Q. Russisch-preußische Seitenlinie

Wie der älteste Sohn des Begründers des c) Franzens Zweigs Franz Ludwig von Wimpffen namens FREIHERR GEORG FRANZ VON WIMPFFEN (1760 – 1806) der Generation 12 vom französischen in den russischen Militärdienst übertritt, dadurch eine Russisch-preußische Seitenlinie der Von Wimpffen entsteht und dessen Urenkel BARON WALDEMAR VON WIMPFFEN (1872 – 1919) als späterer BISCHOF LEONTIJ in der russischen Revolution in Astrachan sein Leben unter den Kugeln eines Tscheka-Kommandos verliert und in einer Grube verscharrt wird. 

Somit ist die Hinwendung der bereits mehrfach mit Namen, Geburtsort und Geburtsdatum angezeigten ein ganzes Dutzend umfassenden Schar Kinder des oben Erstgenannten FRANZ LUDWIG VON WIMPFFEN (1732 – 1800)  – siehe diese alle in der II. Stammtafel von Wurzbach auf der grün markierten durchgehenden Generationsleiste 12 bzw. XIV – und darunter insbesondere zu seinen sechs Söhnen angezeigt, die mit Ausnahme des zweiten in den Forst- und Wasserbaudienst Frankreichs getretenen FRANÇOIS CHARLES EUGÈNE DE WIMPFFEN/FRANZ KARL EUGEN VON WIMPFFEN (1762 – 1835) alle in den Militärdienst getreten sind und in diesem im Sinne der großväterlichen und väterlichen Intentionen alle hohe bis höchste Rangstufen erreichten.

Was den ältesten Sohn des Franz Ludwig von Wimpffen namens GEORGE FRANÇOIS DE WIMPFFEN bzw. GEORG FRANZ VON WIMPFFEN, geboren am 12. Oktober 1760 in Frankfurt am Main, gestorben am 27. Juni 1806 (statt 1807, wie in Wurzbachs II. Stammtafel angegeben ist) zu Lunéville an den Folgen der Verwundung durch einen Schwerthieb in der Schlacht von Austerlitz, betrifft, so erscheint hier dessen Behandlung wie auch die seiner Nachkommen im Blick darauf geboten, dass durch diesen sich die Von Wimpffen nach Preußen und Russland hin ausgebreitet haben und dadurch eine RUSSISCH-PREUßISCHE SEITENLINIE entstanden ist. Diese findet sich herausgestellt in der nachstehend gezeigten

  • Abb. Q 1: Ausschnitt der nachträglich mit der Generationen-Zählung versehenen II. Stammtafel des C. von Wurzbach, welche die Russisch-preußische Seitenlinie (neben rechterhand Teilen des Französischen Nebenzweiges) der Von Wimpffen zeigt, an deren Anfang GEORG VON WIMPFFEN (1760 – 1806) der Generation XIVc bzw. 12c steht und an deren Ende die Brüder der Generation XVIIc bzw. 15c namens PETER VON WIMPFFEN (geb. 1869) und WALDEMAR = VLADIMIR VON WIMPFFEN (geb.1873, erschossen 1919 in Astrachan als russischer BISCHOF LEONTIJ) zu finden sind. 

Aus der in der II. Stammtafel beim Letztgenannten beigegebenen Textergänzung ist zu ersehen, dass das Leben des Urenkels von GEORG FRANZ (der Zweitvorname FRANÇOIS bzw. FRANZ ist ihm vom Vater her überkommen) namens WALDEMAR ein ganz besonders tragisches Ende genommen hat.

