen oder sich bewegen und in ihrer Idyllik an vergangene Zeiten des Adels und der Naturnähe erinnern, vorwiegend auf ihre Heimatlamd Ungarn gerichtet und dürften in der Zeit nach ihrer Rückkehr nach dort entstanden sein. Daraus seien gezeigt:

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  • Abb. Y 29: Clara von Both (1907 – 2000): Perdegruppe am Fluss;

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  • Abb. Y 30: Clara von Both (1907 – 2000): Mädchen mit ihrer kleinen Schafherde auf dem Weg längs eines Baches gehend;

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  • Abb. Y 31: Clara von Both (1907 – 2000): Pferdegespann in einem Tälchen zwischen zwei Waldhainen nahe eines Gehöftes.

Hinzu kommt, dass sich bei ihr auch ein großes Faible für die Darstellung von wichtigen nachempfundenen Szenen aus dem militärischen Leben des ruhmvollen Wimpffen-Geschlechtes entwickelt hat, woraus über die bereits in Abb. 1, 79, 85, 127 und 132 hinaus vorgestellten solchen hier noch zwei weitere gezeigt werden sollen:

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  • Abb. Y 32: Clara von Both (1907 – 2000): Divisionsgeneral Félix de Wimpffen (1744 – 1814), siegreicher Verteidiger von Thionville gegen die Armee der Emigranten;

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  • Abb. Y 33: Clara von Both (1907 – 2000): Die kaiserlichen Feldmarschälle Reichsfreiherr Maximilian Hermann von Wimpffen (1770 – 1854), Generalstabschef der siegreichen österreichischen Armee bei Aspern (1809), und Josef Wenzel Graf Radetzky (1766 – 1858), Überwinder der Revolution 1848/49 in Italien (rechts im Bild) zu Gast bei Josef Gottfried von Pargfrieder, Schöpfer des österreichischen Nationalmuseums „Heldenberg“ bei Glaubendorf (Nordösterreich); Ausschnitt aus einem Gemälde „Rosenkreuzer” von Clara von Both.

Clara von Wimpffen, geb. Both von Botfalva und Bajna, starb am 27. Mai 2000 in Bakonyság/Ungarn im 93. Lebensjahr. Ihre Urne wurde am 28. November 2001 im Budapester Kerepesi-temetö im Ehrengrab ihres Vaters Menyhert II. Both von Botfalva beigesetzt. Mit ihr starb das letzte Mitglied dieses Zweiges der Familie. Vor ihrem Haus in Bakonyság wurde das nachstehend gezeigte Gnadenkreuz aufgestellt.

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  • Abb. Y 34: Das nach dem Tod von Clara von Wimpffen, geborene Both von Botfalva, vor ihrem Haus in Bakonyság aufgestellte Gnadenkreuz. 

Dessen Inschrift lautet: „Isten dicsöségére emmelttette Wimpffen Ivánne Both Klára A.D. MM”  („Zur Ehre Gottes errichtet Ivánne Both Klára anno domini 2000“).

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– G e n e r a t i o n  17d –
Älterer der beiden Söhne von Ivan III. von Wimpffen
GEORGE IVAN VON WIMPFFEN,
geboren am 13. April 1931
in Budapest,
gestorben am  02. Januar 2016
in Weaton/ USA.

Hier sei am besten die von Dr. Hans H. von Wimpffen erstellte kurze Lebensbeschreibung so gut wie wörtlich wiedergegeben, die erkennen lässt, in welches Joch des Abstiegs die kommunistische Machtübernahme in Ungarn des Jahres 1948 auch diesen im Gesamt der Familie gebracht hat: George Iwan von Wimpffen, geboren am 13. April 1931 in Budapest als Sohn des IVAN FREIHERRN VON WIMPFFEN (1903 – 1990) und der KLARA BOTH VON BOTFALVA (1907 – 2000). Nach Absolvierung der Grundschule trat er in das Jesuiten-Gymnasium in Pecs (Fünfkirchen) ein und setzte seine Studien bei den Prämonstratensern in Gödöllö im Komitat Pest fort. Nach der Machtübernahme der Kommunisten in Ungarn wurde der Prämonstratenser-Orden ebenso aufgelöst wie die von diesem Orden unterhaltenen Schulen. George Wimpffen musste das Gymnasium kurz vor dem Abitur verlassen und erlernte in der Folgezeit den Beruf eines Eisendrehers. 1952 trat er den Militärdienst in der ungarischen Volksarmee an und wurde als „Klassenfeind” einem Bau-Bataillon in Varpalota zugeteilt. Nach zwei Jahren Militärdienst erhielt er eine Anstellung als Lehrling und nach der Gesellenprüfung als Dreher in der Autobusfaberik „Ikarus”. Nach Niederschlagung des ungarischen Volksaufstandes 1956 verließ er mit der Mutter seine Heimat und ließ sich mit dieser in Chikago in den USA nieder. Er wurde im Elektronikunternehmen „Zenith” angestellt und war maßgeblich an der Entwicklung eines Sicherheitssystems für Busfahrer beteiligt. In den 1970er Jahren verließ er diese Firma und machte sich mit der Gründung des Unternehmens für Werkzeugmechanik „Savex” in Wheaton, Illlinois, selbständig. Er hat einen Sohn namens MAXIMILIAN GEORGE.