Wurzbach, bei dem der Zweitvorname FRANÇOIS bzw. FRANZ nicht erscheint, schreibt, um mit der genauen Schilderung des Werdens und Sterbens dieser Russisch-preußischen Seitenlinie zu beginnen, in seiner Lebensbeschreibung Nr. 19 über GEORG VON WIMPFFEN, wie er diesen nennt, Folgendes (die in Klammer gesetzten Textteile in Aufrechtschrift stellen meinerseitige Ergänzungen und Berichtigungen dar; die Zielnamen sind hier durch Großschrift herausgehoben):
„GEORG Freiherr (geb. zu Frankfurt a. M. 12. October 1760, gest. zu Luneville  27. Juni 1807 (richtig: 1806) ) … Der älteste Sohn des Generals FRANZ LUDWIG (Nr. 16) aus dessen Ehe mit MARIE KUNIGUNDE VON GOY, widmete auch er, den Traditionen seiner Familie folgend, sich dem Waffendienste, und zwar anfänglich in der französischen Armee, in welcher er bald Lieutnant im Regimente Elsaß wurde. Bei Ausbruch der Revolution verließ er, da er unter der Republik nicht dienen wollte, die Armee und trat in russische Dienste über, in welchen er eine überraschend schnelle Carrière machte, denn wenig mehr als 40 Jahre alt, bekleidete er bereits die Stelle eines kaiserlich russischen Generallieutnants. Doch in der (am 02. 12. 1805 stattgefundenen) Schlacht bei Austerlitz (in dieser stehen sich die Truppen von Zar Alexander I. und Kaiser Franz II. denen von Kaiser Napoleon I. gegenüber) gerieth er in französische Gefangenschaft und starb auch in derselben im Jahre 1807 (richtig ist: 1806) zu Luneville an den Folgen seiner Wunden. Freiherr Georg war mit einer Tochter (siehe in der II. Stammtafel, wo es heißt: N. VON PALLAS; = NATALIE bzw. NATALJA VON PALLAS) des russischen STAATSRATES VON PALLAS, eines als Naturforscher und Reisender berühmten Gelehrten vermält, welcher Ehe nur ein Sohn WALDEMAR (russisch VLADIMIR) entstammt, der diese russisch-preußische Seitenlinie der WIMPFFEN fortpflanzte.”
Siehe hierzu die

  • Abb. Q 2a: Natalja Baronin von Wimpffen (Gemälde), entnommen (unter Übernahme der dortigen Benamung) dem Aufsatz des Dr. Hans H. von Wimpffen „Grigorij Franzowitsch Freiherr von Wimpffen“ (zu finden in dessen Website „wimpffen.de“ in der Rubrik „Biographien“).

  • Abb. Q 2b: Georg von Wimpffen als russischer Offizier in ordensgeschmückter Paradeuniform zusammen mit seiner Gattin Natalie (Natalja), geb. von Pallas (Fotografie); entnommen dem Aufsatz des Dr. Hans H. von Wimpffen „Leontij von Wimpffen“ (zu finden in dessen Website „wimpffen.de“ in der Rubrik „Biographien“).