Jüngerer der beiden Söhne von Ivan III. von Wimpffen
HANS HERMANN VON WIMPFFEN,
geb. am 13. November 1834
in Budapest:

Was dessen Person betrifft, so sollen die im Eröffnungskapitel A über diese gemachten sporadischen Angaben hier nun vervollständigt werden. Wie ich von ihm erfahren konnte, hat schon sein Vater Wimpfen am Neckar, jenem Städtchen, aus dem sein Geschlecht laut Familienüberliefeung ausgegangen ist und seinen Namen abgeleitet hat, ob seiner beeindruckenden mittelalterlichen Silhouette und herausgehobenen Lage über dem Neckarfluss Bewunderung gezollt. Und er selbst hat das auch ihn nicht minder beeindruckende Bad Wimpfen bereits in der Zeit des begonnenen Studiums der Politikwissenschaft und Geschichte an der Universität Heidelberg besucht und dabei sogar 1957 noch den Gründer der renommierten Bäckerei und Weinstube Feyerabend, Ehrenobermeister der Bäckerinnung, Alt-Gemeinderat und Ehrenbürger sowie Künder der Vergangenheit Wimpfens in Schrift- wie Heimatsprache FRIEDRICH FEYERABEND (1871 – 1959) vor seinem Tode kennengelernt. Auch hat er, wie in Kapitel I. Mysteriöser Hans zu ersehen, bereits 1959 u. a. im elsässischen Haguenau auf die Herkunft seines Geschlechtes gerichtete Forschungen nach Urkunden u. a. m. betrieben. Dass dieser dann 1982 durch den Kauf, den Bezug und die aufwändige denkmalgerechte Restaurierung des Fachwerk-Doppelhauses Ebner in der Unteren Hauptstraße 25 Bad Wimpfen mit Rückfront zur Entengasse hin sogar zum Wohnsitz wählte, geht darauf zurück, dass er bei einem seiner Wimpfen-Besuche darauf gestoßen war, dass dieses ihm imponierende historische Gebäude zum Verkauf anstand und kurzentschlossen zugegriffen hat.

Seine Person und sein schulisches und berufliches Werden sowie späteres Tätigsein umreißt dieser selbst stichwortartig in seinem Lebenslauf, den er der Öffentlichkeit im Rahmen seiner bereits angesprochenen Website „wimpffen.hu” bzw. „wimpffen.de” in der Rubrik „biographien” unter dem Titel „Hans Hermann von Wimpffen” vorstellt. Der Text desselben sei nunmehr nahezu wortgetreu wiedergegeben:

Hans Friedrich Hermann von Wimpffen-Mollberg, geboren am 13. November 1934 in Budapest. Sohn des nachmaligen Diplomaten Ivan III. und der Clara Both von Botfalva. Nach humanistischem Gymnasium und Militärdienst Ausbildung zum Hauer im Bergwerk Petöfibanya. Studium an den Universitäten Heidelberg Politische Wissenschaften, Mittlere und Neuere Geschichte, Soziologie und Völkerrecht (Dolf Sternberger, Hans von Eckart, Alfred Weber, Karl Löwith, Carl J. Friedrich, Zbigniev Brezinski, Prof W. Conze, Hans G. Gadamer), Universität Hamburg (Ralf Dahrendorf, Prof. Schelsky, Prof. Fritz Fischer, Prof. Constantopoulos), Universität Paris (Sorbonne) (Prof. M. Duverger, Prof. Castellan, Prof. Charlier); Universität Würzburg (Prof. Friedrich A. Frhr. von der Heydte, Prof. J. Storost, Prof. H. Euler, Prof. U. Noack, Prof. G. Küchenhoff, Prof. Rudolf Morsey). Promotion 1968 „Die Kämpfe der 2. Armee 1942/43 am Don. Ein Beitrag zur Koalitionskriegführung im Zweiten Weltkrieg”.
– 1961 – 1962: Volontariat beim Norddeutschen Rundfunk, der „Stimme Amerikas” (VoA) und Radio Television Françaises RTF (Paris); Ergänzung des Studium durch Medienwissenschaft am „Hans-Bredow-Institut” der Universität Hamburg (PD Gerhard Maletzke).
– 1965 – 1999: Redakteur beim Bayerischen Rundfunk/Fernsehen. Entwickelte Sendekonzepte (Formate) für politische Bildung („Macht des Bürgers”, „Dialoge auf Kanal o89…”); Gesundheit (betrifft: Gesundheit, „Die Sprechstunde”, Ratschläge für die Gesundheit, AlfaMed); Tiersendungen (Zeit für Tiere, Tiere suchen ein Zuhause); Sendereihe für Behinderte („Stolpersteine”).
– „In Anerkennung der um Volk und Staat erworbenen besonderen Dienste” erhielt Wimpffen am 5. 12. 1983 das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, verliehen durch den Bundespräsidenten Karl Carstens. Laudatio von Kultusminister Professor Hans Maier am 27. Januar 1984:
„Sie sind seit 1965 als Redakteur beim Bayerischen Rundfunk tätig und seit 1971 Leiter der Redaktion Gesellschaftswissenschaften und Medizin. Sie gestalteten in dieser Zeit herausragende Sendungen zur politischen Bildung sowie mehrere Sendereihen. Vor allem die ‚Sprechstunde’ ist ein Beispiel für eine informative und attraktive Sendung, die wissenschaftliche oder medizinische Themen allgemeinverständlich darstellt und zur gesundheitspolitischen Aufklärung der Bevölkerung beiträgt. Seit nunmehr 11 Jahren brachte es die ‚Sprechstunde’, die außer dem WDR übrigens in allen Dritten Programmen läuft, auf rund 500 Sendungen. Ihre Fernsehzsendereihe ‚Die ersten 365 Tage im Leben eines Kindes’ wurde zum weltweiten Erfolg; sie wurde in mehr als 100 Ländern im Fernsehen gezeigt. Seit 1977 sind Sie stellvertretender Programmbereichsleiter ‚Erziehung und Ausbildung’ des Bayerischen Fernsehens/ARD.- Für Ihre hervorragende journalistische Arbeit, insbesondere die Förderung des Gesundheitsbewußtseins durch ansprechende Fernsehsendungen hat Ihnen der Herr Bundespräsident das Verdienstkreuz am Bande verliehen. Ich habe die Ehre, Ihnen diesen Orden aushändigen zu dürfen.”
Weitere Ehrungen sind:
– „Der Bundespräsident der Republik Österreich hat auf Antrag des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung und auf Vorschlag der Bundesregierung mit Entschließung vom 18. Februar 1991 dem stellvertretenden Hauptabteilungsleiter beim Bayerischen Rundfunk, Herrrn Dr. Hans Hermann von Wimpffen das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen.”
– Aus der Laudatio von Bürgermeister Singer, Bad Wörishofen:
„Bad Wörishofen ist Herr Dr. Hans Friedrich Hermann von Wimpffen als Programmgestalter seit über einem Jahrzehnt verbunden. Durch seine Sendungen ist Bad Wörishofen bekannter, berühmter geworden. Die Sendungen, die er initiiert hat, werden in vielen Sprachen der Welt aussgestrahlt, sie alle tragen zum guten Ruf unseres Heilkurortes bei; auch diese Sendung wird über die Deutsche Welle in der ganzen Welt in Englisch, in Französisch, in Spanisch und in einigen afrikanischen Sprachen zu sehen sein. Für besondere Verdienste bei der Verbreitung der Lehre Sebastian Kneipps im Rahmen einer Vielzahl von Veröffentlichungen in Rundfunk und Fersehen wird Herrn Dr. Hans Hermann von Wimpffen die Verdienstmedaille der Stadt Bad Wörishofen verliehen. Bad Wörishofen, den 8. August 1997.”
– Ebenfalls ausgezeichnet wurde Wimpffen für seine Verdienste um den Tierschutz in Deutschland: Aus den Händen von Dr. Andreas Grassmüller erhielt er den „Goldenen Elefanten”. Dr. A. Grasmüller in einem Schreiben vom 25. 09. 1991:
„Für Ihre zahlreichen Sendungen in Sachen Tier- und Umweltschutz verleiht Ihnen die Akademie für Tierschutz den ‚Goldenen Elefanten’.”
Wimpffen ist Mitglied des Ordo Sancti Constantini Magni, dessen Komtur er war.

Den Lebenslauf der Website von Dr. Hans H. von Wimpffen illustrieren die nachfolgend gezeigten sechs Fotos, deren Titel (in Klammer Ergänzungen des Verfassers) folgendermaßen lauten:

154

  • Abb. Y 35: Soldat 1954 – 1956 (in Ungarn);

155

  • Abb. Y 36: Im Bergwerk Petöfibanya (in Ungarn): Mittagspause, 1. Selbständiges Bergarbeiter-Bataillon Petöfibanya, Pf. 1213. Photo von E. L’Ami;

156

  • Abb. Y 37: Staatsminister Prof. Dr. Hans Maier (bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes);

157

  • Abb. Y 38: Anlässlich eines Besuchs in der VR China. Empfang beim Präsidenten des Volkskongresses (Gesamtaufnahme);

158

  • Abb. Y 39: (Teilaufnahme zu Abbildung Nr. 157);

159

  • Abb. Y 40: Dr. Hans von Wimpffen übergibt 2009 das Gemälde, das seinen Vorfahr, den Feldmarschall Maximilian von Wimpffen, darstellt, stammend aus der Hand seiner Mutter Clara von Both Wimpffen, an die Vorsitzende des Museumsvereins Aspern-Essling, Margarete Pelikan; Photo von Karl Juris.

Die beiden ersten Fotos dieser Reihe, die den Vorgenannten als ungarischen Soldaten bzw. als in Ausbildung stehenden Hauer im ungarischen Bergwerk Petöfibanya zeigen, stehen in zu denken gebendem Kontrast zu den nachfolgenden vier anderen solchen, die, um hier seinen im Lebenslauf zu findenden vollen Namen zu gebrauchen, DR. HANS FRIEDRICH HERMANN VON WIMPFFEN im Zuge seiner erfolgreichen höchst öffentlichkeitswirksamen beruflichen Tätigkeit als Rundfunk- und Fernsehredakteur in Bayern, als Empfänger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und anderer namhafter Auszeichnungen sowie als vom Präsidenten des Volkskongresses der Volksrepublik China Empfangenen, schließlich als im Ruhestand sich mit Passion der Vermittlung der geschichtlichen Bedeutung seines Adelsgeschlechtes derer Von Wimpffen Widmendem darstellen. Dass er nach dem Besuch des Gymnasiums in eine Lehre praktischer und dazuhin weniger geschätzter Berufsart eintrat, liegt auf der Linie der Berufswerdung des älteren Bruders GEORGE IVAN und braucht nach all dem vielen hierzu Gesagten keiner Erläuterung mehr. Umso anerkennenswerter und bewunderungswürdiger, was er, der trotz des durch den Zweiten Weltkrieg erfolgten Fallens in die Mittellosigkeit mit dem ihm während seines Studiums monatlich gewährten Stipendium in Höhe von 150 DM nicht existieren und die Mittel für dasselbe größtenteils durch Nebenarbeit verdienen musste, aus sich gemacht hat. Hinzu kommt, und was er der Stadt Bad Wimpfen, der Namengeberin seiner Familie, durch die Wahl derselben zu seinem Wohnort und dazuhin Kauf und Renovation eines seiner eindrücklichsten Fachwerkhauskomplexe im Hinblick auf deren Bedeutung als historisch-denkmalträchtige Kleinstadt gegeben hat.