Unter Entnahme hauptsächlich aus Wikipedia („Peter Simon Pallas“) sowie aus den vorbenannten beiden Abhandlungen des Dr.  Hans H. von Wimpffen ist Folgendes zu ergänzen: Der volle Name des Schwiegervaters des Georg von Wimpffen war PETER SIMON PALLAS (1741 – 1811). Dieser vielseitig begabte und interessierte Sohn eines an der Berliner Charité tätig gewesenen Ersten Wundarztes war von diesem zum Praktischen Arzt beim preußischen Militär bestimmt. So kam es nach bereits mit 13 Jahren in Berlin am Collegium medico-chirurgicum begonnenen und an den Universitäten Halle, Göttingen sowie Leiden/Holland fortgesetzten Medizin-Studien dazu, dass er 1760 mit erst 19 Jahren mit einer Schrift über die Eingeweidewürmer promovierte. Doch hatte er gleichzeitig nicht nur zahlreiche Sprachen, alte wie neue (später sogar Russisch und Tartarisch) gelernt, sondern auch Mathematik- und Physik-Vorlesungen besucht und ganz besonderes Interesse an der Zoologie entwickelt. Somit sah er sich als künftigen Naturforscher und strebte nach ersten wissenschaftlichen Veröffentlichungen in der Zoologie, zunächst ohne Erfolg, eine Anstellung als Naturforscher an. Somit widmete er sich über drei Jahre hinweg (1764 – 1767) in Holland der Ordnung und Beschreibung von Naturaliensammlungen. In das Jahr 1764, er ist erst als 23 Jahre alt, fällt auch die ihm zur Ehre gereichende und Erfolg anzeigende Erwählung zum Mitglied der Royal Geographical Society (Sitz London) wie auch  der Deutschen Akademie für Naturforscher Leopoldina. 1767 auf Drängen des Vaters nach Berlin zurückgekehrt, gewinnt er auch – schicksalsbestimmend – die Mitgliedschaft der Russisch-Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften und dazuhin das Angebot einer Professur für Naturgeschichte in Sankt Petersburg, welches er – entgegen den Zielen des Vaters – annimmt. Damit wird ihm die Leitung zahlreicher Expeditionen zur Erforschung des großen russischen Reiches, insbesondere von Sibirien, anvertraut, die nach dem Willen der deutschstämmigen ZARIN KATHARINA II. der Verbesserung des Ansehens ihres Landes dienen sollen. So veröffentlicht er 1772 sein 2.000 Seiten umfassendes Werk des Titels „Reise durch verschiedene Provinzen des russischen Reiches“, das ihn in ganz Europa bekannt und berühmt macht. Er hatte seinen Wohnsitz zunächst in Sankt Petersburg, verlegte diesen jedoch, von der Zarin mit Landgeschenken bedacht, nach Simferopol, dem Hauptort der Halbinsel Krim. Dort lebte er 1795 bis 1810 auf seinem ihm von der Zarin geschenkten Gut, wo er eine Sternwarte errichtete und sich auch als Astronom betätigte.
Durch Intervention der Zarin wurde auch sein Schwiegersohn GEORG VON WIMPFFEN, der seinen Wohn- und Dienstsitz zunächst in Riga gehabt hatte, nach Simferopol in das dortige Garderegiment versetzt. Die einleitend konstatierte Tragik liegt nicht allein in dessen frühem Lebensende im 46. Lebensjahr als Opfer im Kriegsdienst für sein neues Vaterland Russland; sondern diese wird dadurch verstärkt, dass er in der Gefangenschaft ausgerechnet seines Heimatlandes Frankreich gelangt und dort seiner Verwundung erlegen ist. Das gesamte außergewöhnliche Geschehen wird von Dr. Hans H. von Wimpffen in der bereits angeführten Abhandlung „Grigorij Franzowitsch Freiherr von Wimpffen“ folgendermaßen geschildert, wobei hier einige Kürzungen vorgenommen sind:
„Am 29. Oktober 1805 befehligte er, mittlerweile zum General-Leutnant befördert, die 3. Angriffskolonne unter dem General Pryibischewski in der Schlacht bei Austerlitz.- … In einem Handgemenge mit französischen Dragonern … wurde er durch einen Schwerthieb … schwer verwundet. Man brachte ihn vor Napoleon, der seine Hochachtung für sein tapferes Verhalten aussprach. Der Leibarzt Napoleons Larrey versorgte ihn, anschließend wurde er nach Luneville transportiert, wo er am 27. Juni 1806 seiner Verwundung erlag.- Der preußische König verlieh ihm den Orden Pour le Mérite.“   
Im Jahr 1810, somit vier Jahre nach dem Soldatentod seines Schwiegersohnes, kehrte Peter Simon Pallas, so kann der Dr. Hans H. von Wimpffens erstgenannten obigen Betrachtung entnommen werden, mit seiner verwitweten Tochter Natalie in seine  Geburtsstadt Berlin zurück, wo er im Folgejahr 1811 starb und ein heute noch bestehendes Ehrengrab auf dem Friedhof Berlin-Kreuzberg erhielt.