Um das letzterwähnte Verdienst zu illustrieren, sei hier die für sich sprechende und somit kommentarlose Präsentation von dreimal je zwei Fotografien abgeschlossen, welche die Vorderfront des von Dr. Hans H. von Wimpffen in den beginnendern 1980er Jahren erworbenen und musterhaft und unter vielerlei Eigenarbeit sanierten sog. Hauses Ebner zunächst jeweils in seinem alten, dann im neuen Zustand gegenüberstellend darbieten:

160

  • Abb. Y 41a: Schrägblick von Nordwesten her auf die um 1840 verputzte Vorderfront des Fachwerkhauses Ebner, Hauptstraße 25, mit den Nachbarhäusern und einer Menge davorstehender nicht mehr identifizierbarer Personen; Fotografie, die den um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bestehenden Zustand darstellt;

161

  • Abb. Y 41b: In etwa derselbe Blick, der den heutigen Zustand wiedergibt, wie dieser sich nach dem Kauf durch Dr. Hans H. von Wimpffen und Sanierung der 1980er Jahre herausgebildet hat; Fotografie vom 20. März 2016 von Rudolf Fischer, Bad Wimpfen;

162

  • Abb. Y 42a: Schrägblick von Nordwesten her auf das wohl in den 1920er oder 1930er Jahren vom Verputz befreite Fachwerkhaus Ebner, Hauptstraße 25, mit Nachbarhäusern und einer Anzahl davorstehender unbekannter Personen; Fotografie, die den Zustand der ausgehenden 1930er Jahre wiedergibt;

163

  • Abb. Y 42b: In etwa derselbe Blick, der den heutigen Zustand zeigt; Fotografie vom 20. März 2016 von Rudolf Fischer, Bad Wimpfen;

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Abb. Y 43a: Blick die Untere Hauptstraße abwärts mit im Hintergrund dem Nürnberger Türmchen und rechts in Schrägsicht dem Fachwerkhaus Ebner, Hauptstraße 25; Fotografie, welche die Gegebenheiten von kurz nach dem Zweiten Weltkrieg erkennen lässt;

165

  • Abb. Y 43b: In etwa derselbe Blick, der den heutigen Zustand wiedergibt; Fotografie vom 20. März 2016 von Rudolf Fischer, Bad Wimpfen.

Was Dr. Hans H. von Wimpffens lebensbegleitende Tätigkeit als Erforscher der Geschichte seines eigenen Adelsgeschlechtes anbelangt, so wurde darüber nicht nur bereits im Eröffnungskapitel A. Grundlegendes berichtet, sondern es kamen im Rahmen des Durchschreitens der einzelnen Kapitel immer wieder schlaglichtartig Teilbereiche seiner weitgespannten diesbezüglichen Forschungsarbeit zur Geltung. Und im hier nunmehr zu Ende zu bringenden Kapitel Y. Georgs-Zweig soll zusammenhängend, wenngleich in gebotener Kürze, das eingebracht werden, was dieser über die Repräsentanten desselben wie als Historiker sowie Angehöriger desselben zusammengetragen hat. Wie umfassend und tiefgreifend er, der bei der Nachkorrektur des Jahres 2019 auch schon 84-Jährige, trotz wachsenden Alters tätig gewesen ist, das beweist z. B. der Umstand, dass er im Dezember 2016, damals bereits 81 Jahre alt, Madrid, die Hauptstadt Spaniens, und damit jenen Ort aufgesucht hat, wo sein Vater in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs als Diplomat gearbeitet und die er selbst als um die Zehnjähriger erlebt hat. Hauptzweck dieses Besuches war, dort bislang vergeblich zu greifen gesuchtes archivalisches Material über einen zwar als Militär namhaften, doch hinsichtlich seiner genauen Abstammung von den Genealogen merkwürdigerweise nur unzureichend verorteten Von Wimpffen-Abkömmling zu finden. Gemeint ist:

DON LLUIZ DE WIMPFFEN,
zu Deutsch:
BARON LUDWIG VON WIMPFFEN
(1758 – 1831).

Über diesen war zwar aus Constatin von Wurzbachs Standardwerk (siehe dort in der Hauptrubik „Besonders denkwürdige Sprossen des Geschlechts Wimpffen” dessen Lebenslauf Nr. 33, Seite 12) Folgendes aufhorchen Lassende zu erfahren (Namen hier durch Großbuchstaben hervorgehoben, in Klammer gesetzte Textteile vom Verfasser zwecks Erläuterung stammend):
DON LUIS DE WIMPFFEN, geboren am 10. October 1758 in Altkirch/Elsass (im Sundgau, ca. 30 km westlich von Basel gelegen), gest. zu Madrid am 29. Dezember 1831; Sohn von DON JOSÉ LUIS (zu Deutsch: BARON JOSEPH LUDWIG) DE WIMPFFEN und der ANASTASIA VON ZURBACH. Er war Patrizier von Solothurn (an der Aare in der Nordschweiz gelegen), königlich spanischer Generallieutenant, Chef des Generalstabes und Inhaber eines seinen Namen führenden sog. Schweizer-Regimentes und wurde ausgezeichnet mit dem Großkreuz des königlichen Militärordens vom heiligen Ferdinand und des Ordens von Sanct Hermenegild, sonst noch vielfach namentlich mit dem Ehrenzeichen für die Schlacht bei (im spanischen Baskenland gelegenen) Vittoria (im Juni 1813), in welcher er sich besonders hervorgethan hat.“ Doch muss Wurzbach abschließend folgendes Einschränkende feststellen: „Zu welcher Linie des Hauses Wimpffen Don Luis gehört, mit dem dieser spanische Zweig erlosch, darüber fehlen alle sicheren Angaben.”

Was die Beschäftigung von Dr. Hans H. von Wimpffen mit DON LLUIZ DE bzw. BARON LUDWIG VON WIMPFFEN betrifft, so liegen von ihm nicht weniger als drei Arbeiten vor, die folgende Titel tragen:
a. „Don Lluiz Baron de Wimpffen“; gefunden 2013 im Internet unter: wimpffen.hu, dort in der Rubrik biographien“ (umfassend etwas mehr als 2 DIN A4-Seiten);
b. „Don Lluiz Baron de Wimpffen: Spaniens Morgarten lag in Katalonien“; gefunden 2016 im Internet unter: wimpffen.hu, dort in der Rubrik „schlachten“ (umfassend 4 1/2 DIN A4-Seiten);
c. „Don Lluiz Baron de Wimpffen“; gefunden 2019 im Internet unter: wimpffen.de, dort in der Rubrik biographien“ (umfassend 5 DIN A4-Seiten).
Aus dem
– am Schluss des Textes c) zu findenden Hinweis, dass das Stadtarchiv Madrid wertvolle Unterlagen über den Werdegang und die Militärkarriere desselben, darunter sein Testament, enthalte, dazuhin
– aus der dem Text angefügten langen Liste der diesem DON LUIZ geltenden Literatur in deutscher und spanischer Sprache
kann geschlossen werden, dass in diesen die wichtigten Fakten der vor einigen Jahren in Madrid von Dr. Hans H. von Wimpffen erfolgten Archivforschungen eingeflossen sind.
Verglichen mit den obigen Angaben des Constantin von Wurzbach, ergibt sich hinsichtlich der Herkunft des Don Lluiz die anderslautende Angabe, dass dessen Mutter ANASTASIA ZURBACH (also nicht: ANASTASIA VON ZURBACH) geheißen hat, demnach anscheinend nicht aus dem Adel, und zwar aus Illfurth im Elsass, gestammt hat. Und der Vater JOSEPH LOUIS DE WIMPFFEN sei „Nachkomme des JEAN LEOPOLD VON WIMPFFEN aus Colmar“ gewesen. In Wurzbachs II. Stammtafel ist zwar ein JEAN LEOPOLD DE WIMPFFEN nicht auffindbar; doch in der Generationsreihe XII (nach Wurzbach) bzw. 10 (nach Sporhan-Krempel) findet sich am Ende ein GUSTAV LEOPOLD, geb. 1700, über dessen am Anfang derselben stehenden ältesten Bruder JOHANN GEORG, geb. 1689 und gest. 1767, Dr. Hans H. von Wimpffen in der oben an zweiter Stelle angeführten Arbeit b Folgendes konstatiert, wobei die in Klammer gesetzten Textteile meinerseitige korrigierende bzw. ergänzende Anmerkungen, die Unterstreichungen meinerseitige Hervorhebungen darstellen:
Johann Georg von Wimpffen war Kanzler (richtig ist: Hofjunker) des aus Polen vertriebenen Königs (und vorübergehend das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken regierenden) Stanislas Leszczinsky; von seinen 8 Söhnen traten 7 (richtig: 6, wovon 5 die Begründer der Zweige a) bis e) geworden sind) in den militärischen Dienst von Frankreich, Russland und Österreich, ein Neffe von ihm, Ludwig, der spätere Don Lluiz, trat in das in französischen Diensten stehende deutsche Regiment Alsace (und zwar bereits mit 16 Jahren) ein. So kam es, dass in der Zeit der französischen Revolution und der Napoleonischen Ära zahlreiche Mitglieder dieser Familie in den europäischen Armeen dienten und sich in vielen Schlachten der Epoche auszeichneten: Thionville, Mainz, Austerlitz, Aspern, Wagram, Vitoria (dieses, wie schon zu erfahren war, bezogen auf den gesuchten Don Lluiz), Leipzig sind eng mit dem Namen Wimpffen verbunden.”

Da zwischen JOHANN GEORG (geb. 1689) und dessen angeblichem Neffen DON LLUIZ (geb. 1758) ein Altersunterschied von 69 Jahren besteht, was nicht nur einer Generation, sondern zumindest zwei Generationen entspricht, erscheint die Feststellung, dass der Letztgenannte ein Neffe des Erstgenannten (also Angehöriger der  nächsten Generation) sei, nur eingeschränkt zutreffend. Der nachfolgende Versuch der rückwärts schreitenden genealogischen Herleitung der Herkunft des Don Lluiz ergibt folgendes Wahrscheinlichere:

GENERATION 12:
DON LLUIZ DE WIMPFFEN
(1758 – 1831)
GENERATION 11:
Dessen (oben angeführter)
Vater
war:
DON JOSÉ LUIS DE WIMPFFEN,
geb. schätzungsweise
ca. 1730
GENERATION 10:
Des Erstgenannten
Großvater
war
(laut Dr. Hans H. von Wimpffen):
JEAN LEOPOLD DE WIMPFFEN,
– Lebensdaten nicht bekannt –
geboren schätzungsweise
wenig nach 1700.
Höchstwahrscheinlich war dieser ein jüngerer Bruder von
JOHANN GEORG (1689 -1767),
FRANZ LUDWIG (geb. 1693),
GUSTAV LEOPOLD (geb. 1700).
Siehe diese
in C. von Wurzbachs II. Stammtafel
in der Generationsleiste XII bzw. 10
zu finden in den Anfängen des hier anstehenden
Kapitels Y. Georgs Zweig
in Abb. Y 1!
Diesen JEAN LEOPOLD DE WIMPFFEN müsste man sich also
am Ende dieser Generationsreihe 10 eingeschoben denken.
—–
Somit wäre
JOHANN GEORG
ein Großonkel des
DON LLUIZ DE WIMPFFEN
und dieser demnach dessen
Großneffe
gewesen.

Wie dem auch sei: Mit vollem Recht und genau so wie von Dr. Hans H. von Wimpffen (siehe oben) konstatiert, ist dieser DON LLUIZ in die lange Reihe all jener Abkömmlinge der Adelsfamilie VON WIMPFFEN einzureihen, die im Militärwesen der wichtigsten Staaten Europas hohe bis höchste Rangstellungen erreicht und im Zuge der Französischen Revolution sowie des Aufstieges von Napoleon von 1893 bis 1815 in Europa nicht abreißenden Kriegsgeschehens hohe bis höchste Rangstellungen als Militär, beste Verdienste und höchste Auszeichnungen errungen haben. Die Berechtigung solch hoher Einschätzung wird evident, wenn man insbesondere in den vorgenannten Abhandlungen des Dr. Hans H. von Wimpffen b und c weiterliest und daraus (in Raffung) folgendes Weitere über das Leben des DON LLUIZ, dessen militärischen Rangaufstieg sowie insbesondere Anteil am Kampf um die Befreiung Spaniens vom Joche Napoleons erfährt:

Nachdem die Schweiz mit der spanischen Krone im Sommer 1804 einen Vertrag geschlossen hat, wonach diese derselben auf die Dauer von 30 Jahren 6 Regimenter von je rund 1.900 Mann katholischen Glaubens zur Verfügung stellt, verlässt Don Lluiz als Major sein bisheriges sog. Deutsches Regiment (seit 1892 das 53. Régiment d’Infanterie genannt), lässt sich in Solothurn in der Schweiz nieder und wird im beginnenden Oktober als Oberst mit der Führung des vom Kanton Solothurn aufgestellten und im Dienste des spanischen Königs stehende sog. Schweizerregiment des verstorbenen Philipp Schwaller betraut. 1805 übernahm er das Schweizerregiment Schmid. Jetzt unter dem Namen „Wimpffen Nr. 1” bzw. „Primero Wimpffen” steht dieses 1807 mit seinen stark 2.000 Mann, darunter etwas mehr als die Hälfte Deutsche (hauptsächlich aus dem Elsass, seiner Heimat) und stark ein Viertel Schweizer, in Tarragona und in Barcelona sowie auf der Insel Madas und nimmt dieses am Freiheitskampf Spaniens teil, das in die Kriege von NAPOLEON BONAPARTE gegen Großbritannien hineingezogenen und von französischen Truppen besetzt worden ist. Dies beginnt damit, dass sich Don Lluiz wie auch noch drei andere Regimentskommandanten der sechs im solchen im Dienste des Königs von Spanien weigern, von der spanischen in die französische Armee eingegliedert zu werden und sich 1808, nachdem an Stelle des mit Familie nach Frankreich gebrachten Königs von Spanien der Bruder Napoleons JOSEPH BONAPARTE getreten ist, in die nunmehr im Zuge des beginnenden Volksaufstandes sich entwickelnden Guerillakämpfe mit Hilfe herangezogener Freiwilliger aus den Dörfern hineinbegibt.
An deren Anfang steht die am 6. Juni 1808 in der sog. Schlacht bei Bruc (El Bruch), einem kleinen mittelkatalonischen Dorfe am Fuße des weltberühmten Klosters Montserrat, stattgefundene erfolgreiche Abwehr des Angriffes eines 3.800 Mann starken französischen Truppenverbandes unter dem Kommando des erfahrenen Kavalleriegenerals FRANÇOIS XAVIER DE SCHWARZ (1762 – 1826), womit der Untergang der napoleonischen Hegemonie in Europa begonnen haben und die NAPOLEON BONAPARTE später in seiner Verbannung auf Sankt Helena zu folgendem Ausspruch veranlasst haben soll: „Spanien hat mich umgebracht.” Mit dieser befasst sich Dr. Hans H. von Wimpffens ganz speziell in der oben bereits angeführte Betrachtung b. Indem er dieser den Beititel „Spaniens Morgarten lag in Katalonien” gibt, vergleicht er diese mit der im Jahr 1315 am Morgarten stattgefundenen siegreichen ersten Freiheitsschlacht der Eidgenossen, wobei er auf das folgende für die Befreiung Spaniens ebenfalls zum Mythos gewordende Ereignis abhebt: Nach der um dieses sich rankenden Legende hat der das Kommando der Verteidiger führende Oberst Lluis de Wimpffen die folgende die Übermacht der Angreifer erfolgreich abwehrende Idee des Guerillaführers Vicente aufgenommen: Um die demoralisierende Wirkung des berühmten „Trommelschlages von Austerlitz” wissend, wies er einen Unterleutnant von Solothurn und einen Guerillaführer an, in den Ausläufern des Monserrat eine weitreichende Echostelle zu suchen; dort ließ er 14 große Armeetrommeln postieren, deren Tambouren beim Herannahen der Feinde auf ein vereinbartes Zeichen hin mächtige vom Echo vielfältig verstärkte Trommelwirbel mit dem Erfolg erzeugten, dass Brigadadegeneral Schwarz sich im Glauben, es sei Verstärkung im Anmarsch, veranlasst sah, das Zeichen zum Rückzug zu geben.

Siehe hierzu die

166

  • Abb. Y 44: Fotodokumentation von der 200-Jahr-Feier des Sommers 2008 zum Gedenken der Schlacht von El Bruch am 6. Juni 1808: Die „Azules” (Blaue) genannten Soldaten in den blauen Uniformen des Regiments Suizo Nr. 1 Wimpffen vor dem heute am nördlichen Ortseingang stehenden Denkmal, das an die „Legende der Tambouren von El Bruch” erinnert.

Beim zweiten mit Artillerie verstärkten Angriff eine Woche später am 14. Juni 1808 braucht es, da das Schweizerregiment Wimpffen Verstärkung erhalten hat und sich in günstigerer Position befindet, keiner Tambouren mehr, um die in zwei Kolonnen anrückenden Angrifsswellen nach schwerem Beschuss, Inbrandsetzungen und Straßenkämpfen schlussendlich abzuwehren. Es bedarf jedoch noch vieler Jahre weiteren Kampfes, so – wie einleitend bereits herausgestellt – u. a. am Schluss im Juni 1813 der Beteiligung an der siegreichen Schlacht der vereinigten spanisch-portugiesisch-englischen Trupppen unter dem Oberbefehl von SIR ARTHUR WELLESLEY, dem späteren HERZOG VON WELLINGTON, bei Vitoria gegen die französischen Truppen unter JOSEPH BONAPARTE, in der DON LLUIZ DE WIMPFFEN sich wiederum besonders hervortut und die Ordensdekoration mit dem Wahlspruch „Recompensa de la batalla de Vitoria” („Belohnung für die Schlacht von Vitoria”) erhält. Im Jahr 1814, da der KÖNIG FERDINAND VII. in das befreite Spanien zurückkehren kann, steigt er zum königlich-spanischen Generallieutenant und Chef des Generalstabes auf. Dass der namhafte Adelsgenealoge Wolfgang von Wurzbach DON LLUIZ DE WIMPFFEN rund ein Dreivierteljahrhundert nach der in Spanien keineswegs vergessenen Schlacht bei El Bruch den damals in aller Namen gestandenen General nicht mehr genealogisch einzuordnen vermocht hatte, dürfte vor allem damit zusammenhängen, dass aus seiner Ehe mit ANASTASIA ZURBACH keine Kinder hervorgegangen sind und somit dieser spanische Zweig der VON WIMPFFEN nach nur einer Generation ausgestorben und so vergessen gemacht worden ist.
Nicht nur, dass es sich lohnt, noch Genaueres aus Dr. Hans H. von Wimpffens drei Websites, insbesondere in der oben unter c aufgeführten jüngsten und ausführlichsten solchen „wimpffen.de“ (dort in der Rubrik „Biographien“) über diesen als Militär ganz außergewöhnlich tüchtig gewesenen und in der Geschichte Spaniens zu Namen und Nachruhm gekommenen DON LLUIZ DE WIMPFFEN nachzulesen.