Was die Nachkommen des GEORG VON WIMPFFEN bis hin zu seinen Urenkeln betrifft, so erbringen die Angaben der II. Stammtafel von Wurzbach (siehe diese in der obigen Abb. Q 1) die Generationssegmente ganz links von XVc bzw. 13c bis hin zu XVIIc bzw. 15c) sowie im „Gothaischen Taschenbuch der freiherrlichen Häuser für das Jahr 1866” zusammengefasst folgendes, allerdings hinsichtlich der Lebensdaten nur lückenhafte, Bild:

Sohn (Generation XVc bzw. 13c):
VLADIMIR GRIGORJEWITSCH VON WIMPFFEN
bzw. sich ab 1830 nennend
WALDEMAR FREIHERR VON WIMPFFEN,
geb. am 25. Sept. 1801
zu Sympheropol in Taurien
(das ist der alte Name für die Halbinsel Krim),
gest. am 03. Dezember 1865
als königlich preußischer Leutnant a. D.
Dieser soll sich auch literarisch betätigt, so Gedichte veröffentlicht haben.
Er war verheiratet mit:
1) der Witwe JOHANNA ROSENHOF,
gest. 04. Februar 1841 zu Gräfenberg;
2) ab 03. Januar 1843 mit LUISE WILHELMINE THERESE VON ERCK,
geb. 23. Juli 1826 in Berlin, gest. 03. Dezember 1865.

Enkel = Kinder aus der 2. Ehe des Sohnes (Generation XVIc bzw. 14c):
1. LEBERECHT HEEREMANN FELIX, geb. 26. August 1844 zu Berlin,
königlich preußischer Lieutnant im Garde-Kürassier-Regiment;
verh. mit EMMA bzw. LJUBOVA PETROVNA WOJKOW (auch: VOJKOV geschrieben);
2. MAXIMILIAN, geb. 1845, gest. bereits 1851;
3. ANNA MARIA GABRIELE, geb. 30. Oktober 1850,
verh. mit JOHANN HERWATH VON BITTENFELD;
4. OLGA MARTHA VERONICA, geb. 26. Oktober 1852,
verh. mit EDMUND VON STEINWEHR.

Urenkel = Kinder des Leberecht (Generation XVIIc bzw. 15c):
1. PETER, geb. 1869 ;
2. WALDEMAR, geb. 1872.

Die am Schlusse dieser Zusammenstellung aufgeführten beiden Söhne des LEBERECHT namens PETER und WALDEMAR seien, so stellt Dr. Hans H. von Wimpffen im zweitletzten Abschnitt seiner Abhandlung „Grigorij Franzowitsch Freiherr von Wimpffen“ fest, in den 1920er Jahren nach den USA ausgewandert. Und er fügt an: „Dort, in Washington DC (gemeint damit: die Hauptstadt der USA) verlieren sich die Spuren dieser russischen Linie der Familie von Wimpffen.“ Diesbezüglich des Jüngeren der beiden Brüder namens Waldemar liegt ein im Zuge der komplexen Materie sich eingeschlichener Fehler vor, der sich quasi von selbst dadurch behebt, dass der Autor diesem sowohl in der älteren Website-Reihe „wimpffen.hu“ als auch in der jüngeren solchen „wimpffen.de“ innerhalb der Rubrik „Biographien“ eine den Titel „Leontij von Wimpffen“ tragende höchst umfängliche – vornehmlich auf russischen Quellen fußende – Abhandlung gewidmet hat, aus der folgendes diesbezüglich Korrigierende hervorgeht: Aus diesem WALDEMAR wurde zunächst der russische MÖNCH und später der russische BISCHOF LEONTIJ, dessen Lebensgang keineswegs sich mit demjenigen seines älteren Bruders in den 1920er Jahren in den USA verloren hat, sondern der auf noch tragischere Weise als sein Urgroßvater GEORG schon 1919 im Zuge der Geschehnisse der Russischen Revolution ein gewaltsam-schreckliches Ende durch Erschossenwerden in Astrachan zu Tode gefunden hat. Dieses ist im oben gezeigten Ausschnitt der Stammtafel II (siehe Abb. Q 1) von mir ergänzend eingefügt.
Dessen hier nunmehr darzustellender ebenso außergewöhnlicher wie komplexer Lebensgang folgt großteils der erstgenannten älteren der oben genannten  beiden  Abhandlungen des Dr. Hans H. von Wimpffen „Leontij von Wimpffen“. Da diese knappe 12 Seiten und 3 Abbildungen umfasst, muss deren Wiedergabe eine starke Raffung erfahren:

Dessen Vater LEBERECHT ließ sich um 1870 in Moskau nieder, wo Waldemar 1872 zur Welt kam. Kurz nach dessen Geburt konvertierte der Vater zum russisch-orthodoxen Glauben, so dass dem Sohn die russische Vornamensversion VLADIMIR FJODOROWITSCH gegeben wurde. Nach dem Abitur begann dieser in Kasan (heute in der russischen Republik Tatarstan) ein theologisches Studium, wurde schon während diesem Novize und erhielt 1898 die Priesterweihe mit gleichzeitiger Ernennung zum Diakon. Dann war er Mönch unter dem Namen LEONTIJ und nahm gleichzeitig die russische Staatsbügerschaft an. Nach Abschluss des Studiums der Theologie 1900 übernahm er zunächst die Aufsicht in einem Priesterseminar und arbeitete dann als Missionar in Peking. 1904 wurde er mit der Aufsicht und einer Dozentur des Priesterseminars in Kursk betraut; 1906 wurde er zum Abt des dortigen Klosters und gleichzeitig Pfarrer der Kirche der griechischen Botschaft in Kursk und im Herbst dieses Jahres zum Bischof von Tscheboksarki und Vikar des Kirchenbezirks Kazan berufen. Wenig später kam er in gleicher Funktion nach Jewarkand (Georgien), schließlich finden wir ihn 1915, d. h. im zweiten Jahr des ausgebrochenen Ersten Weltkriegs, als Vikar des Kirchenbezirks Orenburg unweit der Grenze zu Kasachstan, ausgangs 1916 als Vikar des Kirchenbezirks Saratow am Unterlauf der Wolga. Aus dieser Zeit des außerordentlich schnellen Aufstiegs als Bischof stammt die bei Dr. Hans von Wimpffen zu findende und nachfolgend gezeigte Fotografie

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  • Abb. Q 3: Bischof Leontij (1872 – 1919), der vormalige Waldemar Leberecht und spätere Vladimir Fjodorowitsch von Wimpffen.

Im Mai 1917 überträgt ihm die „Heilige Synode der Gesamtrussischen Kirche” das Amt des Bischofs des Klosters Pokrovo-Boldini in Astrachan, der großen Hafenstadt vor der Mündung der Wolga ins Kaspische Meer, und im Herbst desselben Jahres das Bischofsamt des gesamten Kirchenbezirks Astrachan. In den wachsenden Unruhen nach der russischen Februar- und Oktoberrevolution und des Bürgerkrieges kümmert er sich um den Erhalt der Kirchen, der Priesterseminare und der Klöster. Doch beginnt mit der Machtübernahme des Bolschewismus der Vernichtungsfeldzug auch gegen die Kirche. Zwar übernimmt er sogar noch das Amt des nach Moskau gehenden ERZBISCHOFS MITROFAN im Kirchenbezirk Krasnopol. Als im November 1918 nach dem gescheiterten Attentat gegen Lenin die Tscheka (Kommision gegen die Konterrevolution und Sabotage) die alleinige Macht übernommen hat und in der damaligen Phase einer zeitweiligen Niederlage der bolschewistischen Roten Armee gegen die gegenrevolutionäre Weiße Armee im Kaukasus sowohl verwundete Rotarmisten wie Weißarmisten in Astrachan untergebracht und laut Aufruf des Bischofs Leontij unterschiedslos versorgt werden sollen, beginnt sich der Ring der Verfolgung als Verschwörer um ihn zu schließen.
Dieses alles und wie es dazu kommt, dass er ausgangs Mai 1819 unter dem Kommando des Tschekisten ZINOVIJ ATARBJEKOW festgenommen wird, das steht bei Dr. Hans H. von Wimpffen in größter Ausführlichkeit zu lesen. Daraus ist auch zu erfahren, dass dabei seine „Vetternschaft” und seine und seiner Eltern Kontakte zu dem damals als großer General der Weißen Armee geltenden ROBERT VON UNGERN-STERNBERG alias ROMAN UNGERN VON STERNBERG (1885 – 1921), Abkömmling der 1880 in Wimpfen am Berg geschlossenen Ehe zwischen der FREIFRAU SOPHIE VON WIMPFFEN und dem deutsch-baltischen FREIHERRN THEODOR RUDOLF VON UNGERN-STERNBERG, eine unterstützende Rolle gespielt haben soll. Wie der Blick in die II. Stammtafel von Wurzbach zeigt, war der verwandtschaftliche Konnex dieser beiden ein sehr entfernter: Ihre Urgroßväter GEORG VON WIMPFFEN (1760 – 1807) und FRIEDRICH WILHELM VON WIMPFFEN (1784 – 184 ) waren Brüder gewesen (siehe diese am Anfang bzw. Ende der die ganze Blattbreite füllenden Generationsreihe XIVc bzw. 12c); demnach waren diese Vettern 3. Grades gewesen. Beim Adel war und ist es noch heute Sitte, weitläufige und somit schwer überschau- und definierbare Verwandtschaftsverhältnisse wie der vorliegenden Art pauschal mit „Vetter“ zu bezeichnen. In den Kapiteln W. Wilhelm von Wimpffen und X. Robert alias Roman wird über die vorgenannte Eheverbindung sowie den aus dieser hervorgegangenen ältesten missratenen Sohn ROBERT bzw. ROMAN noch ausgiebigst zu berichten sein. In der Abhandlung des Dr. Hans H. von Wimpffen ist in gleicher Ausführlichkeit wie über den Lebensgang des Bischofs Leontij auch über die gegen diesen angestrengten Beschuldigungen der Verschwörung und über die Verhöre im Tscheka-Gebäude in Astrachan und schließlich dessen dortige und des Erzbischofs Mitrofan gemeinsame Hinrichtung und Verscharrung in einer Grube an einem geheimen Ort berichtet.
Dieses traurige Geschehen des 23. Juni nach russischer bzw. 6. Juli nach deutschem Kalender des Jahres 1919 ist wie folgt auch in einem umfangreichen Buch der russischen Historikerin LUDMILLA GEORGIEVNA BUCHTORAJOVA des Titels (in Übersetzung) „Ein langer Weg durch drei Jahrhunderte” geschildert, das die ruhmreiche Geschichte des Klosters Johannes der Täufer in Astrachan darstellt und hierbei breiten Raum dem bunten Leben des Bischofs Leontij von Wimpffen und schließlich auch dessen schlimmem Sterben widmet:
„Um 3 Uhr in der Nacht vom 22./23. Juni erschien der Tscheka- Komandant Wolkow im Zimmer, in welchem sich die beiden Bischöfe nach ihrer Einlieferung in das Tscheka-Hauptquartier in der Villa des Kaufmanns Stepanov aufgehalten haben. Nach dem Augenzeugenbericht des Mitgefangenen Terechov geschah folgendes: Der Tscheka-Mann trat an das Feldbett des Erzbischof  heran und schrie: Aufstehen! Der Erzbischof zog seine Kutte an und wollte sich weiter anziehen, da trat der Tscheka-Mann an ihn heran, packte ihn am Kragen und zerrte den nur halb angezogenen Erzbischof aus dem Zimmer und stieß ihn hinaus in den Hof. Der Erzbischof, barfüßig, stolperte und fiel hin. Wolkow hob ihn hoch und stieß ihn in Richtung einer Ecke des Hofs. Anschließend wurde auch Bischof Leontij in den Hof gestoßen und ebenfalls in die Ecke geführt, wo sich der Erzbischof Mitrofan befand. Dem Bischof wurde nicht gestattet, seine Kutte überzustreifen, auch stand er halb nackt in der Ecke des Hofs. Wolkow und die beiden Tscheka-Kommissare Doktuschow und Atarbjekow gaben den Soldaten den Befehl, die beiden Kirchenmänner zu erschießen. Doch die Soldaten weigerten sich, den Befehl auszuführen, nachdem Mitrofan sie im Angesicht des Todes gesegnet hatte. Daraufhin trat Atarbjekow an einen der Befehlsverweigerer und erschoß ihn aus nächster Nähe mit einem Revolver.- Bischof Leontij und Erzbischof Mitrofan haben auf dem Boden knieend sich umarmt, sie wurden durch eine Salve des Hinrichtungspeletons erschossen.- Am nächsten Tag erschien in der Astrachaner Zeitung die Nachricht über die Hinrichtung der beiden Bischöfe. Sie gehörten zu den 61 Bischöfen, die seit dem Beginn des Roten Terrors hingerichtet wurden.”