Hier sei abschließend jetzt auch noch Gelegenheit genommen, den bislang aus Platzgründen vollständig übergangenen Lebenslauf des zweitjüngsten der sechs am Leben gebliebenen Söhne des Begründers vom c) Franzens Zweig FRANZ LUDWIG VON WIMPFFEN (1735 – 1800) namens DAGOBERT SIGISMUND VON WIMPFFEN (1782 – 1862) darzulegen. Dieser ist in Constantin von Wurzbachs II. Stammtafel (siehe diese ganz oben in Abb. Y 1) innerhalb der durchgängigen grünen Generationsleiste XIVc bzw. 12c an zweitletzter (elfter) Stelle der Geschwisterreihe zu finden. Demgegenüber sind die dort an erster und zweiter sowie achter, neunter und zwölfter (letzter) Stelle erscheinenden fünf Brüder desselben bereits sukzessive (die genaue Reihenfolge deren Geburt in den letzten beiden Fällen verkehrend) ausgiebigst in den folgenden Kapiteln behandelt worden:
– Q. Russisch-preußische Seitenlinie (dort zunächst: GEORG VON WIMPFFEN, 1760 – 1807, richtigerweise 1806);
– R. Französischer Nebenzweig (dort zunächst: FRANZ KARL EUGEN VON WIMPFFEN, 1762 – 1835);
– S. Gräfliche Linie (dort zunächst: FRANZ KARL EDUARD VON WIMPFFEN, 1773 – 1842),
– T. Württembergische Nebenlinie (dort insbesondere: FRIEDRICH WILHELM VON WIMPFFEN, 1784 – 1845) und
– V. Sedangeneral (dort insbesondere zunächst des Vorgenannten Vater: EMMANUEL FÉLIX DE WIMPFFEN, 1778 – 1814 bzw. korrigiert 1813.