Hierzu seien gezeigt:
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  • Abb. Q 4: Ansicht des den Titel „Дорога длиною в три столетия” (gesprochen: Doroga dlinoyu v tri stoletiya) sowie darunter die englische Übersetzung „A long path through three centuries” (Ein langer Weg durch drei Jahrhunderte) desselben tragenden Buchwerkes von L. G. Buchterowa, das die Geschichte des Klosters Johannes der Täufer in Astrachan wiedergibt und sich auch mit dem Leben von Bischof Leontij von Wimpffen befasst.

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  • Abb. Q 5: Eine Ikone, die den Bischof Leontij von Wimpffen darstellt.

Ergreifend ist vor allem auch die anschließende Schilderung der Aufzeichnungen der Augenzeugin NINA DIMITRIJEWNA KUZNEZOVA über das Schicksal des Bischofs Leontij von Wimpffen über die Zeit vor und nach dessen Hinrichtung sowie die an dessen und des Erzbischofs Mitrofan Grab als Wunder betrachtete Heilung eines todkranken Mädchens, außerdem die Suchaktion und Wiederentdeckung sowie Verehrung der vermuteten Grabstätte der beiden Hingerichteten in der Zeit der Perestroika in der Nähe des Boldanski-Klosters in Astrachan durch regelmäßig an dieser und der Hinrichtungsstätte stattfindende Feldmessen, dazu über das auf Vorschlag der Gläubigen des Kirchenbezirks Astrachan einzuleiten versuchte Heiligsprechungsverfahren.
Im Hinblick auf den Umstand, dass Dr. Hans H. von Wimpffens gleichlautende jüngere Lebensdarstellung „Leontij von Wimpffen“, die unter „wimpffen.de“ zu finden ist, eine wesentliche Erweiterung erfahren hat und somit jetzt 19 ½  Seiten sowie 6 Abbildungen fast den doppelten Umfang der früheren solchen umfasst, wäre eigentlich eine erweiternde Überarbeitung des vorstehenden Textes angezeigt. Doch möchte ich es dabei belassen, lediglich die Empfehlung zu geben, den vollen Text in der vorgenannten Homesite, Rubrik „Biographien“, nachzulesen.