Dabei wurde evident, dass vier der vorbeschriebenen fünf Söhne des FRANZ LUDWIG VON WIMPFFEN, ausgenommen der Zweitälteste (in Frankreich verbliebene und dort den Zivildienst als Forst- und Wasserbauinspektor aufgenommene) FRANZ KARL EUGEN, in den Militärdienst getreten sind und dort hohe bis höchst Rangstellungen erreicht haben. Letzteres gilt auch für DAGOBERT SIGISMUND VON WIMPFFEN, der wie sein zweitältester Bruder FRANZ KARL EUGEN lebensübergreifend in Frankreich verblieben ist. Ihm hat Constantin von Wurzbach die folgende Lebensbeschreibung Nr. 8 (siehe Seite 6/7) gewidmet (Personen- und Ortsnamen hier durch Großschrift hervorgehoben):
DAGOBERT SIGISMUND (geb. auf SCHLOSS GÜNTHERSBURG BEI FRANKFURT A. M. am 7. Februar 1782, gest. zu CAĒN 1852 (richtig: 1862), … Ein Sohn des GENERALS FRANZ LUDWIG aus dessen Ehe mit MARIA KUNIGUNDE VON GOY, trat er jung in die französische Armee, erkämpfte sich im Feldzuge 1807 gegen Preußen das Kreuz der Ehrenlegion, wohnte dann den Feldzügen gegen Oesterreich 1809, gegen Rußland 1812 bei, wurde 1814 Major, 1822 Oberst im 7. Chasseur-Regimente, 1834 Brigadegeneral und Commandant des Departements de l’Orne, Commandeur der Ehrenlegion und starb im Alter von 80 Jahren. Er ist ein jüngerer Bruder FRANZ KARL EDUARDS, späteren GRAFEN WIMPFFEN … und EMANUEL FÈLIX’ OHEIM. … Aus seiner am 18. Dezember 1826 mit ANATOLIE VON CAUVIGNY geschlossenen Ehe sind keine Kinder vorhanden … .“ 
Diesem hat  Dr. Hans H. von Wimpffen in seiner Website „wimpffen.de“ in der Rubrik „Biographien“ eine zwei Seiten umfassende und somit jene des C. von Wurzbach an Detailreichtum wesentlich überbietende Lebensbeschreibung zuerkannt, die den anderslautenden französischen Namen und Titel
„DAGOBERT SIGISMOND LAURENT BARON DE WIMPFFEN“
trägt und (unter Beigabe gelegentlicher meinerseitiger Anmerkungen in Aufrechtschrift) folgendermaßen lautet:
„Dagobert Sigismond Laurent Baron de Wimpffen, geboren am 7. Februar 1782 als Sohn des Generals Franz Ludwig Freiherr von Wimpffen und der Kunigunde von Goy. Gestorben 1862 in Bavent/Normandie (somit nicht, wie C. von Wurzbach angibt, in Caēn, sondern im wenige Kilometer nordöstlich davon im unweit der Seine-Bucht im Küstendépartement Calvados gelegenen kleinen Dorf Bavent):
Seine militärische Karriere begann 1798 als 15-Jähriger in der französischen Revolutionsarmee im Rang eines Unterleutnants. Doch der ,Volksvertreter‘ Merlin de Thionville sorgte dafür, dass der junge Kadett und Neffe des Verteidigers von Thionville (Dietenhofen) Felix von Wimpffen (1744 – 1814), der dieses 1792 gegen die Interventionsarmeen Preußens, Österreichs und der französischen royalistischen Emigranten erfolgreich verteidigte, wurde von den Jakobinern, besonders von Marat, des Verrats an der Republik angeklagt und in die Illegalität gezwungen. Merlin de Thionville ließ den jungen Kadetten aus der Armee entfernen, in die Wimpffen erst ein Jahr später am 22. Dezember 1799 zurückkehren konnte. Er erhielt den Rang eines Leutnants im 44. Bataillon, wurde jedoch wenig später Adjutant des Generals Thuring. Am 6. August wurde er zum 9. Husarenregiment versetzt und nahm in diesem Regiment an den Kämpfen der französischen Revolutionsarmee am Rhein teil. 1805 wird er ins Lager von Boulogne abkommandiert und nimmt in den folgenden Jahren an den Kämpfen der Grande Armee teil: Eylau, Jena, Austerlitz, Aspern, Wagram sind die einzelnen Stationen. In der Schlacht von Saalfelden wird er durch zwei Schwerthiebe am Kopf schwer und in der Schlacht von Aspern und Wagram erneut verwundet und in die Armee kann er erst nach einem Jahr zurückkehren. Mit Beginn des Russlandfeldzugs wird er Escadronchef der 9. Chevaux-légers. In der Schlacht von Witebsk leitet er mehrere Angriffe gegen die russische Kavallerie, wenig später ist sein Regiment an der Einnahme von Moskau beteiligt. Napoleon ernennt ihn zum Major und Kommandeur des 1. kroatischen Husarenregiments. Beim Rückzug gehört er mit seinem Regiment zur Escorte des Kaisers, überquert mit ihm die Beresina und ,fut du petit nombre de ceux qui resterent sous le drapeau jusqu’au moment où l’Empereur partit pour la France‘ – schreibt Charles Mullié in seiner Biographie. Es folgen die Schlachten bei Dresden und Leipzig.
Der Major de Wimpffen gehört zu den ersten, die sich nach Elba Napoleon anschließen. Bei Waterloo kommandiert er das 2. Lancier-Regiment. Nach Abdankung des Kaisers ernennt ihn der König zum Oberstleutnant bei den Calvados-Dragonern, 1820 erfolgt die Beförderung zum Oberst und Kommandeur des Ordens Saint Louis. Am 25. April 1821 erhält er das Offizierskreuz der Ehrenlegion, zwei Jahre später wird er zum Kommandeur der Legion d’Honneur ernannt.
1823 nimmt er am Feldzug in Spanien teil, nach dessen Ende der spanische König Dagobert de Wimpffen den Sankt-Ferdinand-Orden verleiht. Am 16. Juni 1834 erfolgt die Beförderung zum Maréchal de Camp und die Ernennung zum Militärbefehlshaber des Départements Hautes-Pyrenées. Er beendet seine militärische Laufbahn als Militärbefehlshaber des Départements Orne.

Nach seiner Pensionierung zieht er sich nach Bavent zurück. Seine Ehe mit ANATOLIE DE CAUVIGNY blieb kinderlos. Sein Vermögen vermachte er der Gemeinde Bavent, wo er auch seine letzte Ruhestätte fand.“
Somit reiht sich, um nunmehr abschließend zu resumieren, DAGOBERT SIGISMUND VON WIMPFFEN bzw. DAGOBERT SIGISMOND DE WIMPFFEN (geb. 1782 auf Schloss Günthersburg bei Frankfurt a. M. – gest. 1862 in Bavent unweit Caēn/Normandie), der Zweitjüngste der sechs Söhne des Begründers vom c) Franzens Zweig FRANZ LUDWIG VON (FRANÇOIS LOUIS DE) WIMPFFEN (1735 – 1800), in die nur durch den in den Zivildienst Frankreichs als Forst- und Wasserbauinspektor getretenen Zweitältesten FRANZ KARL EUGEN (1762 – 1835) unterbrochene Folge jener fünf anderen Söhne ein, die in den Militärdienst getreten sind und dort ohne Ausnahme hohe bis höchste Rangstellungen erreicht, dazuhin lebensbegleitend an den vom letzten Jahrzehnt des 18. bis fast hin zur Mitte der 20er Jahre des 19. Jahrhunderts durch Europa gezogenen sog. Koalitionskriegen (Revolutionskriege, Napoleonische Kriege, Freiheitskriege) und somit an den damals Europa überzogenen unzähligen Schlachten teilgenommen, mehr oder minder viele Verwundungen erlitten haben sowie mit hohen bis höchsten Orden ausgezeichnet worden sind. Im Falle des Vorgenannten kommen wir beim Durchzählen der aufgeführten Teilnahme an Schlachten auf etwas mehr als ein Dutzend Orte und auf drei schwere bis schwerste Verwundungen. Die von Dagobert Sigismund erreichten Höchststufen der Ordens-Auszeichnung und des Offiziers-Dienstgrades sowie Umfanges seines Befehlsbereiches waren:„Kommandeur der Legion d’Honneur“ (1823), „Maréchal de Camp“ = „Feldmarschall“ und „Département-Militärbefehlshaber“ (1834). Im Gegensatz zu allen seinen fünf Brüdern ist er ohne Nachkommnen geblieben, so dass – im Gegensatz zu allen diesen – in Constantin von Wurzbachs II. Stammtafel vom Namen desselben und demjenigen seiner Gattin nichts Weiterführendes ausgeht.